Fußball

Lautern weint: "Ganz schön beschissen" Hoffenheim feiert Retter Gisdol

"Immer weiter", mit diesem Motto und klugen Entscheidungen belebte Nottrainer Markus Gisdol die schon totgesagten Hoffenheimer wieder.

"Immer weiter", mit diesem Motto und klugen Entscheidungen belebte Nottrainer Markus Gisdol die schon totgesagten Hoffenheimer wieder.

(Foto: REUTERS)

Erst totgesagt, jetzt wiederbelebt und in der nächsten Saison weiter erstklassig: 1899 Hoffenheim springt dem Abstieg aus der 1. Liga noch einmal von der Schippe und dankt dafür Markus Gisdol. Bei den unterlegenen "Roten Teufeln" fließen bittere Tränen. Jetzt soll der Aufstieg nächste Saison her.

Biergeduschter Retter: Gisdol wird von seinen Spielern geehrt.

Biergeduschter Retter: Gisdol wird von seinen Spielern geehrt.

(Foto: dpa)

Markus Gisdol sah die Bierdusche als Erster kommen, konnte aber trotzdem nicht mehr ausweichen. Gerade wollte der Hoffenheim-Coach noch den nächsten Nachwuchsspieler loben, da stürmten aus der hinteren Ecke des Medienraums im Fritz-Walter-Stadion wie im Rausch seine feiernden Spieler nach vorne - und tränkten den Macher des "kleinen Fußball-Wunders" mit dem Inhalt ihrer bestimmt nicht ersten Dosen Gerstensaft.

"Ich weiß nicht, was wir heute noch machen, aber es könnte fürchterlich werden", hatte Gisdol schon vor der feuchtfröhlichen Pressekonferenz prophezeit: "Wir waren eigentlich tot in dieser Saison und haben es jetzt noch gepackt. Das ist unglaublich."

Nach dem vor wenigen Wochen kaum für möglich gehaltenen Klassenerhalt in der Bundesliga-Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern brachen bei den Kraichgauern alle Dämme. "Das kann man nicht beschreiben", sagte Stürmer Sven Schipplock nach dem 2:1 (1:0) im Rückspiel auf dem Betzenberg: "Das war eine enorme Last, die seit Wochen auf uns lastet, weil jedes Spiel ein Endspiel war."

Bereits im ersten Südwest-Derby vor vier Tagen in Sinsheim (3:1) hatte die Gisdol-Elf eindrucksvoll bewiesen, bei weitem kein "normaler" Abstiegskandidat zu sein. Der 43 Jahre alte ehemalige Nachwuchstrainer, der seit dem 2. April im Amt ist, sorgte in nicht einmal acht Wochen für den Umbruch beim einstigen Chaos-Klub, den in einer Saison mit vier Trainern und noch mehr Skandälchen schon viele in die Zweitklassigkeit gesehen hatten.

"Markus Gisdol"-Sprechchöre

Jannik Vestergard beendete alle Zweifel am Hoffenheimer Klassenerhalt.

Jannik Vestergard beendete alle Zweifel am Hoffenheimer Klassenerhalt.

(Foto: dpa)

Die beiden Innenverteidiger David Abraham (44.) und Jannik Vestergaard (74.), im Kraichgau "Bestergaard" genannt, sorgten in Kaiserslautern bei den rund 4600 mitgereisten 1899-Fans für grenzenlosen Jubel. Selbst das Gegentor durch Alexander Baumjohann (65.) und die lautstarke Kulisse der Roten Teufel steckten die Gäste weg. "In der Vergangenheit wären wir nach dem 1:1 eingebrochen", sagte Mittelfeldspieler Tobias Weis: "Jetzt waren wir da und haben noch einmal eins draufgelegt."

Schon Minuten vor dem Abpfiff hallten aus dem Hoffenheim-Block euphorische "Markus Gisdol"-Sprechchöre. Am Ende musste der Coach irgendwie hoch auf das Absperrgitter klettern, um die "Humba" einzuleiten. "Es ist uns gelungen, all das auszublenden, was im Vorfeld auf die Spieler eingestürzt ist", sagte Gisdol: "Der Schlüssel war aber nicht das heutige Spiel."

Lautern trauert um den Aufstieg

Das Hoffenheimer Glück, rechtzeitig die Notbremse gezogen zu haben, war das Lauterer Pech. Nach der verpassten Chancen zum direkten Wiederaufstieg flossen bei den Spielern und Verantwortlichen bittere Tränen. "Wenn man sich etwas so stark wünscht, und es dann nicht in Erfüllung geht, dann fühlt sich das ganz schön beschissen an", sagte Linksverteidiger Chris Löwe mit rot unterlaufenen Augen: "Wir müssen im nächsten Jahr Erster oder Zweiter werden, um diesen beschissenen Spielen aus dem Weg zu gehen."

"Es braucht Zeit, diesen Tag zu verkraften", sagte FCK-Boss Stefan Kuntz sichtlich angeschlagen: "Wir müssen jetzt aus dieser bitteren Niederlage Lehren ziehen, dass wir nicht daran kaputt-, sondern gestärkt daraus hervorgehen."

Hoffenheim, "wenn man versucht es nicht durch die rot-weiße Brille zu sehen, war besser", sagte Kuntz: "Es hätte schon arg viel zusammenkommen müssen" gegen den "stärksten Relegations-Gegner, der in der Verlosung war".

Quelle: ntv.de

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