"Klar, dass meine Glaubwürdigkeit leidet" Hoeneß unglücklich, FC Bayern solidarisch
24.04.2013, 14:35 Uhr
"Ich habe den Eindruck heute ganz klar gewonnen, dass der gesamte FC Bayern total loyal zu unserem Freund Uli Hoeneß steht." Sagt Karl-Heinz Rummenigge über Uli Hoeneß.
(Foto: dpa)
Auf der Tribüne jubelt Uli Hoeneß. Der Auftritt seines FC Bayern gegen Barcelona begeistert den Präsidenten. Und nach dieser Fußballgala erhält er dann noch jede Menge Unterstützung von den Klub-Größen. Aber die Affäre rollt weiter. Hoeneß sieht ein, dass er ein Problem hat.
In der Steueraffäre um Uli Hoeneß stärkt der FC Bayern seinem Präsidenten den Rücken - trotz vorübergehender Festnahme und brisanter Enthüllungen. "Ich glaube, es ist wichtig, dass man in einer schwierigen Situation auch loyal zu seinem Freund steht, und ich habe den Eindruck heute ganz klar gewonnen, dass der gesamte FC Bayern total loyal zu unserem Freund Uli Hoeneß steht", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 4:0 gegen den FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel der Champions League.
Eine Mehrheit der Deutschen möchte, dass Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern München zurücktritt. Zumindest, wenn es nach einer repräsentativen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der "Bild"-Zeitung geht. Demnach sprachen sich 63 Prozent der Befragten für einen Rücktritt aus, 27 Prozent dagegen. Zudem erklärt knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent), dass sie Hoeneß eine Steuerhinterziehung "nicht zugetraut" hätten; 39 Prozent gaben an, sie hätten Hoeneß ein solches Vergehen zugetraut.
Spitzenpolitiker wie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich von d er CSU und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück fordern volle Aufklärung in der Causa. Hoeneß selbst rechnet wegen seiner Verfehlungen mit einem persönlichen Imageschaden. "Mir ist klar, dass meine Glaubwürdigkeit darunter leidet. Aber da muss ich jetzt durch", sagte der Unternehmer und Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters aus München der "Sport Bild". Einen Rücktritt von seinen Ämtern hatte er zuletzt ausgeschlossen.
Nach einer Selbstanzeige im Januar ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft gegen Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Im Zuge der Steueraffäre war er laut der "Süddeutschen Zeitung" im März vorläufig festgenommen worden. Gegen ihn lag nach Informationen der Zeitung ein Haftbefehl vor, der außer Vollzug gesetzt wurde. Dies wurde aus Justizkreisen bestätigt. Ein Haftbefehl muss nicht der Grund für eine gescheiterte Selbstanzeige sein. Der Anwalt von Hoeneß gab auf Anfrage keinen Kommentar ab.
"Der Uli ist so, er kämpft an allen Fronten"
Am Dienstagabend verfolgte Hoeneß auf der Tribüne den Sieg seiner Bayern und jubelte äußerlich gelöst über die Gala-Vorstellung der Mannschaft. Auch beim Rückspiel in Barcelona dürfte er sein Team wohl begleiten. Zudem hatte er schon vor zwei Wochen den Viertelfinalerfolg bei Juventus Turin gefeiert. Der Klubpatriarch sei "im Moment nicht glücklich und angespannt", berichtete Rummenigge. "Aber ich glaube, er hat eben hier im FC Bayern eine Bastion, die total stabil zu ihm steht."
Auch Ehrenpräsident Franz Beckenbauer nahm seinen langjährigen Weggefährten in Schutz. "Der Uli ist so, er kämpft an allen Fronten, er macht zehn Dinge gleichzeitig, da vergisst er halt zwischendurch mal was", sagte der Weltmeister von 1974 beim Bezahlsender Sky. Die Börse sei ein Hobby von Hoeneß gewesen. "Das war sein Spielzeug, er hat damit gespielt. Dass er ein bisschen übertrieben hat - ich weiß auch nur das, was in den Zeitungen steht, und vergessen hat, Steuern abzuführen, dafür muss er halt geradestehen."
Die Verdienste um den deutschen Fußball hob auch Innenminister Friedrich hervor - ungeachtet dessen er Aufklärung nach Recht und Gesetz. "Wir akzeptieren keine Steuerhinterziehung." Falls sich die Vorwürfe gegen Hoeneß als richtig herausstellten, "ist es nicht in Ordnung. Und da muss er auch so behandelt werden wie jeder Bürger. Nicht schlechter, nicht besser. Dafür haben wir Gesetze und die Gesetze gelten". Steinbrück forderte ebenfalls eine Untersuchung "wie bei jedem anderen auch". Auf die Frage, ob Hoeneß zurücktreten oder seine Ämter ruhen lassen solle, sagte er der ARD. "Das muss er selber entscheiden, das muss er abwägen mit Blick auf die Verfehlungen, eventuell sogar die Straftaten, die er begangen hat."
Die "Süddeutsche Zeitung" und die "Bild"-Zeitung hatten berichtet, dass in die Affäre um Hoeneß auch der frühere Adidas-Vorstandsvorsitzende Robert Louis Dreyfus verwickelt gewesen sein soll. "Etwaige private Geschäfte zwischen Robert Louis-Dreyfus und Uli Hoeneß kann der adidas Konzern nicht kommentieren", teilte der Sportartikelhersteller und Bayern-Hauptsponsor auf Anfrage mit. Der ehemalige Konzern-Chef sei nicht in Verhandlungen über "die strategische Partnerschaft" mit dem Klub involviert gewesen, hieß es zudem. Herbert Hainer hatte das Amt des Vorstandsvorsitzenden am 8. März 2001 von Dreyfus übernommen, die Partnerschaft zwischen Adidas und den Münchnern wurde am 18. September 2001 bekanntgegeben.
Quelle: ntv.de, dpa