Fußball

"Mit realistischem Blick ..." Herthas Geldnot zwingt Klubboss zum Wortbruch

Hertha-Präsident Kay Bernstein musste sich selbst korrigieren.

Hertha-Präsident Kay Bernstein musste sich selbst korrigieren.

(Foto: Jean-Marc Wiesner/dpa)

Hertha BSC braucht dringend Geld und das bringt den Klubboss, der einst mit ambitionierten Zielen antrat, in Schwierigkeiten. Für einen neuen Partner begeht Kay Bernstein nun einen Wortbruch.

In die laufende Zweitliga-Saison startete Hertha BSC vergangene Woche noch mit blanker Brust, nun ist ein neuer Trikotsponsor gefunden - das Engagement sorgt für Ärger. Und der Präsident muss sich unter Verweis auf die schlechte finanzielle Lage des Klubs für einen Wortbruch rechtfertigen. Denn das Geld - berichtet wird von einem jährlichen Engagement in Höhe von zwei Millionen Euro - kommt künftig von "CrazyBuzzer", einem Sportwettenanbieter.

Dass es so kommen würde, hatte Präsident Kay Bernstein, ehemaliger Ultra und zum Wahlkampf angetreten mit einer langen Liste an Forderungen für ein moralisches Fundament des Klubs, ehedem für sich ausgeschlossen. In einem "Sponsoring-Kodex" postulierte Wahlkämpfer Bernstein im vergangenen Frühjahr: "Grundsätzlich müssen alle Sponsorings auf Ethik und Zukunftsfähigkeit überprüft werden. Die Ausrede 'Wir brauchen aber das Geld!' ist eines Vereins wie Hertha BSC nicht würdig." Konkret gehe es eben darum, "die schmutzige Sportwetten-Kohle" abzulehnen. Nun hat die Realpolitik zugeschlagen, Hertha BSC steht das Wasser finanziell weiter bis zum Hals. Und auch mit "schmutziger Kohle" lassen sich Rechnungen bezahlen.

Dann meldete sich Bernstein erneut zu Wort, nur wenige Stunden, nachdem der Klub den Deal mit dem neuen Partner verkündet hatte: "Als Präsident ist der Spagat zwischen Fan-Idealismus und Real-Politik ein ständiger Bestandteil des täglichen Wirkens", schrieb Bernstein in einer Erklärung. "Dass in diesem Fall ein Widerspruch zu dem Visionspapier der Initiative ‚Wir Herthaner‘ aus dem Frühjahr 2022 auftritt, ist mir natürlich bewusst."

Teil des Wertegerüsts wird später aufgebaut

Notwendig wurde der Spagat, weil ein anderer Kandidat für die Premiumwerbefläche offenbar kurzfristig abgesprungen war. In einem Interview mit t-online.de hatte der 42-Jährige 2022 noch gewarnt: "Wir machen Sky, DAZN oder Amazon an und kommen an diesem Thema nicht vorbei. Mir geht es darum, zu sagen: Brauchen wir dieses Geld? Wir sollten nicht die Fans in die Hände der Wettmafia jagen." Nach Abwägung aller Informationen habe Bernsteine nun "dem für uns sehr wichtigen Vertrag" zugestimmt. Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens für Sportwettenanbieter wurden seitens Crazybuzzer alle nötigen Voraussetzungen zum Jugendschutz und zur Bekämpfung von Spielsucht getroffen. Darüber hinaus hat man sich in den gemeinsamen Gesprächen auf das "besondere Verantwortungsbewusstsein verständigt."

Einen Teil des Wertegerüstes des Vereins könne man dann stabil aufbauen, "wenn wir wirtschaftlich wieder voll handlungsfähig werden. Dafür werden unsere Gremien und alle Angestellten weiter mit vollem Einsatz kämpfen." Der Vertrag mit "CrazyBuzzer" soll zunächst über ein Jahr laufen. Aufgrund einer Deckungslücke in Höhe von rund 60 Millionen Euro hatte Hertha BSC nach dem Abstieg aus der Bundesliga zeitweilig sogar um die Lizenz für die Zweite Liga bangen müssen. Entsprechend sorgt der Deal auch für ein hörbares Aufatmen im Klub. "Die Kooperation mit CrazyBuzzer stellt einen wichtigen Schritt für Hertha BSC dar", wird Geschäftsführer Thomas E. Herrich in einer Mitteilung zitiert. Man danke "CrazyBuzzer für die wertvolle Unterstützung."

Quelle: ntv.de, ter

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