Fußball

Ciao, Serie A – Hallo, Bundesliga! Hoeneß greift an, Europa zittert

Uli Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern.

Uli Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern.

(Foto: REUTERS)

Der europäische Fußball verändert sich, und der FC Bayern steckt mittendrin. Uli Hoeneß will den Klub wieder in die internationale Spitze hieven. Und die Bundesliga mitnehmen. Dafür greift der Ex-Manager tief in die Tasche. Über Jahrzehnte hatte Hoeneß eine alternativen Taktik versucht.

In den 1990er Jahren waren die Kräfteverhältnisse im europäischen Fußball klar. Mit Stars gespickte Mannschaften? Viel Geld? Internationale Titel? Das alles gab es in Italien. In der Serie A prassten die Vereine, Mäzenentum und Mauschelei in den Ehrenlogen der schmucken WM-Stadien sei Dank. Deutschland war 1990 Weltmeister geworden, aber die Spieler jagten nicht in der heimischen Bundesliga über den Rasen. Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann, Rudi Völler, Thomas Häßler, Stefan Reuter, Jürgen Kohler, später auch Karl-Heinz Riedle, Thomas Doll und Andreas Möller – sie alle gingen nach Rom, Turin oder Mailand. Der FC Bayern schob derweil jahrzehntelang die Erträge brav aufs Konto, und kann nun zum Schlag ausholen. Das könnte nicht nur den deutschen Rekordmeister zurück in die internationale Spitze führen.

Die Bundesliga hat in den vergangenen Jahren mächtig aufgeholt, und die Serie A wohl bald auch überholt. Wenn nicht alles gegen die deutschen Vereine läuft, knöpft Deutschlands Eliteklasse den Italienern kommende Saison einen zusätzlichen Champions-League-Platz ab. Schon jetzt kicken die Top-Verdiener im europäischen Spitzenfußball längst nicht mehr im Land der Pizza und Pasta, sondern bei Fish & Chips in England oder Paella in Spanien. Bastian Schweinsteiger, einer der besten defensiven Mittelfeldspieler der Welt, hätte sich seinen neuen Verein aussuchen können. Stattdessen verlängerte er seinen Vertrag bis ins Jahr 2016 und sagte: "Für mich ist es schöner mit Bayern München die Champions League zu gewinnen als mit Real Madrid."

Finanzieller Kraftakt

Bastian Schweinsteiger - für immer FC Bayern?

Bastian Schweinsteiger - für immer FC Bayern?

(Foto: dpa)

Mit einem finanziellen Kraftakt fixieren Ex-Manager Uli Hoeneß und Nachfolger Christian Nerlinger das Mannschaftsgerüst des deutschen Rekordmeisters für die kommenden Jahre. Philipp Lahm, Thomas Müller, Holger Badstuber, Franck Ribéry – sie alle sind mindestens bis ins Jahr 2014 vertraglich gebunden. Lange hat Uli Hoeneß eisenhart widerstanden, vom klassisch unternehmerischen Prinzip - gebe nicht mehr aus, als du verdienst - abzurücken. Meist gab es für den Rekordmeister gar ein Plus am Ende der Saison, auch wegen der nationalen Ausnahmestellung des Vereins und der daraus resultierenden hohen Merchandise-Einnahmen.

Das Angesparte aus den Jahren der unternehmerischen Vernunft stecken die Bayern nun in die Mannschaft. Hoeneß und Nerlinger investieren und hoffen auf Ertrag, nicht mehr umgekehrt. Denn die kolportierten 10 Millionen Euro pro Jahr für Bastian Schweinsteiger, 10 Millionen Euro pro Jahr für Franck Ribéry, 9 Millionen Euro pro Jahr für Philipp Lahm kommen nicht von ungefähr. Sie erfordern regelmäßige internationale Erfolge. Wer die Qualifikation zur Champions League verpasst, dem fehlt eine solche Summe von einer auf die andere Saison. Noch vor wenigen Jahren hieß es von Hoeneß häufig, teure Stars sprengten das Gehaltsgefüge. Das passiert nun, offenbar absichtlich. Als nächstes dürfte wohl Arjen Robben Ansprüche anmelden. Derzeit verdient der Holländer vier Millionen Euro pro Jahr. Sein Vertrag läuft bis 2013.

Der absolute internationale Topverdiener im Fußball, Cristiano Ronaldo, verdient nach Schätzungen etwa 2,8 Millionen Euro - pro Monat und netto. Solche Summen sind auch im internationalen Spitzenfußball die absolute Ausnahme. Sogar Andres Iniesta, Spaniens Weltmeister auf der Schweinsteiger-Position und seit jeher beim FC Barcelona unter Vertrag, soll 10 Millionen Euro netto pro Jahr verdienen. Der FC Bayern passt sich derzeit offenbar dem internationalen Gehaltslevel an, nicht mehr.

Die Liga im Windschatten

Lang ist's her.

Lang ist's her.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Mit der Vertragsverlängerung Schweinsteigers haben die Bayern auf den ersten Blick das gemacht, was sie schon immer gemacht haben: Die deutschen Topspieler binden, und mit ausländischen Akteuren ausbauen. Hoeneß sagt über den neuen Kontrakt mit Schweinsteiger: "Das zeigt, dass er dem FC Bayern zutraut, seine Erwartungen auch international zu erfüllen." Und seine Erwartungen, unter anderem "unbedingt die Champions League gewinnen", sind auch die des Uli Hoeneß.

Der FC Bayern will das Überholmanöver der Bundesliga ins neue Jahrzehnt offenbar anführen. Die Liga könnte im Windschatten folgen und damit auch die Einnahmequellen an der Säbener Straße zum Sprudeln bringen. Je mehr internationales Aufsehen, desto mehr Fernsehgelder und höher dotierte Sponsorenverträge. Und so ist die Vertragsverlängerung von Schweinsteiger "ein wichtiges Zeichen, dass der FC Bayern kein Abgeber- sondern ein Käuferverein ist", so Hoeneß. Er will zurück in die absolute europäische Spitze, mit geballter finanzieller Kraft.

Er weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Gegner mit Furcht anreisen. Hoeneß war Teil der legendären Bayern-Mannschaft in den 1970er Jahren, die drei Mal hintereinander den Landesmeisterpokal gewann. Das will er auch als Funktionär erreichen.

Quelle: ntv.de

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