"Zu spät zurück in der Realität" Hertha-Präsident findet harte Worte für Vorgänger
11.12.2022, 20:54 Uhr
Kay Bernstein hat ein intensives halbes Jahr hinter sich.
(Foto: IMAGO/RHR-Foto)
Erst seit wenigen Monaten ist Kay Bernstein Präsident von Hertha BSC, doch die Zeit genügt, um wichtige Prozesse anzustoßen, wie er sagt. Die seien auch dringend nötig, denn frühere Entscheider hätten eine "Mammutaufgabe" hinterlassen.
Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt lässt Präsident Kay Bernstein an den vorherigen Entscheidungsträgern bei Fußball-Bundesligist Hertha BSC kein gutes Haar. "Hertha hat den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht und sich brutal verhoben", sagte Bernstein im "Kicker"-Interview: "Der Klub wollte zu schnell zu viel - und ist zu spät in die Realität zurückgekehrt."
Die 374 Millionen Euro von Investor Lars Windhorst sind größtenteils aufgebraucht, der Hauptstadtklub steht finanziell wie sportlich vor ungewissen Zeiten. "Wir wissen, dass es eine Mammutaufgabe ist, diese Erblast umzudrehen. Aber wir haben die Kraft dafür", meinte Bernstein. Er fordert beim Konsolidierungsplan Kreativität und einen langen Atem. Liquiditätsprobleme sieht er aktuell zwar keine, aber: "Klar ist: Wir müssen den Gürtel enger schnallen, ohne uns die Luft abzuschnüren."
Der frühere Hertha-Ultra Bernstein, der sich bei der Wahl Ende Juni überraschend gegen den in Berlin stark vernetzten Unternehmer und Politiker Frank Steffel durchgesetzt hatte, berichtete zudem von einem besseren Zusammenarbeiten innerhalb des Klubs. "Es ist ein Prozess, der noch nicht beendet ist. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg, das Gift rauszubekommen", sagte der Präsident. Er spüre ein "größeres Miteinander", man habe "ein Wir-Gefühl geschaffen und den Verein wieder geeint".
Windhorst war mit seinem Unternehmen Tennor 2019 bei dem Berliner Klub eingestiegen und hatte Anteile der ausgegliederten Profiabteilung für 374 Millionen Euro erworben. Nach zahlreichen Streitereien hatte er Anfang Oktober erklärt, sein Investment bei Hertha zu beenden und seine Anteile zu verkaufen. Er hatte die Anteile dem Klub "zum damaligen Kaufpreis" zum Rückkauf angeboten. Seine Anteile an Hertha BSC verkaufte Windhorst schließlich an das Unternehmen 777 Partners mit Sitz in Miami. "777 Partners, ein strategischer Investor in Fußballclubs weltweit, und die Tennor Holding haben vereinbart, dass 777 Partners die Tennor-Anteile in Höhe von 64,7 Prozent an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA übernehmen wird", so das schriftliche Statement von Tennor. Über die Verkaufssumme wurde nichts bekannt.
Quelle: ntv.de, ter/dpa