In Leverkusen und Hamburg gescheitert Labbadias allerletzte Chance
13.12.2010, 16:50 UhrBruno Labbadia eilt als Fußballtrainer der Ruf voraus, seine Mannschaften allenfalls ein halbes Jahr zu Höchstleistungen anspornen zu können - und einen Scherbenhaufen zu hinterlassen. Jetzt heuert er beim VfB Stuttgart an. Und weiß, dass dies seine letzte Chance ist.

Und gute Laune hat er auch: Bruno Labbadia.
(Foto: dapd)
Bruno Labbadia? Bruno Labbadia! Die Fußballer in Leverkusen werden herzlich gelacht haben, als sie die Kunde erreichte, dass ihr Ex-Trainer beim Bundesligakonkurrenten VfB Stuttgart angeheuert hat. Beim Werksverein weinen sie ihm jedenfalls keine Träne nach. "Der Trainer behandelt uns wie Kinder. Dabei ist er selbst ein Anfänger", hatte ein ungenannter Spieler im Kölner "Express" zu Protokoll gegeben – bevor die Leverkusener Labbadia im Juni 2009 entließen.
Und auch Sportchef Rudi Völler ließ es sich nehmen, dem Trainer ein paar warme Worte hinterherzuschicken, nachdem der einen Vertrag beim Hamburger SV unterschrieben hatte. "Das kotzt mich an. Wozu braucht Bruno einen Medienberater? Er ist da falsch beraten." Damit spielte Völler darauf an, dass Labbadia vor dem verlorenen Pokalfinale gegen Bremen mit einem am Tag des Endspiels veröffentlichten provokanten Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" seinen Rauswurf quasi provoziert hatte.
Ein Sturkopf, rüde im Umgang
Unabhängig davon endete dann Bruno Labbadias Engagement beim HSV ein Jahr später ähnlich unglücklich. Seine Spieler gingen im April dieses Jahres sang- und klanglos mit 1:5 bei der TSG Hoffenheim unter, der Trainer musste, im Stich gelassen, gehen. Und wieder warfen ihm seine Kritiker vor, allenfalls eine Halbserie mit einer Mannschaft erfolgreich sein zu können. Dass er zwar viel Ahnung vom Fußball habe und ein akribischer Arbeiter sei, aber auch ein Sturkopf, rüde im Umgang mit seinen Spielern, unfähig eine Mannschaft zu führen und dauerhaft zu motivieren. Motto: Labbadia kann nur Hinrunde. Und wenn er geht, hinterlässt er einen Scherbenhaufen.
Nach 17 Spielen in der Saison 2008/2009 stand er mit Bayer Leverkusen auf Platz fünf der Tabelle, nur drei Punkte hinter Wintermeister Hoffenheim. Am Ende der Saison fand sich seine Elf auf Rang neun wieder und verpasste die Qualifikation fürs internationale Geschäft, sechs Punkte hinter der TSG auf Platz sieben und 20 hinter dem Meister VfL Wolfsburg, der nach der Hinrunde noch sechs Zähler hinter den Leverkusenern stand. Ein ähnliches Bild in der Saison 2009/2010: Nach der Hinrunde war der Hamburger SV mit Bruno Labbadia Tabellenvierter, am Ende war's Rang sieben und wieder nichts mit Europapokal.
Genug Enthusiasmus bringt er mit
Nun ist der Job als Trainer des VfB Stuttgart auch ohne schlechten Leumund kein einfacher. Und es gibt sicher günstigere Momente, eine Bundesligamannschaft zu übernehmen. Schließlich ist Bruno Labbadia der fünfte Übungsleiter in den vergangenen zwei Jahren und der dritte in der laufenden Saison. Vor ihm waren Armin Veh, Markus Babbel, Christian Gross und Keller mehr oder weniger grandios gescheitert, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass Veh 2007 immerhin die Meisterschale ins Ländle holte. Wie dem auch sei, da passt ein Trainer, der zuvor in Leverkusen und Hamburg gescheitert ist, eigentlich ganz gut zum VfB. Und eine gute Halbserie würde den Stuttgartern ja auch schon reichen.
Erst einmal. Das hieße, dass der VfB Stuttgart in der Bundesliga bleibt – und sich der Vertrag von Bruno Labbadia um zwei Jahre verlängert. Er soll beides schaffen: den Verein kurzfristig retten und zumindest mittelfristig etwas aufbauen. Das wäre neu – für den VfB und für Bruno Labbadia. Aber vielleicht ist er doch der richtige Mann. Er scheine, schreibt die "Süddeutsche Zeitung", perfekt zum VfB zu passen, "weil er dafür bekannt ist, dass sein fachlich fundierter Arbeitsstil Spieler beeindruckt".
"Hatte ich viel Zeit zu reflektieren"
Genug Enthusiasmus bringt er jedenfalls mit. Nach einem halben Jahr in Leverkusen sagte er dem "Spiegel": "Ich muss immer das Gefühl haben, dass es derzeit der beste Verein für mich ist, bei dem ich gerade arbeite. Ich brauche Begeisterung für meine Arbeit." Was das betrifft, ist er sich treu geblieben. "Ich empfinde eine Riesenbegeisterung für die Aufgabe, aber auch für den Klub", sagte er bei seiner Vorstellung in Stuttgart.
Ansonsten aber, versicherte Labbadia, inzwischen 44 Jahre alt, habe er sich geändert. Schließlich "hatte ich viel Zeit zu reflektieren. Ich bin als Trainer im Rekordtempo durch die vierte, die dritte, die zweite und die erste Liga durchgegangen". Und es sei ihm wichtig, "Fehler, die man einmal gemacht hat" nicht zu wiederholen. Stuttgart, das ist seine Chance. Vielleicht seine letzte.
Quelle: ntv.de