Fußball

Fußball-Länderspiel in Dubai Kraftakt vor dem Urlaub

Extreme Hitze, feuchte Luft, leere Akkus - aber Joachim Löw will für die finalen 90 Minuten keine Ausreden seiner ausgelaugten Spieler hören. "Es ist das letzte Spiel der Saison vor einem längeren Urlaub, da erwarte ich, dass jeder nochmals alles aus sich herausholt", sagte der Bundestrainer vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft heute gegen die Vereinigten Arabischen Emirate, bei dem er den 23-jährigen Schalker Manuel Neuer erstmals ins Tor stellt.

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Volle Kraft voraus: Deutschlands beste Fußballer, zumindest die, die gerade Zeit hatten, trainieren in Dubai.

(Foto: REUTERS)

"Er hat eine Chance verdient und wird von Beginn weg spielen", sagte Löw. Zudem kommen Heiko Westermann und Andreas Hinkel neu in die Startelf. Löw weiß genau, dass die letzten Eindrücke des Spieljahres mit in die WM-Saison hineinschwappen, auch wenn er nochmals herausstrich: "Es ist ein wichtiges Spiel, aber kein alles entscheidendes." Bei Temperaturen um die 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 80 Prozent wird im "Al-Maktoum Stadium" jeder Sprint zum Charaktertest, jede Grätsche zu einer Frage des Willens. "Allein schon Gehen strengt an", schilderte der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger die besondere Herausforderung.

Auch wenn erst um 22 Uhr (20 Uhr MESZ) angepfiffen wird und damit zumindest die Sonne vermieden wird, sieht der Berliner Arne Friedrich sein Team vor einem Spiel, das "definitiv anstrengender wird als jedes andere". Friedrich soll wie beim enttäuschenden 1:1 in China erneut mit Robert Huth die zentrale Abwehr bilden. Aushilfskapitän Bastian Schweinsteiger, trotz einer Wadenblessur einsatzbereit, schilderte seine Eindrücke besonders drastisch: "Oh, mein Gott, wie soll man die 90 Minuten überstehen?"

Nochmals an die Leistungsgrenze

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Er steht heute im Tor: Schalkes Manuel Neuer.

(Foto: AP)

Löw jedoch setzt auf den Gewöhnungs-Effekt. Und Mannschaftsarzt Tim Meyer sagte: "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen, es gibt keine akute Gesundheitsgefährdung." Nach einem 100-minütigen Abendtraining bei immerhin noch 38 Grad, bei dem Löw energisch seine Profis anfeuerte oder anmahnte, verkündete er eine erfolgreiche Akklimatisierung: "Die Spieler haben den Eindruck gemacht, dass sie das Training verkraftet haben." Dennoch müssen alle im dritten Spiel gegen die VAE nochmals an die Leistungsgrenze gehen, auch wenn die fast unbeobachtet von der eigenen Öffentlichkeit in der asiatischen WM-Qualifikation abgeschlagen am Tabellenende liegen. "Die Emirate sind stärker als China", behauptete Löw sogar.

Der DFB-Chefcoach quälte seine 17 Akteure nochmals mit einer Analyse des China-Spiels und unterstrich: "Wir wollen in allen Mannschaftsteilen anders zu Werke gehen." Sein Team kehrt zum "gewohnten 4-2-2-System" zurück. Der seit 795 Minuten im Nationalteam torlose Mario Gomez bekommt dieses Mal Lukas Podolski als direkten Sturmpartner an die Seite gestellt. Philipp Lahm kehrt auf die linke Abwehrseite zurück. Der ausgepumpte Hamburger Piotr Trochowski muss sich im linken Mittelfeld noch einmal durchbeißen. Westermann rückt neben Thomas Hitzlsperger ins defensive Mittelfeld.

Kampf ums Tor bleibt offen

Mit dem Einsatz von Neuling Neuer schon in der Startelf belohnt Löw nicht nur die rasante Entwicklung des Schalker Jungen. Er gibt auch ein klares Signal dafür, dass der Konkurrenzkampf im Tor trotz der guten Leistung von Robert Enke in China offen bleibt. "Neuer gehört mit zu dem Stamm, der sich berechtigte Hoffnungen auf die WM machen kann", unterstrich der 49-jährige Badener. Derzeit lässt er Positionsprofile für alle seine WM-Kandidaten erstellen, im Spätsommer will er dann den Rotstift ansetzen. Löw will den Perspektiv-Kader für die Weltmeisterschaft 2010 wesentlich kleiner halten als vor der EM 2008. "Bei einigen haben wir nicht den Glauben, dass sie das Top-Niveau erreichen", erläuterte der Bundestrainer den Strategiewechsel.

So dürften die Spiele in Shanghai und jetzt in Dubai für einige aus dem aktuellen Notkader schon wieder die letzten gewesen sein. Dem Stuttgarter Christian Träsch und dem Hoffenheimer Tobias Weis sicherte Löw gegen die Emirate zwar die ersten Länderspielminuten "im Laufe des Spiels" zu. Doch zum Start der kommenden Saison mit dem WM-Qualifikationsspiel am 12. August in Aserbaidschan werden die Platzhirsche um Kapitän Michael Ballack und WM-Torjäger Miroslav Klose sowie viele anderen Spieler wieder auf ihr Startrecht pochen.

Vereinigte Arabische Emirate – Deutschland, Dienstag, 20 Uhr

Voraussichtliche Aufstellungen

Vereinige Arabische Emirate: Majed Naser (Al Wasel/25 Jahre) - Mohnad Salem (Al Ain/24), Obasid Khaleifa (Al Ahli/24), Mohammad Qassim (Al Ahli/27), Haidar Alo (Al Wheda/29) - Nawaf Mubarak (Al Nasr/27), Abdulasam Jumaa (Al Jazzera/32), Ismail Salem (Al Ahli/20), Mohamed Saeed (Al Wehda/21) - Faisal Khalil (Al Ahli/26), Ali Ahmed (Al Ain/25)

Deutschland: Neuer (Schalke 04/23 Jahre/0 Länderspiele) - Hinkel (Celtic Glasgow/27/20), Friedrich (Hertha BSC/30/65), Huth (FC Middlesbrough/24/18), Lahm (Bayern München/25/56) - Schweinsteiger (Bayern München/24/66), Westermann (Schalke 04/25/11), Hitzlsperger (VfB Stuttgart/27/46), Trochowski (Hamburger SV/25/21) - Gomez (VfB Stuttgart/23/24), Podolski (Bayern München/23/63)

Schiedsrichter: Naser Darwish (Jordanien)

Quelle: ntv.de, Von Jens Mende und Klaus Bergmann

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