Fußball

Voronin floh nach Deutschland Klopps Ex-Stürmer sieht sich "im Horrorfilm"

Jürgen Klopp und Andriy Voronin arbeiteten drei Jahre in Mainz zusammen.

Jürgen Klopp und Andriy Voronin arbeiteten drei Jahre in Mainz zusammen.

Andriy Voronin spielt mehr als 150 Mal in der Bundesliga, mit der ukrainischen Fußball-Nationalmannschaft sorgt er für den größten Erfolg der Verbandsgeschichte. Nun ist der ehemalige Stürmer von Welttrainer Jürgen Klopp aus Moskau geflüchtet und berichtet von seinen Sorgen.

Der ehemalige Bundesliga-Profi Andriy Voronin ist für die Solidarität und Unterstützung für sein Heimatland Ukraine dankbar. "Die ganze Welt unterstützt unser Land. Auch Leute in Russland stellen sich gegen Putin", sagte der in Odessa geborene Voronin der "Bild"-Zeitung. "Ich habe Nachrichten aus der ganzen Welt von ehemaligen Mitspielern, von anderen Sportlern. Von Russen auch, die mir schreiben: 'Es tut uns leid. Das sind nicht wir.'".

Der 42 Jahre alte Voronin war bis zur Invasion Russlands in die Ukraine Co-Trainer des russischen Fußballvereins Dinamo Moskau, verließ das Land dann aber. "Wir kamen noch mit einer Linienmaschine vor der kompletten Sperrung aus Moskau raus", berichtete der in Odessa in der Ukraine geborene Trainer. "Mein Vater, gerade operiert, meine Schwiegermutter, meine Frau und die Kinder sind jetzt hier. Die Kleinen gingen in Moskau auf die deutsche Schule." Aber Schule sei jetzt egal.

"Hätte dann wohl auch eine Waffe in der Hand"

Seit Tagen gehe es ihm richtig schlecht, sagte Voronin. Es sei alles so unwirklich wie ein Film. "Aber ein Horrorfilm. Ich habe kaum noch Worte." Er sei stolz auf sein Land. "Wir werden weiter kämpfen. Und wir werden gewinnen. Aber der Preis ist so hoch", sagte Voronin, der in seiner Spielerkarriere unter anderem für Mainz und Leverkusen auf dem Platz stand.

Auch wenn er mit seiner Familie nach Deutschland gekommen sei, "in Gedanken und im Herzen" sei er in der Ukraine. Er habe Freunde in seinem Heimatland, von denen er ständig Nachrichten bekomme. "Es ist schwer auszuhalten. Ich möchte einfach helfen. Mit Geld. Womit auch immer", sagt Voronin. "Und ich weiß nicht, ob ich das sagen soll: Aber wenn ich jetzt in der Ukraine wäre, hätte ich wohl auch eine Waffe in der Hand."

In den sozialen Netzwerken verbreitete sich seit Sonntagabend ein Video, wie die Fans von Dinamo Moskau Voronin in dessen Abwesenheit feierten. Beim Rückrundenauftakt in die Premier Liga bei FK Khimki skandierten die russischen Anhänger immer wieder den Namen ihres ukrainischen Co-Trainers. Der war derweil schon auf dem Weg nach Deutschland. Sein ehemaliger Chef Sandro Schwarz blieb dagegen in Moskau: Der ehemalige Mainzer, der ebenfalls mit Voronin unter Klopp spielte, ist seit 2020 Cheftrainer des aktuellen Tabellenzweiten.

Teammanager Jürgen Klopp vom FC Liverpool hat Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf verurteilt. "Ich bin 54 Jahre alt, fast 55. Es übersteigt mein Verständnis, wie ein böser Mensch die ganze Welt in so eine Lage bringen kann. Besonders natürlich die Menschen in der Ukraine", sagte Klopp beim norwegischen TV-Sender Viaplay Sport nach dem Sieg im Finale um den englischen Fußball-Ligapokal gegen den FC Chelsea am Sonntagabend.

Klopp sorgt sich um Ex-Spieler

Das Spiel gewann sein Klub 11:10 im spektakulären Elfmeterschießen. Klopp aber war gedanklich längst nicht nur beim Fußball. Er kenne, sagte Klopp, "viele Ukrainer und auch Russen", doch der Angriff auf die Ukraine sei "der Krieg eines wirklich bösen Mannes", so der Coach mit Bezug auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin: "Wir müssen Solidarität zeigen, echte Solidarität. In dunklen Zeiten brauchst du immer Momente, in denen du an etwas anderes denken kannst. Ich bin froh, dass wir das heute liefern konnten."

Seit Tagen seien Klopp und sein Team "dauernd am Telefon, und wir lesen diese ganzen Sachen. Ehemalige Spieler von mir sind wahrscheinlich jetzt im Krieg", berichtete er, "ich weiß es nicht genau, sie sind direkt zurück in ihr Heimatland gefahren." Andriy Voronin spielte von 2000 bis 2003 beim 1. FSV Mainz 05. Zunächst noch an der Seite des damals dauerverletzten Jürgen Klopp, ab Februar 2001 dann unter dem frisch installierten Trainer Klopp. 2003 verließ Voronin Mainz als Torschützenkönig der 2. Bundesliga in Richtung Köln. Später spielte Voronin noch für Bayer Leverkusen, Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga. Zwischen 2007 und 2010 lief der 74-malige ukrainische Nationalspieler für den FC Liverpool auf.

Dessen heutiger Trainer Jürgen Klopp warb derweil erneut um Solidarität: "Es sieht so aus, als ob wir ihn nicht stoppen können", sagte er in Bezug auf Putin. "Aber wenigstens können wir ihm mehr Probleme machen, als er erwartet haben mag. Und vielleicht hilft das den Menschen in der Ukraine."

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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