Leverkusens Stürmer: "Unter Löw nicht mehr" Kießling hakt Nationalmannschaft ab
26.08.2013, 02:41 Uhr
Bei Bayer steht sein Einsatz außer Frage: 100 Tore hat Stefan Kießling bereits für die Leverkusener Werkself erzielt.
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Bundesliga erzielt Stefan Kießling für Leverkusen ein Tor nach dem anderen, in der Nationalelf darf er seine Fähigkeiten hingegen schon seit 2010 nicht mehr beweisen. Nun will auch er nicht mehr - zumindest nicht, solange der Bundestrainer Joachim Löw heißt.
Nach dem nächsten Rekord und dem nächsten Jubiläum lief Stefan Kießling freudestrahlend mit seinen Kindern Tayler-Joel (5) und Hailey-Milu (1) durch die Katakomben. Die Miene des 29-Jährigen gefror jedoch schlagartig, als die "verbotene Frage" kam. Ob es ihn interessiere, dass Bundestrainer Joachim Löw seine erneute Gala beim 4:2 (2:0) von Bayer Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach im Stadion verfolgte? "Nein", sagte Kießling energisch und auf einen Schlag sichtlich genervt.

Ebenfalls in Topform: Kießlings Teamkollege Sidney Sam darf auf weitere Einsätze im DFB-Trikot hoffen.
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Einen Tag später schlug der Torschützenkönig der vergangenen Saison die WM-Tür endgültig zu - ganz von selbst. "Den Nationalspieler Kießling wird es unter Löw nicht mehr geben", sagte der 29-Jährige der "Bild": "Nach jedem Tor von mir kommen die Fragen nach der Rückkehr ins DFB-Team. Sie nerven nur noch. Ich tue es mir nicht mehr an."
Kießling erklärte sich auf seinem Facebook-Profil: "Seit drei Jahren gab es nie irgendeinen Kontakt oder ein Gespräch, warum es nicht für die Nationalmannschaft reicht", schrieb er: "Es zerrt ziemlich an mir, wenn ich immer wieder über das Thema Nationalmannschaft gefragt werde. Ich möchte eigentlich nur jetzt endlich mal den Druck ablassen, dass das Thema nicht immer und immer wieder aufkommt." Er sei kein "Typ, der stänkert", wolle das Thema nun aber ein für alle Mal ruhen lassen. Nach der WM 2010 in Südafrika war Kießling nicht mehr ins Aufgebot der DFB-Elf berufen worden. In bisher sechs Einsätzen im Nationaltrikot konnte er keinen Treffer erzielen.
Leverkusens Sam darf auf Nominierung hoffen
Kießling hatte das Thema bereits mehrmals offiziell für abgehakt erklärt. Löw hatte durch die Blume zu erkennen gegeben, dass Kießling nahezu keine Chance besitze. Nach einem solch starken Spiel des Stürmers - er erzielte per Handelfmeter (23.) sein 100. Bundesliga-Tor für Bayer, bereitete zwei weitere Tore vor, traf den Pfosten und war an zahlreichen weiteren Aktionen beteiligt - vor den Augen des Bundestrainers poppte es aber automatisch wieder hoch. Bayer-Sportchef und Löw-Vorvorgänger Rudi Völler erklärte, er habe Kießling und den zweifachen Torschützen Sidney Sam (28./61.) "sehr stark" gesehen. Dann nahm er schnell Reißaus, bevor die Nachfragen kommen konnten. Leverkusens Coach Sami Hyypiä gab dagegen wieder den Stoiker und erklärte nur: "Herr Löw trifft seine Entscheidung. Wenn ich jetzt meinen Kollegen kritisiere, wäre das unfair. Was für mich wichtig ist, dass Kießling für uns gut spielt und trifft".
Das tut Kießling auch in dieser Saison, ebenso wie Sam, der nach seinem Nationalmannschaftsdebüt bei der US-Reise sichtlich aufblüht. Im Gegensatz zu "Kieß" darf er sich Hoffnungen machen, am Donnerstag von Löw für die WM-Qualifikationsspiele gegen Österreich und die Färöer nominiert zu werden. "Das müssen sie den Bundestrainer fragen", sagte der 25-Jährige: "Aber ich bin topfit und schaffe es endlich mal, das auch in den Spielen rüberzubringen." Das sieht offenbar auch Löw so. "Der ein oder andere, der heute auf dem Platz war, wird sich beim nächsten Doppelspieltag in unserem Aufgebot befinden", sagte der Bundestrainer im ZDF. Und meinte neben den Mönchengladbacher Max Kruse offenbar auch "den spielentscheidenden Mann" Sam.
Fünf Treffer und vier Vorlagen hat Sam, der auch das 4:2 von Gonzalo Castro per Hackenablage (72.) vorbereitete, nach vier Pflichtspielen auf dem Konto. Und ist damit wie Kießling einer der Garanten für Bayers Saisonstart mit drei Siegen und dem Vereinsrekord von saisonübergreifend acht Liga-Siegen in Folge.
Quelle: ntv.de, sid