Verfechter der "50+1"-Regel Kind-Filialen beschmiert
14.10.2009, 17:16 UhrMit Schmierereien an 21 Filialen des Hörgeräteherstellers Kind haben Unbekannte ihrem Ärger über die von Hannover 96-Präsident Martin Kind angestrebte Abschaffung der "50+1- Regel" Luft gemacht. In rund 15 deutschen Städten wurden Geschäfte des Unternehmers mit Graffiti beschmiert, der Schriftzug "50+1 bleibt!" war vielerorts zu sehen. "Ich will das nicht zu hoch hängen, aber das ist schon grenzwertig. Das Unternehmen hat mit 50+1 nichts zu tun", sagte Kind der Deutschen Presse-Agentur dpa. Wer dahinter stecken könne, wisse er nicht. "Wir haben Strafanzeige gestellt und ich hoffe, dass die Polizei die Täter ermittelt."
Zum Hintergrund: Bundesligist Hannover 96 hatte in der vergangenen Woche bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einen Antrag zur Änderung der "50+1-Regel" eingereicht. Durch die Vorschrift wird bislang verhindert, dass Investoren mehr als 50 Prozent der Anteile an einem Fußball-Club erwerben können. In anderen Ligen - zum Beispiel in England - gibt es eine solche Regelung nicht. "Egal wie man zur 50+1- Regelung steht, diese Diskussion muss sachlich geführt werden. Wir verurteilen die Übergriffe auf die Räumlichkeiten von Herrn Kind aufs Schärfste. Die Täter müssen schnell ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball.
Entscheidung im November
Auf Kinds Antrag hin werden die 36 Proficlubs auf der nächsten Mitgliederversammlung am 10. November in Frankfurt am Main über die gewünschte Satzungsänderung abstimmen. Dafür ist eine Zwei-Drittel- Mehrheit notwendig. Kind selbst sieht nur geringe Chancen, dass die Regel gekippt wird. "Das ist schon eine außergewöhnlich hohe Hürde und ich bin Realist. Nach meiner jetzigen Einschätzung gehe ich nicht davon aus, dass wir die erreichen werden", sagte er am Mittwoch.
Für den Unternehmer Kind geht es bei der Entscheidung auch um die Zukunft des niedersächsischen Traditionsclubs. "Wir müssen mittel- und langfristig unsere Kapitalsituation verbessern, um in die Infrastruktur und die sportliche Seite zu investieren. Sonst bleiben wir im unteren Drittel der Liga", hatte Kind seinen Antrag auf Satzungsänderung begründet. Die Sorge der Kritiker, damit würde der Markt für ausländische Investoren, die kein sportliches Interesse an einem deutschen Bundesliga-Club haben, geöffnet, hält Kind für unbegründet. "Wir würden ausschließlich Investoren aus der Region Hannover haben."
Quelle: ntv.de