Fußball

"Torwartfehler für die Ewigkeit" Karius steht vor ungewisser Zukunft

Karius bat nach Spielende bei den Fans um Vergebung.

Karius bat nach Spielende bei den Fans um Vergebung.

(Foto: imago/Sportimage)

Bis vor kurzem hatte Loris Karius das Ziel, über Jahre Liverpooler Stammtorwart zu sein und sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Doch nach der Schmach von Kiew ist selbst sein Verbleib in Liverpool nicht mehr sicher.

Reds-Ikone Mark Lawrenson brachte in der BBC auf den Punkt, was seit Samstagabend fast alle in England denken. "Es tut mir leid für Loris Karius. Aber ich sehe momentan nicht die Chance, dass er beim FC Liverpool bleiben kann", sagte der ehemalige irische Nationalspieler mit Blick auf die Zukunft des deutschen Torhüters. Seine beiden haarsträubenden Fehler beim 1:3 (0:0) im Finale der Champions League gegen Real Madrid könnten die Laufbahn des 24-Jährigen an der Anfield Road beendet haben.

Die Medien, die Experten und die Kritiker in den sozialen Netzwerken kannten nach den Aussetzern des Keepers bei den Gegentoren durch Karim Benzema (51.) und Gareth Bale (83.) jedenfalls keine Gnade. "Karius schenkt Real Madrid den 13. Champions-League-Titel", schrieb die spanische Zeitung Sport. Der englische Independent sah "Torwartfehler für die Ewigkeit". Und für den italienischen Corriere della Sera war "das, was Karius angestellt hat, auf diesem Niveau unerhört".

Liverpools Teammanager Jürgen Klopp richtete sich schon gleich nach dem Spiel mit einem Rat an seinen Schützling. "Die Leute werden darüber reden und darüber schreiben. Am besten, man liest das nicht und macht irgendwann weiter", sagte der Coach bei Sky. Das Befolgen des Ratschlags dürfte Karius schwer fallen - auch wenn er es versuchen will. "Es ist sehr hart, aber so ist das Leben eines Torwarts", äußerte der frühere Keeper des Bundesligisten FSV Mainz 05: "Du musst den Kopf wieder hochnehmen."

Vertrag bis 2021

Ob ihm das gelingt, scheint fraglich. "Ich kann mich nicht erinnern, aus Torwartsicht etwas Brutaleres gesehen zu haben", sagte der frühere Nationaltorhüter Oliver Kahn in seiner Rolle als ZDF-Experte: "So ein Abend kann eine Karriere zerstören. Das wieder aus dem Kopf zu bekommen - das ist tagtägliche Arbeit." Seine tägliche Arbeit wird Karius vielleicht bald nicht mehr in Liverpool verrichten - trotz eines Vertrags bis 2021.

Selbst Klopp weiß, dass der ohnehin umstrittene Keeper künftig einen schweren Stand beim früheren englischen Rekordmeister haben würde. "Manche Leute sind sicher doof genug, ihm das immer wieder aufs Brot zu schmieren", sagte der 50-Jährige. Diese Aussage dürfte die Spekulationen über eine Verpflichtung des Brasilianers Alisson vom italienischen Serie-A-Klub AS Rom weiter befeuern. Ohnehin ging Karius nicht als Stammtorwart in die Saison. In der Premier League spielte zunächst Simon Mignolet, der gebürtige Biberacher durfte "nur" in der Champions League ran.

Erst Mitte Januar kehrte Karius für das Topspiel gegen Manchester City (4:3) in der Liga ins Tor zurück und war fortan die Nummer eins. In der öffentlichen Wahrnehmung wurde die Torhüterposition aber weiterhin als Großbaustelle angesehen. Und spätestens seit Samstag sind die eigenen Ziele für Karius ("Ich will über Jahre hinweg Stammkeeper in Liverpool sein und in die Nationalmannschaft kommen") in weite Ferne gerückt.

Quelle: ntv.de, Ruben Stark, SID

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