"Der Ausputzer" ist genervt Jungs, könnt ihr auch normal jubeln?
17.03.2015, 11:38 Uhr
"Es ging um meinen kleinen Freund Jannik, der an Krebs erkrankt ist. Ich habe ihm versprochen, dass er, wenn er die erste Etappe seiner Chemotherapie schafft, mit mir aufläuft und ich die Spiderman-Maske aufsetze, wenn ich treffe": Änis Ben-Hatira.
(Foto: dpa)
Der Ball ist drin und der Torschütze denkt sich, dass es damit nicht genug ist - jetzt muss noch schön inszenierter Torjubel her. Herzchen formen, Bodybuilder-Posen, Superheldenmasken. Das will man doch alles nicht haben - eine Bitte an die Kicker.
Ja, der Herthaner Änis Ben-Hatira hat sich am Wochenende die Spiderman-Maske für ein krebskrankes Kind aufgesetzt, um sein Tor in der Fußball-Bundesliga gegen den FC Schalke zu feiern. Da kann man nicht meckern, war ja für den guten Zweck. Aber das sollte nun nicht andere Spieler dazu verleiten, auch in Zukunft reihenweise in Superhelden-Masken zu investieren. Wir sind da ganz bei Marcel Reif, der für solch ein Gedöns zu alt ist, also Jungs, lasst die Masken demnächst daheim.
Und wo wir gerade dabei sind, alles andere könntet ihr eigentlich auch knicken. Kein Herzchen mit den Händen formen, keine Lokomotive, Bowlen, kein dramatisches Schauen in den Himmel und schon gar nicht die Bodybuilder-Pose. Was spricht denn dagegen, die Arme hochzureißen und den Mitspieler oder Trainer zu umarmen? Nein, wir wollen hier nicht als Spaßbremse auftreten - ein Nelson Valdez hat natürlich allen Grund, sich nach langer Verletzung über sein Tor für Eintracht Frankfurt wie Bolle zu freuen.
Nehmt euch ein Beispiel an Alex Meier!
Und ja, es ist schon witzig, wenn sich der englische Nationalspieler Wayne Rooney nach seinem Tor für Manchester United beim 3:0-Sieg gegen Tottenham Hotspur in der Premier League über seinen Box-K.o. lustig macht und nach hinten fällt.
Aber das sollte bitte eine einmalige Angelegenheit sein, denn wenn es zur ständigen Inszenierung wird, nervt es. Und es nervt besonders die Nicht-United-Fans. Denn daran muss man ja auch mal denken - wie sehr diese Jubel-Inszenierungen die Anhänger der gegnerischen Mannschaft auf den Keks gehen, ja fast demütigen.
Wer denkt denn bitte mal an die Fans des Hamburger SV, des VfB Stuttgart oder des SC Paderborn, die sich dann solche zeitkostenden Jubelmanöver anschauen müssen und selbst wenig Gelegenheit haben, nette Torjubelmomente ihrer Mannschaft zu belächeln.
Außerdem sollte man das Schicksal nicht unbedingt herausfordern, wie es der Mönchengladbacher Angreifer Max Kruse getan hat: Im November forderte der deutsche Nationalspieler über Facebook seine Fans auf, ihm Vorschläge zu machen, wie er denn am besten nach Toren jubeln sollte. Und was passierte? Er schoss danach zwar drei Elfmeter, aber aus dem Spiel heraus kam da nichts mehr. Eine zynische Theorie, warum Fußballer sich solche Gedanken machen, wie sie sich nach einem Tor verhalten sollen, lautet, dass dies ihren Wiedererkennungswert erhöhen würde und sich dadurch auch ihr Marktwert steigert.
Aber das will man nun auch wieder nicht glauben - einen Pierre-Emerick Aubameyang, Marco Reus oder Rooney kennt man doch auch so, da müssen die beim Jubeln gar nicht in die Trickkiste greifen. Verpflichten Vereine Spieler, weil die so schön über ihre Tore jubeln? Wohl eher, weil sie Tore schießen. So wie der derzeitige Torschützenkönig Alexander Meier von der Frankfurter Eintracht - der ballt nach Toren einfach nur klassisch die Fäuste und erhöht mit jedem Torerfolg seinen Marktwert. So macht man das, meine Herren.
Quelle: ntv.de