Fußball

Abwechslung von der Anklagebank Hoeneß geht ins Stadion, Daum hat Mitleid

Bayern-Präsident Uli Hoeneß verfolgte das Achtelfinalrückspiel gegen den FC Arsenal auf seinem Stammplatz im Münchner Stadion.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß verfolgte das Achtelfinalrückspiel gegen den FC Arsenal auf seinem Stammplatz im Münchner Stadion.

(Foto: dpa)

Nach einem unangenehmen Tag vor Gericht sucht Uli Hoeneß bei seinem FC Bayern Ablenkung von seinem Steuerprozess. Unerwarteten Zuspruch erhält der Bayern-Präsident derweil von seinem Intimfeind Christoph Daum.

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat sich nach dem zweiten Tag in seinem Steuerprozess in die heile Fußballwelt geflüchtet. Wie angekündigt, erschien er zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League im Münchner Stadion. Vor der Partie des deutschen Fußball-Rekordmeisters gegen den FC Arsenal zeigte sich der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Club-Chef äußerlich gelöst in einem Ehrengastbereich der Allianz Arena.

Hoeneß muss sich derzeit wegen Steuerbetrugs in Millionenhöhe vor dem Landgericht München II verantworten. Nachdem an den ersten beiden Prozesstagen bekannt wurde, dass Hoeneß ein Vielfaches der in der Anklageschrift genannten Summe hinterzogen hat, ist äußerst fraglich, dass das Urteil wie geplant am Donnerstag fällt.

Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer betonte vor der Partie im Bezahlsender Sky, dass Hoeneß "inhaltlich alleine damit zurechtkommen" müsse. "Aber nichtsdestotrotz sollte ein Verein und eine Mannschaft immer daran denken, was Uli für uns geleistet hat. Das ist für uns dann auch in so einem Spiel Verantwortung." Zuvor hatte Bayern-Coach Josep Guardiola angekündigt, "für Uli" gewinnen zu wollen. Auch die Aufsichtsräte des FC Bayern stützen Hoeneß bislang noch.

Daum empfindet "großes Mitgefühl"

Unerwarteten Zuspruch bekam der Bayern-Präsident von Fußballtrainer Christoph Daum. Der 60-Jährige, der als Intimfeind von Hoeneß gilt, sagte im Kölner "Express": "Ich hoffe sehr, dass er diesen schweren Kampf gewinnt." Er wisse "aus eigener Erfahrung, was jetzt in Herrn Hoeneß vorgeht. Ich empfinde großes Mitgefühl", betonte Daum. Hoeneß kämpfe "um seine Ehre und seine Existenz. Ich glaube ihm zu 100 Prozent, dass er den Überblick verloren hat und jetzt alle Karten auf den Tisch gelegt hat."

Diese Verteidigungsstrategie des Hoeneß-Lagers, vor Gericht jetzt alle Verfehlungen offenzulegen, ist durch den zweiten Prozesstag indes infrage gestellt worden. Nachdem Hoeneß zu Prozessbeginn in einem Geständnis eingeräumt hatte, statt 3,545 Millionen Euro sogar 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben, wurde der Bayern-Präsident nun durch die Aussage einer Steuerfahnderin widerlegt. Demnach hat Hoeneß möglicherweise sogar 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzogen.

Daum warnte dennoch vor einer Vorverurteilung des Steuerbetrügers Hoeneß. "Ich habe den Verdacht, dass an Herrn Hoeneß jetzt ein Exempel statuiert werden soll. So nach dem Motto: Jetzt haut mal alle drauf. Von einem Promi-Bonus, das weiß ich aus eigener Erfahrung, kann man nicht sprechen."

Das Verhältnis von Daum und Hoeneß ist seit langem zerrüttet. Im Jahr 2000 machte der damalige Bayern-Manager den Kokainskandal um den designierten Fußball-Bundestrainer publik. Daum musste auf die Anklagebank, verlor seinen Job als Trainer von Bayer Leverkusen und wurde nicht Bundestrainer. Das Verfahren gegen ihn wurde aber eingestellt.

Vorbei war der Zwist damit noch nicht. Als Daum 2011 im Abstiegskampf von Eintracht Frankfurt als Trainer verpflichtet wurde, kommentierte Hoeneß die Verpflichtung mit einer Anspielung auf Daums Kokain-Affäre. Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen, ätzte Hoeneß, müsse wohl "Pulver im Kaffee" gehabt haben.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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