Deutsches EL-Halbfinale geplatzt HSV weiter, Wolfsburg raus
08.04.2010, 23:14 UhrNur der Hamburger SV steht im Halbfinale der Europa League, der VfL Wolfsburg ist gescheitert: Während die Wolfsburger dem FC Fulham auch im eigenen Stadion unterliegen, gewinnt der HSV in Lüttich - und träumt nun weiter vom Finale im eigenen Stadion.

Versöhnt mit ihrer Mannschaft: Die HSV-Fans dürfen weiter vom Finale im eigenen Stadion träumen.
(Foto: dpa)
Der Hamburger SV hat als einziger deutscher Vertreter das Halbfinale der Europa League erreicht. Der HSV setzte sich gegen den belgischen Verein Standard Lüttich nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel auch in Belgien durch, diesmal sogar mit 3:1. Für die Hamburger ist nun Wolfsburg-Bezwinger FC Fulham aus England am 22. und 29. April der letzte Prüfstein vor dem möglichen Endspiel im eigenen Stadion am 12. Mai. Fulham hatte sich beim enttäuschenden VfL Wolfsburg mit 1:0 durchgesetzt. Das Hinspiel hatten die Engländer im eigenen Stadion mit 2:1 gewonnen.
Im Gegensatz zu den Wolfsburgern hat das Team von HSV-Trainer Bruno Labbadia nun weiterhin die Chance, eine durchwachsene Saison mit dem ersten Titelgewinn seit 23 Jahren zu retten. Im zweiten Halbfinale stehen sich der FC Liverpool und Atletico Madrid gegenüber, die damit den möglichen Finalgegner ausspielen.
Wolfsburg-K.o. nach 23 Sekunden
Wer in Wolfsburg auf eine Aufholjagd der Gastgeber gehofft hatte, der wurde schnell enttäuscht. Ein Blitztor schockte die "Wölfe" nachhaltig. Der Gegentreffer von Bobby Zamora nach nur 23 Sekunden entschied vor 24.834 Zuschauern, unter ihnen Hollywood-Star und Fulham-Fan Hugh Grant, eine Begegnung, in der der Bundesligaclub an seinen eigenen hohen Erwartungen scheiterte.
Der große Wolfsburger Optimismus hatte bereits vor dem Anpfiff einen Dämpfer erhalten. Abwehrspieler Alexander Madlung, Torschütze im Hinspiel, fiel mit einer Oberschenkelverletzung kurzfristig aus. Für ihn rückte Jan Simunek in die Innenverteidigung. Ehe sich der Tscheche richtig orientiert hatte, klingelte es bereits im Wolfsburger Kasten. Zamora tanzte Simunek aus und gegen den platzierten Schuss des Fulham-Torjägers war VfL-Keeper Diego Benaglio machtlos. "Das war sehr ärgerlich und darf auf diesem Niveau nicht passieren", kritisierte der angeschlagene Madlung in der Halbzeit. Besser wurde es auch danach nicht. Fulham blieb die bessere Mannschaft, vergab aber fahrlässig gute Chancen zum vorentscheidenden 2:0. So durfte Wolfsburg weiter hoffen: Mehr als ein Kopfball an den Pfosten durch Edin Dzeko in der 84. Minute sprang aber nicht mehr heraus.

Mladen Petric erzielte in der 35. Minute eines der schönsten Tore der Europa-League-Saison.
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"Das war zu wenig. So wie wir aufgetreten sind, hatten wir das Weiterkommen nicht verdient", gab Spielmacher Zvjezdan Misimovic selbstkritisch zu. "Fulham hat gut verteidigt. Bei uns hat die letzte Überzeugung gefehlt", analysierte VfL-Torwart Diego Benaglio die 90 Minuten.
Hamburg mit starker erster Halbzeit
Der HSV machte hingegen in Lüttich mit dem 2:1-Heimsieg im Rücken schon zur Pause alles klar. Vor 29.000 Zuschauern im Maurice-Dufrasne-Stadion war Petric der Mann des Abends. Nach tagelanger Unruhe wegen Guerreros Ausraster und der Medienschelte gegen Labbadia gingen die HSV-Profis vor Spielbeginn mit einem großen Banner "Wir für Euch - Ihr für uns" auf Schmusekurs. Die mitgereisten Fans zeigten sich versöhnlich. Der reumütige Sünder Guerrero, in der Bundesliga für fünf Spiele gesperrt, blieb zunächst draußen und erzielte dann sogar noch ein Tor: "Es ist ein glücklicher Tag für mich. Es war eine schwierige Woche. Ich habe versucht, mich zu konzentrieren."
Mit Ballkontrolle und Kombinationssicherheit trumpfte der HSV auf. Schon in der 19. Minute köpfte Petric eine abgefälschte Flanke von Ze Roberto mühelos zum 1:0 ein. Statt beruhigt ihre technische und taktische Überlegenheit auszuspielen, verfielen die HSV-Asse bei Poccognolis Freistoß in kollektiven Tiefschlaf. Standards brasilianischer Kapitän Igor de Camargo, von Gladbach umworben, schaffte ebenfalls per Kopf ungehindert den Ausgleich.
Sichtlich bemüht um positive Signale, hatte der angespannte Labbadia die Dienstreise nach Lüttich zu einem "Festtag" ausgerufen. Für Vollzeittorjäger Petric hat sich der emotionale Betriebsausflug ganz besonders gelohnt. Nach einer tollen Flanke von Dennis Aogo gelang dem Kroaten mit einem Fallrückziehern Marke "Tor des Monats" die 2:1-Halbzeitführung. In der Nachspielzeit traf dann noch Guerrero.
"Das ist ne tolle Sache, ein ganz besonderes Gefühl", lobte HSV-Trainer Bruno Labbadia sein Team nach dem bestandenen Charaktertest, "die Mannschaft hat sehr souverän das Spiel gestaltet und auch an sich gelaubt." Für Guerrero freute er sich "ganz besonders", über die negative Stimmung der vergangenen Wochen dagegen nicht. Das sei "extrem" gewesen. "Eigentlich müsste ich sagen, ich trainiere die größte Krisenmannschaft der Bundesliga", ergänzte er süffisant. Nach dem Erfolg in Lüttich ist beim Bundesliga-Dino aber vorerst wieder alles gut.
Quelle: ntv.de, dpa