Ewige Wölfe heulen bei Pokal-Aus Legende Alex Popp muss "ihr Baby ziehen lassen"
13.02.2025, 10:34 Uhr
Popp braucht eine große Portion Trost.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Die Sensation ist perfekt: Der VfL Wolfsburg wird in diesem Jahr nicht den DFB-Pokal gewinnen. Nach zehn Titeln in Folge sitzt der Schmerz bei Alex Popp und Co. tief. Die Legende gibt einen Einblick in ihre Seele. Und was ist eigentlich seit der letzten Pokal-Pleite alles so passiert?
Bei den vielen Fußball-Meisterschaften des FC Bayern in Folge wurde häufig gesagt, da wächst eine ganze Generation heran, die keinen anderen deutschen Meister kennt als die Münchner. Es sind dieselben Kinder, die auch keine anderen Pokalsiegerinnen kennen als die Frauen des VfL Wolfsburg. Zehnmal in Folge hat der Klub aus Niedersachsen Jahr für Jahr im Frühsommer den Pokal in die Höhe gestemmt, 52 Spiele am Stück gesiegt.
Unbesiegbar seit dem 16. November 2013, als damals noch der 1. FFC Frankfurt - der längst als Eintracht Frankfurt die Liga aufmischt - dem VfL Wolfsburg im Achtelfinale die letzte Pokal-Niederlage beibrachte. 0:1 hieß es vor mehr als elf Jahren. Und so hieß auch am Mittwochabend das Ergebnis im Viertelfinale gegen die TSG Hoffenheim. Eine Sensation.
Ein Debakel für die Wolfsburgerinnen, die durch das Tor von Ereleta Memeti (52.) K.o. gingen. Es hätte ergebnistechnisch sogar noch schlimmer aussehen können oder gar müssen: Nationalspielerin Selina Cerci war ein Treffer aberkannt worden (44.), der Ball sei im Aus gewesen, so die Bewertung. Weil es keinen VAR gibt, konnte das nicht überprüft werden, es macht aber den Anschein, dass das Tor eher regulär war.
"Das Ausscheiden tut weh"
Am Schmerz Wolfsburgs hätte es freilich nichts geändert. "Ich glaube, hier ist heute Abend eine Wahnsinnsserie zu Ende gegangen, eine Serie, die sehr besonders war. Das habe ich auch der Mannschaft nach dem Spiel im Kreis gesagt. So in der Form wird sich das wahrscheinlich nie wieder wiederholen. Umso mehr tut uns das Ausscheiden heute weh", sagte Tommy Stroot nach Abpfiff. Der 36-Jährige ist seit 2021 Trainer der Wölfinnen - auch in seinem Selbstverständnis kam es bislang nicht vor, ein Pokal-Spiel zu verlieren.
Eine, die tatsächlich schon bei der letzten Pokal-Pleite dabei war, ist Alexandra Popp. Sie brauchte bis zum nächsten Morgen, um sich einigermaßen zu sammeln. "Mir fehlen, um ehrlich zu sein, noch die Worte, das Geschehene so wirklich zu begreifen", schreibt sie bei Instagram. "52 Spiele ungeschlagen, zehnmal in Folge, insgesamt elfmal Pokal-Siegerinnen. Mehr als elf Jahre war dieser Wettbewerb auf einer gewissen Weise unser." Popp war im Sommer 2012 nach Wolfsburg gewechselt, gewann in ihrer ersten Saison gleich das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. In ihrer zweiten Saison gab es dann die Pokal-Pleite, ehe die Wahnsinnsserie ihren Lauf nahm.
"Ja, es war natürlich einem bewusst, dass irgendwann diese Serie mal reißen wird. Aber darauf vorbereitet zu sein, ist unmöglich. Der Schmerz sitzt ziemlich tief, zu wissen, mein sogenanntes Baby nun ziehen zu lassen", schreibt Popp weiter. Die langjährige DFB-Kapitänin, die ihre Nationalmannschaftskarriere Ende 2024 beendete, versuchte dennoch etwas Positives zu finden: "Wenn ich diese Zahlen aber so lese, kann ich aber, auch wenn erst in ein paar Tagen, mich mit erhobenem Haupt hinstellen und sagen: 'Ich bin verdammt stolz!!! So eine Serie muss erstmal jemand hinlegen.'"
Viel Zeit, die historische Pleite zu verarbeiten, haben die Wolfsburgerinnen nicht. Am Sonntag (16.15 Uhr/MagentaTV und im ntv.de-Liveticker) müssen sie gegen Eintracht Frankfurt bestehen, die ihrerseits 1:4 nach Verlängerung gegen die Frauen des FC Bayern im Pokal-Viertelfinale verloren. Es ist ein Spitzenspiel: Die Eintracht führt aktuell die Tabelle mit 35 Punkten vor den punktgleichen Münchnerinnen an. Wolfsburg steht mit drei Zählern zurück auf Platz drei der Tabelle.
Bemerkenswertes, seitdem die Wolfsburger Frauen zuletzt ein Pokal-Spiel verloren:
- Popps heutige Teamkollegin Jule Brand war bei der letzten Wolfsburger Pokal-Pleite gerade elf Jahre alt geworden. Es war noch nicht daran zu denken, dass sie mal Nationalspielerin und 2022 als Golden Girl - also als beste U21-Spielerin Europas - ausgezeichnet werden würde.
- Ralf Kellermann war damals der Trainer des VfL Wolfsburg - als Verantwortlicher für den Frauenfußball ist er noch immer im Klub.
- Deutsche Meisterinnen wurden seitdem entweder Wolfsburg (7x) oder der FC Bayern (5x).
- Bei den Männern durchbrach bekanntlich erst Bayer Leverkusen im vergangenen Sommer die elf lange Jahre währende Dominanz des FC Bayern München.
- In der Champions League der Frauen gewannen seitdem der 1. FFC Frankfurt, sechsmal Olympique Lyon (davon fünfmal in Folge von 2016 bis 2020) und dreimal der FC Barcelona.
- Die DFB-Frauen waren 2013 zum sechsten Mal in Folge, zum achten Mal insgesamt und bislang zum letzten Mal Europameisterinnen. Torhüterin Nadine Angerer - heute Torwarttrainerin des EM-Gastgebers Schweiz - musste bei der gesamten EM nur ein Gegentor hinnehmen, im Finale gegen Norwegen hielt sie zwei Elfmeter. Sie wurde erst als "Spielerin des Turniers" und später sowohl als Europas Fußballerin als auch als Weltfußballerin des Jahres ausgezeichnet.
- Sebastian Vettel krönte sich zum vierten Mal in Folge zum Weltmeister der Formel 1. Lewis Hamilton fuhr seine erste Saison für Mercedes - es folgten sieben WM-Titel und jüngst der Wechsel zu Ferrari.
- Magnus Carlsen gewann den ersten seiner fünf WM-Titel im klassischen Schach. Aktuell sorgt er für Schlagzeilen, weil er sich mit dem Weltverband FIDE anlegt und am liebsten selbst einen WM-Titel vergeben würde.
- Angela Merkel war gerade zum dritten Mal zur Kanzlerin gewählt worden, die FDP scheiterte bei der Wahl an der Fünf-Prozent-Hürde.
- US-Präsident war Barack Obama. An Donald Trump als US-Präsident dachte höchstens er selbst.
- Wer über "Corona" sprach, meinte meist ein Bier oder war Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, ara