Plant die Bundesliga die Revolution? Klubs entscheiden über Torlinientechnik
24.03.2014, 08:00 Uhr
Chip im Ball - kommt eine Torlinientechnik im deutschen Fußball?
(Foto: dpa)
Das Phantomtor von Sinsheim hat die Diskussionen um eine Torlinientechnik neu entfacht. Die Mitgliederversammlung der 36 Profivereine entscheidet nun über deren Einführung. Außerdem soll versucht werden, den Ticket-Schwarzmarkt in den Griff zu kriegen.
Stefan Kießling wird nicht dabei sein, wenn der deutsche Profi-Fußball die große Revolution beschließt, die der Torjäger von Bayer Leverkusen überhaupt erst so richtig in Gang gebracht hat. Die Mitgliederversammlung der 36 Klubs des Ligaverbandes stimmt in Frankfurt am Main über die Einführung einer Torlinientechnik ab - schon ab der nächsten Saison könnte ein Computer über Tor oder Nicht-Tor entscheiden.
Phantomtreffer wie Kießlings 2:0 an jenem 18. Oktober 2013 bei 1899 Hoffenheim, als der Stürmer den Ball durch ein Loch im Außennetz ins Tor köpfte, würden endgültig der Vergangenheit angehören. Die Nachwehen der Fehlentscheidung von Schiedsrichter Felix Brych samt Gerichtsverhandlung und Internethetze gegen Kießling waren ein peinliches Spektakel, in dessen Folge die Forderungen nach der technischen Hilfe für die Unparteiischen immer lauter wurden.
Ganz so klar, wie die Diskussionen um das Phantomtor von Sinsheim vermuten lassen, wird das Votum der Klubs allerdings nicht ausfallen. Abgestimmt wird getrennt nach Ligen, wobei eine Zweidrittel-Mehrheit nötig ist. Wie bei einer Entscheidung für die Technik mit dem DFB-Pokal verfahren wird, ist noch völlig offen. "In der ersten Pokalrunde müssen wir das nicht zwingend haben", sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock zuletzt. Innerhalb der Ligen wird zudem hitzig über Kosten und Nutzen der Systeme diskutiert, die kaum mehr als vier bis fünf Entscheidungen pro Saison erleichtern würden.
Bislang vier Systeme Fifa-lizensiert
"Ich bin eher skeptisch", sagte Heribert Bruchhagen, Vorstandsmitglied des Ligaverbandes und Vorstandsboss des Bundesligisten Eintracht Frankfurt: "Wir sind sehr unentschlossen. Wie die Entscheidung ausfallen wird, ist schwer zu sagen." Kosten, verbleibende Risiken und genaue Einsatzfelder müssten "genau abgewägt" werden. Bruchhagen gab zu bedenken, dass "Fußball weltweit nach den gleichen Regeln gespielt wird". Die Europäische Fußball-Union (Uefa) lehnt die technische Hilfe für die großen Klubwettbewerbe bislang strikt ab.
Vom Weltverband Fifa lizenziert sind bislang vier Systeme, zwei davon basieren auf Hochgeschwindigkeitskameras - darunter das WM-System GoalControl -, zwei auf der Ballerkennung mittels Magnetfeld. Das aus dem Tennis bekannte Hawk-Eye-System, das bereits in der englischen Premier League zum Einsatz kommt, schlägt mit mehreren hunderttausend Euro pro Stadion zu Buche, ganz abgesehen von strukturellen Problemen wie einem teilweise fehlenden Stadiondach im Unterhaus.
Den deutschen Schiedsrichtern scheint das "Wie" herzlich egal - Hauptsache, die technische Hilfe kommt und nimmt die Unparteiischen ein wenig aus der Schusslinie. "Das wird einen enormen Druck von den Schiedsrichtern nehmen", wiederholte Schiri-Boss Herbert Fandel: "Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass die technische Hilfe bei der Entscheidung über ein Tor ein Gewinn für den Fußball ist."
Auf der Tagesordnung in der Sky Lounge des Sheraton Airport Hotel und Conference Center am Frankfurter Flughafen stehen zudem auch der von der DFL angestrebte Ticket-Zweitmarkt sowie die obligatorische Unterhaltung eines U23-Teams. Mit einem eigenen Portal für den Wiederverkauf von Eintrittskarten soll ein entscheidender Schlag gegen den florierenden Schwarzmarkt sowie gegen die halb-legalen Händler gelingen, die auch den Fans seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge sind.
Quelle: ntv.de, Jan Mies, sid