Unmutsbekundungen in Wolfsburg Kritik der Fans setzt Hoeneß zu
13.02.2011, 14:14 UhrDie Situation beim VfL Wolfsburg spitzt sich nach dem missratenen Einstand von Interimscoach Littbarski zu. Nach dem 0:1 gegen den HSV fordert das Fußball-Volk in der Autostadt: Der Manager muss weg! Folgen nicht schnell Siege, könnte auch der wacklige Stuhl von Dieter Hoeneß bald kippen.

Manager in der Kritik: Dieter Hoeneß hat nach 13 Monaten in Wolfsburg eine katastrophale Bilanz vorzuweisen.
(Foto: dapd)
Deutliche Worte von Günter Netzer, Enttäuschung bei Ex-Coach Steve McClaren und immer stärkere Fan-Wut: In Dieter Hoeneß scheint für viele der Schuldige für die sportliche Talfahrt des VfL Wolfsburg ausgemacht. Als der geballte Zorn der Anhänger beim 0:1 (0:1) am Samstag gegen den Hamburger SV über ihn hereinbrach, hatte sich der Manager noch im Innenbereich des Stadions verschanzt. Die wütenden "Hoeneß raus"-Rufe dürfte er gleichwohl gehört haben.
Nach der dritten Niederlage in Folge entlud sich die Anspannung des VfL-Managers in den Katakomben. "Haben sie noch andere Fragen?", blaffte Hoeneß einen Journalisten an, der es gewagt hatte, ihn auf die Fan-Proteste anzusprechen. Der missratene Einstand von Interimscoach Pierre Littbarski nach der Entlassung von Hoeneß' gescheitertem Trainer-Experiment McClaren, die sich Woche für Woche verschärfende sportliche Situation beim Meister von 2009 und die wachsende Kritik an seiner Person setzen Hoeneß derzeit arg zu.
Drei Trainerwechsel unter Hoeneß
Auch Ex-Nationalspieler Günter Netzer nahm sich in der "Bild am Sonntag" Hoeneß zur Brust. "Natürlich muss sich Dieter Hoeneß als Manager an der sportlichen Situation messen lassen. Das Berufsbild des Managers sagt aus, dass er mitverantwortlich ist für den sportlichen Werdegang eines Vereins. Also steht er auch in der Verantwortung für den miserablen Tabellenstand", schrieb Netzer.
In Gespräch mit der englischen "Times" hatte McClaren am Wochenende dezent auf die Machtfülle von Hoeneß beim VfL hingewiesen. "Diese Struktur war bekannt. Vielleicht war es mein Fehler, dass ich mich nicht dran gewöhnen konnte", sagte McClaren enttäuscht über sein Scheitern. In England ist es ungewöhnlich, dass neben dem Trainer noch ein Manager an den Mannschaftssitzungen teilnimmt.
Statt über seinen von den Fans geforderten Abgang sprach der Manager lieber über die Perspektive der eigentlich bis zum Sommer angedachten Übergangslösung Littbarski. "Es geht darum, dass wir Punkte brauchen", sagte Hoeneß im ZDF. Will heißen: Gibt es unter "Litti" nicht schnell zählbaren Erfolg, könnte es den vierten Trainerwechsel in Hoeneß' bislang 13-monatiger Amtszeit geben.
Erinnerungen ans Vorjahr
Der bisherige Assistent McClarens wollte sich nach dem Fehlstart nicht zu seiner Situation äußern. "Für mich persönlich möchte ich keine Wertung abgeben", sagte Littbarski. Der als potenzieller Nachfolger gehandelte Ralf Rangnick bekräftigte zur selben Zeit in München, "Stand jetzt" erst "zur kommenden Saison" wieder ein Traineramt übernehmen zu wollen.
Die Trainersituation erinnert ein wenig an die vergangene Saison. Damals hatte Hoeneß als eine seiner ersten Amtshandlungen in Wolfsburg den jetzigen HSV-Coach Armin Veh vor die Tür gesetzt und Interimscoach Lorenz-Günther Köstner installiert. Veh konnte sich bei seiner Rückkehr nach Niedersachsen daher einen Seitenhieb auf den VfL nicht verkneifen: "Hier ist es doch immer besonders ruhig."
"Es geht um die Existenz des Vereins"
Vor einem Jahr war auch Köstner wie nun Littbarski zunächst lange ein Trainer auf Abruf. Nur war Wolfsburg damals Zehnter. Zwei Trainerwechsel später und zwölf Spielerverpflichtungen für zusammen 53,6 Millionen Euro weiter, müssen die Anhänger nach 14 Jahren Zugehörigkeit gar den Abstieg aus der Eliteklasse befürchten. "Es geht um die Existenz des Vereins", mahnte Kapitän Marcel Schäfer frustriert nach der Niederlage, die Mladen Petric per Foulelfmeter (34. Minute) besiegelt hatte.
Ohne den wegen seines geklauten Elfmeter in der Vorwoche suspendierten Diego mangelte es an Durchschlagskraft. "Uns fehlte heute eine gewisse Portion Genialität", räumte Littbarski ein. Dennoch beeilte sich Hoeneß, den neuen Coach für seine harte Hand zu loben und ein wenig gegen McClaren nachzutreten. "Das finde ich richtig. Das ist das, was vorher gefehlt hat", sagte Hoeneß, der ansonsten Durchhalteparolen verkündete: "Es wird ein schwerer Weg, aber den werden wir erfolgreich gehen."
Quelle: ntv.de, dpa