Fußball

Kreuzer und Lasogga vor Abschied HSV steht vor einem Machtkampf

Sinnbildlich für die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte: Manager Oliver Kreuzer, links, hier mit Trainer Mirko Slomka.

Sinnbildlich für die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte: Manager Oliver Kreuzer, links, hier mit Trainer Mirko Slomka.

(Foto: dpa)

Die Fußballprofis des Hamburger SV dürfen zwar weiter in der Bundesliga spielen - doch wie geht es weiter? Alles andere als ein radikaler Umbruch wäre Harakiri. Das heißt nicht, dass sie sich beim HSV einig wären. Die Fronten formieren sich.

Nach dem Klassenerhalt ist vor dem Totalumbruch: Dieses Mal hat der Hamburger SV das größte anzunehmende Desaster noch einmal abwenden können, doch bei einigen Protagonisten sowohl im sportlichen Bereich als auch auf Funktionärsebene wird die Freude über den Verbleib in der Fußball-Bundesliga nur kurz währen. Der Klassen-Dino steht strukturell und personell vor einem radikalen, neuen Anfang.

Nun beginnt der Kampf um die Zukunft und die Meinungshoheit im Verein. Die geplante Umstrukturierung und eine damit verbundene Ausgliederung der Profiabteilung, die unter dem Stichwort "HSVPlus" Schlagzeilen macht, gilt keinesfalls als gesichert. Schon am kommenden Sonntag - eine Woche vor der zukunftsweisenden Mitgliederversammlung - stellt Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hunke sein Konzept unter dem Slogan "HSV-Allianz" vor, eine Bewegung, die sich als Gegenpart zur der von Otto Rieckhoff initiierten Reform "HSVPlus" versteht. Was bleibt, sind viele Interessen, viele Handelnde, die unter dem Deckmantel, die wahren Interessen des Klubs zu vertreten, ein Machtkampf ausfechten, zum Schaden des Vereins, der Fans.

Bei aller strukturellen Unsicherheit gilt dagegen als gesichert, dass Sportdirektor Oliver Kreuzer seinen Hut nehmen muss. Für alle Kritiker steht der 48-Jährige sinnbildlich für die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte. Vor allem in der Außendarstellung machte Kreuzer oftmals eine unglückliche Figur, die Krise der Hamburger adäquat und realistisch zu verkaufen. Als Nachfolger ist ein alter Bekannter im Gespräch: Dietmar Beiersdorfer. Sowohl im Lager Hunke als auch bei Fürsprechern Rieckhoffs gilt der ehemalige HSV-Profi als Wunschkandidat. Der 50-Jährige, derzeit in Diensten von Zenit Sankt Petersburg, arbeitete bereits von 2002 bis 2009 in Hamburg und lotste 2004 unter anderem prägende Figuren wie Rafael van der Vaart, Nigel de Jong und Ivica Olic in die Hansestadt. Ob er sich unter diesen Vorzeichen nochmals zur Verfügung stellt , bleibt abzuwarten. Finanziell tanzt der Verein seit Jahren auf dem Vulkan, eine Tatsache, die Beiersdorfer besonders bei der Kaderplanung Kopfzerbrechen bereiten würde.

Calhanoglu und Lasogga verlassen die Hansestadt

Auf die sportliche Führung wartet viel Arbeit. Die Mannschaft braucht ein neues, junges Gesicht, und das mit begrenzten finanziellen Mitteln. So gilt der Abschied von Youngster Hakan Calhanoglu als beschlossene Sache. Trotz des Klassenerhalts und eines Vertrags bis 2018 steht der Mittelfeldspieler vor einem Wechsel zu Bayer Leverkusen. 12 Millionen dringend benötigte Euro soll der Deal in die leeren Kassen der Hansestädter spülen. Calhanoglu-Berater Bektas Demirtas habe die vertraglichen Rahmenbedingungen bereits ausgehandelt, heißt es laut übereinstimmenden Medienberichten. (Noch)-Sportchef Kreuzer wiegelt derlei Berichte ab: "Er wird definitiv HSV-Spieler bleiben."

Auch ein Verbleib von Pierre-Michel Lasogga ist nahezu ausgeschlossen. Der Stürmer, der im Sommer auf Leihbasis von Hertha BSC nach Hamburg gewechselt war, soll zur neuen Saison in die Hauptstadt zurückkehren. Auch ein Transfer zu einem Top-Club scheint nicht ausgeschlossen. Der HSV guckt im Fall Lasogga in die Röhre. Ein möglicher Kauf des Angreifers scheitert an den finanziellen Möglichkeiten, zudem wecken die Leistungen des mit 13 Treffern erfolgreichsten Torschützen der HSV Begehrlichkeiten bei ambitionierten, kaufkräftigen Klubs. Und große Sprünge finanzieller Art sind für die Hamburger nicht möglich. Ausufernde Gehälter nehmen dem Bundesliga-Dino seit Jahren die Luft zum Atmen. Auch mittelbegabte Spieler verdienen im hohen Norden exorbitante Summen, munkelt man in der Branche. Altgediente Leistungsträger müssen von der Gehaltsliste, um neue Spielräume zu schaffen.

Auf der Liste möglicher Abgänge taucht das Who ist Who des Vereins auf. Marcell Jansen darf und soll den Club für eine festgeschriebene Ablöse von fünf Millionen Euro verlassen. Heiko Westermann, Rafael van der Vaart, René Adler, Ivo Ilicevic, Torgay Arslan - nach dem Willen der Verantwortlichen kann sich jeder der Großverdiener einen neuen Verein suchen. Ein Neustart muss her, in allen Bereichen. Ansonsten ist es nur eine Frage der Zeit, bis die letzte Stunde für den HSV geschlagen hat. Trainer Mirko Slomka hat die Zeichen der Zeit scheinbar erkannt: "Die neue Spielzeit beginnt schon Montag. Wir brauchen eine neue Organisation, die Mannschaft neue Gesichter, damit die neue Saison nicht wieder so endet."

Quelle: ntv.de, sport.de

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