Fußball

Dreiergruppen ab 2026 Katar? Die letzte sportlich hochklassige WM

Die WM 2022 ist die letzte mit 32 Teilnehmern.

Die WM 2022 ist die letzte mit 32 Teilnehmern.

(Foto: IMAGO/Laci Perenyi)

Die Liste an Gründen, warum man nicht die größte Vorfreude auf die Fußball-WM in Katar verspürt, ist lang. Es gibt aber auch etwas, das Fußballfans an dieser Weltmeisterschaft letztmals genießen sollten: Der unkomplizierte Modus und die Teilnehmerzahl versprechen ein sportlich hochklassiges Turnier.

Einzig die Nationalmannschaft des Gastgebers ist neu auf der Fußball-Weltbühne: Katar ist bei der WM 2022 der einzige Debütant, alle anderen 31 Teams haben bereits Weltmeisterschafts-Erfahrung. Zwar lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Qualifikation tatsächlich die besten Mannschaften der Welt ausgespuckt hat, aber auch ohne Europameister Italien sowie Mannschaften wie Schweden, Chile oder Ägypten verspricht das Teilnehmerfeld ein weitgehend ausgeglichenes Turnier. Kaum ein Favorit wird sich in der Vorrunde komplett zurücklehnen können. Die größten Außenseiter des Turniers sind neben Gastgeber Katar Nationen wie Saudi-Arabien, Australien, Tunesien, Ghana, Kamerun oder Costa Rica. Selbst die können aber auch den nominell besten Mannschaften das Leben schwer machen. Costa Rica stand 2014 im WM-Viertelfinale, Deutschland hat auch Südkorea bei der Endrunde 2018 als klaren Außenseiter eingestuft.

Spannende Partien bereits in der Vorrunde, Sensationen zum Auftakt, brisante Entwicklungen bei den parallel ausgetragenen letzten Gruppenspielen: all das macht eine gute WM aus. Und zumindest sportlich könnte die Wüsten-Weltmeisterschaft die letzte sportlich halbwegs ausgeglichene Endrunde werden. Schließlich wird die WM zum letzten Mal mit nur 32 Mannschaften ausgetragen.

Seit dem Turnier in Frankreich 1998 hat sich das 32er-Konzept bewährt. Die Nationen werden seitdem auf acht Gruppen á vier Mannschaften aufgeteilt. Die besten zwei Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die K.O.-Runde. Unkomplizierter könnte ein Modus nicht sein. Zuvor wurde die WM mit 24 Mannschaften ausgetragen, neben den Gruppenersten- und zweiten qualifizierten sich auch die vier besten Gruppendritten für das Achtelfinale. Das ist der Modus, den die Uefa seit der Fußball-EM 2016 nutzt. Der Modus, der dafür sorgt, dass man Europameister werden kann, ohne in der Vorrunde auch nur ein Spiel gewonnen zu haben (Portugal 2016). Der Modus, der die Uefa zu Überlegungen veranlasst hat, EM-Endrunden künftig mit 32 Mannschaften spielen zu lassen.

Mehr Spiele = mehr Geld

Die gute Nachricht ist, dass bei Weltmeisterschaften weiterhin keine Rangliste der Gruppendritten erstellt werden muss. Und doch werden wir die WM, wie wir sie schätzen gelernt haben, nicht mehr wiedersehen. Beim Finalturnier 2026 in den USA, Kanada und Mexiko werden erstmals 48 (!) statt 32 Mannschaften mitspielen. Das hat die Fifa 2017 beschlossen, um mit der WM noch mehr Geld zu verdienen.

Die Rechnung ist einfach: Bei einer 32er-WM werden 64 Spiele ausgetragen, ab 2026 werden es 80 Spiele sein. Die Vorrunde wird von 8 Vierergruppen auf 16 Dreiergruppen aufgebläht. Die Gruppensieger und -zweiten qualifizieren sich für das neu eingeführte Sechzehntelfinale. Die K.O.-Phase wird also um eine Runde verlängert, die Gruppenphase um ein Spiel pro Mannschaft verkürzt.

Längst gibt es Befürchtungen, dass es zu den kuriosesten Konstellationen in der Vorrunde kommen könnte. Punkt- und Torgleichheit zwischen zwei oder sogar drei Mannschaften ist in einer Dreiergruppe alles andere als unwahrscheinlich. Die Konsequenz wären ein mögliches Elfmeterschießen in der Vorrunde, die wachsende Bedeutung der Fair-Play-Wertung oder das Los, um über Weiterkommen und Ausscheiden zu entscheiden. Ambitionsloses Ballgeschiebe wie bei der legendären "Schande von Gijon", wird im neuen Modus auch wahrscheinlicher, wenn zwei Mannschaften ein bestimmtes Ergebnis am Ende der Vorrunde zum Weiterkommen ausreicht.

Kurzzeitig hatte die Fifa darüber nachgedacht, schon 2022 erstmals 48 Teams antreten zu lassen. Der Gedanke wurde allerdings wohl auch wegen der allgemeinen Kritik an der Katar-WM schnell wieder fallen gelassen.

Neuseeland künftig immer dabei

Welche Nationalteams künftig von der 48-er WM profitieren könnten, zeigt ein Blick auf die Startplatz-Aufteilung. Europa profitiert von der Aufstockung am wenigsten. Statt wie bisher 13 Mannschaften, qualifizieren sich künftig 16 Uefa-Nationen für die Endrunde. Südamerika erhält künftig sechs statt vier direkte Startplätze. Der Concacaf-Verband, zuständig für Nordamerika, Mittelamerika und Karibik, steigert sich von drei auf sechs. Afrika erhält statt fünf künftig neun Startplätze, Asien verdoppelt sich von vier auf acht.

Und, wenn es ein Land gibt, dass sich in Zukunft praktisch nicht mehr nicht qualifizieren kann, ist das Neuseeland. Der ozeanische Fußballverband erhält erstmals in der fast 100-Jährigen WM-Geschichte einen festen Startplatz.

Wie das Teilnehmerfeld 2026 beispielhaft aussehen kann, wollen wir anhand des diesjährigen Turniers zeigen. Die drei zusätzlichen Startplätze für Europa wären an die Verlierer der Playoff-Finals gegangen, somit hätten sich Schweden, die Ukraine und erstmals Nordmazedonien (nach dem Sensationssieg gegen Italien im Playoff-Halbfinale) qualifiziert.

Aus Südamerika würden sich zusätzlich Peru und Kolumbien über die WM-Teilnahme freuen, aus dem Norden hätten sich Panama und Jamaika qualifiziert. Asien könnte neben Gastgeber Katar und den Dauer-Teilnehmern Iran, Saudi-Arabien, Japan, Südkorea und Australien (spielt die WM-Quali in Asien), auch die Vereinigten Arabischen Emirateund Deutschlands jüngsten Testspielgegner Oman entsenden. Um die weiteren WM-Starter aus Afrika zu simulieren, nehmen wir die vier bestplatzierten afrikanischen Teams in der Fifa-Weltrangliste, die in Katar nicht dabei sind: Nigeria, Algerien, Ägypten, Mali.

Deutschland gegen Oman? Bald vielleicht ein WM-Spiel

Neu ist 2026 auch, dass die "internationalen Playoffs" in seiner bisherigen Form durch ein Playoff-Turnier abgelöst werden. Dafür qualifizieren sich je eine Mannschaft aus jedem Kontinentalverband außer Europa. Der Kontinent, auf dem die Endrunde ausgetragen wird, erhält einen zusätzlichen Startplatz. Beim Playoff-Turnier werden die zwei letzten offenen Startplätze für die Endrunde ausgespielt.

Kommen wir nun zur Übersicht der Teilnehmer, hätte die Fifa schon für 2022 eine 48er-WM durchgesetzt. Die Mannschaften werden beispielhaft gemäß ihrer Weltranglisten-Position zum Zeitpunkt der Auslosung am 31. März in drei Lostöpfe einsortiert:

  • Topf 1: Katar (Gastgeber), Brasilien, Belgien, Frankreich, Argentinien, England, Spanien, Portugal, Mexiko, Niederlande, Dänemark, Deutschland, Uruguay, Schweiz, USA, Kroatien
  • Topf 2: Kolumbien, Wales, Schweden, Senegal, Iran, Peru, Japan, Marokko, Serbien, Polen, Ukraine, Südkorea, Nigeria, Costa Rica, Ägypten, Tunesien
  • Topf 3: Kamerun, Kanada, Australien, Algerien, Ecuador, Saudi-Arabien, Mali, Ghana, Panama, Nordmazedonien, Jamaika, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Neuseeland, Sieger Playoff 1, Sieger Playoff 2
  • Teilnehmer Playoffs: Chile, DR Kongo, Irak, Syrien, El Salvador, Salomonen

Eine mögliche "Hammergruppe" würde die deutsche Mannschaft etwa mit Polen und Ecuador oder mit Serbien und Algerien zusammenführen. Keinen Schrecken würde eine Gruppe mit Tunesien und Jamaika oder mit Nigeria und dem Oman auslösen. Kurioserweise hätte sich Europameister Italien in diesem Jahr selbst für eine 48er-WM nicht qualifiziert.

Quelle: ntv.de

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