Fußball

Ferien statt FA Cup für Stars Klopps Boykott schadet Drittligisten

Ein letztes Winken vor dem Urlaub: Klopp und sein Team machen jetzt Ferien - trotz Pflichtspiel.

Ein letztes Winken vor dem Urlaub: Klopp und sein Team machen jetzt Ferien - trotz Pflichtspiel.

(Foto: imago images/Action Plus)

Der FC Liverpool spielt im FA Cup um den Einzug ins Achtelfinale - doch Trainer Jürgen Klopp und sein Team weilen im Urlaub. Die U23 muss ran und bietet dem Gegner Shrewsbury Town gute Chancen auf einen Sieg. Trotzdem ist der Trainer des Drittligisten nicht vollends begeistert.

Den FC Liverpool können sonst nur diejenigen sehen, die bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. Tickets für Heimspiele des Premier-League-Enteilten gibt es ab 37 Pfund (nur ganz schlechte Stehplätze sind günstiger). Außerdem muss man wirklich früh dran sein und Glück haben, denn die Anfield Road ist superschnell ausverkauft. Ausnahme: Für das FA-Cup-Wiederholungsspiel (20.45 Uhr im Liveticker bei ntv.de) zahlen Erwachsene läppische 15 Pfund (etwa 17,70 Euro).

Statt mit Mohamed Salah im Sturm, Virgil van Dijk in der Abwehr und Jürgen Klopp an der Seitenlinie müssen die Fans allerdings mit Caoimhin Kelleher im Tor, Ki-Jana Hoever in der Abwehr und Joe Hardy im Sturm Vorlieb nehmen. An der Seitenlinie wird im Spiel gegen den Drittligisten Shrewsbury Town Neil Critchley die Anweisungen geben. Nichts ist es mit Superstars zum Schnäppchenpreis. Statt dieser spielen die "Kids" der Reds, wie Klopp es ausdrückt - also die U23 des FC Liverpool.

Das A-Team schwänzt das Wiederholungsspiel, das wegen des peinlichen 2:2 im Hinspiel nötig geworden war. Schon am 26. Januar hatte Klopp eine B-Elf spielen lassen. Der Trainer und sein Team gönnen sich in der Mini-Winterpause der Premier League lieber zwei Wochen Ruhe und Erholung.

Einnahmenverlust "ist riesig"

Samuel Ricketts kann Klopp verstehen.

Samuel Ricketts kann Klopp verstehen.

(Foto: dpa)

Was den Gegner aus der dritten Liga einerseits freut - und andererseits nervt. Die Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale sind dank der Ruhepause von Salah und Co. enorm gestiegen. Das wäre für Shrewsbury Town ein enormer Erfolg in einer nicht gerade mit Titeln reichen Historie. Und so wird das Team von Trainer Samuel Ricketts versuchen, die historische Chance zu nutzen.

Andererseits ist der Drittligist verärgert. Denn durch Klopps Einsatz der "Kids" verliert der Klub etwa 500.000 Pfund. Das liegt an den vergünstigten Ticketpreisen. Von den Einnahmen bekommen beide Klubs jeweils 45 Prozent, die FA die restlichen zehn Prozent. Doch statt geplanter 600.000 Pfund (706.100 Euro), die bei einem vollen Stadion zusammenkommen würden, rechnet Shrewsbury nun mit maximal 150.000 Pfund (176.500 Euro). Außerdem ist ein Spiel von Liverpools U23 nicht relevant fürs Fernsehen, die Partie wird nicht gezeigt. Und so verlieren beide Klubs nochmal 75.000 Pfund (88.300 Euro) an TV-Einnahmen. Ricketts sagte dem "Mirror" über den Verlust: "Er ist riesig. Die Einnahmen sind von entscheidender Bedeutung für einen Klub wie unseren, der sich selbst trägt."

Im Februar 2016 spielte Shrewsbury Town schonmal im Achtelfinale des FA Cups - gegen Manchester United. Das Spiel ging mit 0:3 verloren, aber der Klub, der etwa 110 Kilometer südlich von Liverpool angesiedelt ist, finanzierte anschließend sein neues Trainingsgelände. Etwa eine Million Pfund gab es damals. "Es ist eine Gelegenheit, etwas zu bauen, das 10 bis 15 Jahre Bestand hat und ein echtes Vermächtnis darstellt", so Ricketts gegenüber dem "Mirror". "Dieses Geld könnte Plätze verbessern oder bedeuten, dass wir einen zusätzlichen Spieler bekommen können."

Liverpool hat "sich eine Winterpause verdient"

Eine Chance auf den Aufschwung gibt es allerdings immer noch: Der Einzug ins Achtelfinale würde bedeuten, dass im FA Cup als nächstes der FC Chelsea wartet - und sich damit erneut die Chance auf hohe Einnahmen bietet. Überhaupt, so richtig böse ist Ricketts seinem Liverpooler Kollegen nicht. Klopp "war sehr offen. Er erklärte sein Denken und ich verstehe es voll und ganz. Wenn ihnen eine Winterpause versprochen wird, haben sie sich eine Winterpause verdient", sagte Ricketts.

Genau das war der Kern an Klopps Verbands-Kritik: "Man kann mit uns nicht umspringen, als würde das niemanden interessieren", hatte der Teammanager gesagt. Die Liga habe die Pause verordnet, Liverpool werde das "respektieren" und frei machen: "Wenn die FA das nicht akzeptiert, können wir es nicht ändern." Dem Verband passte diese Aussage nicht: "Vor Beginn der Saison 2019/20 haben alle Vereine akzeptiert, dass die Wiederholungen der vierten Runde des FA Cup, sofern erforderlich, in der ersten Woche der Spielpause in der Zwischensaison stattfinden müssen", hieß es in einer Mitteilung. Klopp aber blieb eisern und rechtfertigte noch einmal seinen Entschluss: "Ich muss Entscheidungen treffen, die nicht populär sind."

Wenn auch nicht populär, ist sie womöglich titelentscheidend: In der Premier League geht es am 15. Februar gegen Norwich City weiter. Nur drei Tage später spielt das Klopp-Team im Champions-League-Achtelfinale bei Atlético Madrid. Niemand kann Klopp also vorwerfen, nicht alles für die Titel zu tun. Dazu gehören auch mal kritische Entscheidungen. Schließlich hatte eine solche bereits im Dezember zu einem Titel geführt: Während zu Hause die U23 im Ligapokal-Viertelfinale gegen Aston Villa mit 0:5 verlor, siegte Klopps A-Elf in Katar bei der Klub-WM.

Quelle: ntv.de

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