Coronavirus sorgt für Angst In Italien soll der Fußball gestoppt werden
08.03.2020, 13:37 Uhr
Die italienische Meisterschaft wird wegen des Coronavirus durcheinandergebracht.
(Foto: imago images/Xinhua)
In Italien sorgt das Coronavirus für Diskussionen im Fußball: Die Spiele der Serie A müssen in den nächsten Wochen vor leeren Rängen ausgetragen werden. Inzwischen fordern hochrangige Funktionäre schon das Ende der Meisterschaft.
Angesichts der drastischen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus werden in Italien die Rufe nach einer Absage der Fußball-Meisterschaft immer lauter. Sportminister Vincenzo Spadafora setzte sich für eine sofortige Aussetzung der Serie-A-Spiele ein, nachdem zuvor schon Damiano Tommasi als Chef der italienischen Fußballer-Gewerkschaft einen Fußball-Stopp gefordert hatte. Der italienische Verband wird sich am Dienstag zu einer Krisensitzung treffen, am Donnerstag ist ein Meeting des Ligaverbandes vorgesehen.
"Ich denke, Gravina (Anm.: der Verbandspräsident) sollte zusätzliche Überlegungen anstellen, ohne auf den ersten Ansteckungsfall zu warten", sagte Spadafora. Es mache keinen Sinn, die Gesundheit von Spielern oder Schiedsrichtern zu gefährden, nur um nicht den Fußball auszusetzen, während die Bürger des Landes große Opfer bringen. In der Serie A standen am Sonntag die ausgefallenen Ligaspiele vom Wochenende auf dem Programm. Das am Sonntag um 12.30 Uhr geplante Spiel Parma Calcio - SPAL Ferrara wurde erst mit über einstündiger Verzögerung angepfiffen. Auf Beschluss des Schiedsrichters wurden die Spieler zunächst wieder in die Kabinen zurückgeschickt, um 13.45 Uhr erfolgte doch noch der Spielbeginn.
"Stoppt den Fußball!"
Zuvor hatte bereits Damiano Tommasi die Verantwortlichen zum Handeln aufgefordert. "Benötigt ihr noch etwas? Stoppt den Fußball", schrieb der langjährige Serie-A-Spieler und Präsident der Spielergewerkschaft AIC auf Twitter. Eine entsprechende Forderung habe er auch an die Verantwortlichen einschließlich Ministerpräsident Giuseppe Conte geschickt. "Das Spiel, das wir gewinnen müssen, wird zurzeit außerhalb der Stadien ausgetragen", sagte Tommasi, er sei von Anrufen Dutzender besorgter Profis förmlich überrollt worden.
Spadafora gibt zu bedenken, dass sich die Menschen auch zu Fußball-Übertragungen versammeln, selbst wenn sie keinen Zutritt zum Stadion haben. Und gerade große Bürgeransammlungen sollte es aktuell in Italien möglichst nicht geben. Denn das Virus breitet sich immer mehr aus. In der Nacht zum Sonntag hatte sich die italienische Regierung deshalb dazu entschieden, die Bewegungsfreiheit von rund 16 Millionen Bürgern im Norden des Landes stark einzuschränken. Betroffen ist unter anderem die Metropole Mailand und die Touristenhochburg Venedig.
Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Bis Samstag zählten die Behörden 5883 Menschen mit einer Infektion. 233 Menschen davon sind gestorben. Angesichts dieser Zahlen rückt der Sport in den Hintergrund. Zahlreiche Veranstaltungen wurden bereits abgesagt. Im Radsport wurden alle WorldTour-Rennen für den März, darunter der Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo gestrichen. Auch der Rom-Marathon Ende des Monats ist dem Virus bereits zum Opfer gefallen.
Länderspiel-Klassiker auf der Kippe
Offen ist noch, ob die italienische Fußball-Nationalmannschaft am 31. März in Nürnberg zu einem Testspiel für die EM gegen die DFB-Auswahl antreten kann. Der italienische Verbandschef Gabriele Gravina äußerte noch am Samstag im TV-Sender Rai 2 die Hoffnung, dass das Länderspiel "zumindest hinter verschlossenen Türen" stattfinden kann. Gleiches gelte für die Partie der Italiener in England am 27. März.
Die Stadt Nürnberg hatte eine komplette Absage des Länderspiels zuletzt nicht mehr ausgeschlossen. Wenn die Entscheidung heute zu treffen wäre, würde die Stadtverwaltung wegen der zu erwartenden Anreise Tausender Besucher aus Italien eine Absage empfehlen, erklärte Sozialreferent Peter Pluschke in der vergangenen Woche. Die Situation könne sich aber schnell signifikant ändern. Eine Entscheidung über eine mögliche Empfehlung zur Absage werde erst in der kommenden Woche getroffen, sagte Pluschke.
Die Fußball-Europameisterschaft soll am 12. Juni in Rom beginnen. Im Eröffnungsspiel sollen dann Italien und die Türkei aufeinander treffen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa