Fußball

Nach Fankrawallen eingeknickt Lehmann kritisiert VfB-Vorstand

Torhüter Jens Lehmann wirft dem Vorstand des VfB Stuttgart im Zusammenhang mit der Entlassung von Trainer Markus Babbel Führungsschwäche vor. Die Verantwortlichen hätten sich von den Fan-Protesten beeinflussen lassen. Auch über die Streichung seines freien Tages ist der Keeper nicht glücklich.

Jens Lehmann ruht in sich selbst, findet aber klare Worte.

Jens Lehmann ruht in sich selbst, findet aber klare Worte.

(Foto: REUTERS)

"Ich bin aus dem Stadion gegangen und habe diese große Gruppe von zumeist pubertären Jugendlichen da stehen sehen", sagte Lehmann vor dem Spiel gegen Unirea Urziceni (20.45 Uhr/Sat.1) dem Bezahlsender Sky. "Und das hat dann wohl den Ausschlag gegeben, den Verein dazu zu bewegen, Entscheidungen zu treffen. Das ist so im Fußball."

Rund um das enttäuschende 1:1 gegen den VfL Bochum war es am vergangenen Samstag zu Krawallen gekommen. Am Sonntag hatte der dreiköpfige Vorstand aus Präsident Erwin Staudt, Sportvorstand Horst Heldt und Finanzvorstand Ulrich Ruf - unter anderem mit Verweis auf die Gewaltausbrüche -Teamchef Markus Babbel freigestellt und den Schweizer Christian Gross verpflichtet.

Fehlende Entscheidungs-Qualität

Lehmann sieht darin ein Einknicken vor den randalierenden Anhängern, die am Samstag vor der Partie vorübergehend den Mannschaftsbus festgesetzt hatten und abends die Geschäftsstelle stürmen wollten. Die Clubspitze bat die VfB-Fans indes am Mittwoch in einem Offenen Brief um faire und leidenschaftliche Unterstützung für die Begegnung gegen Urziceni. "Lautstark, farbenfroh und mit dunkelrotem Herzen - aber kompromisslos gegen Hass, Gewalt und Ausschreitungen aller Art!", appellierte der dreiköpfige Vorstand mit Erwin Staudt, Ulrich Ruf und Horst Heldt an die Anhänger des schwäbischen Fußball- Bundesligisten in dem auf der Homepage des Vereins veröffentlichten Schreiben.

"Es ist eine Sache der Vereine, wie sie mit diesen Gruppen umgehen. Wenn sie sich dem immer beugen, wird es natürlich irgendwann mal schwierig, nicht nachzugeben oder nicht das zu tun, was diese Gruppen wollen", sagte Lehmann. "Wenn man aber die Stärke und auch die Qualität hat, Entscheidungen zu treffen, die dem öffentlichen Verlangen ein bisschen widersprechen, ich glaube dann fährt man auf die Dauer besser. Aber das kriegen die Vereine halt nicht hin." Die Trennung von Babbel war nach Ansicht Lehmanns nicht unumgänglich. "Natürlich gibt es andere Wege", betonte der 40-Jährige.

Kritik an Streichung des freien Tags

Kurz vor Babbels Rauswurf strich dieser Lehmann seinen freien Tag - offenbar auf Druck von oben.

Kurz vor Babbels Rauswurf strich dieser Lehmann seinen freien Tag - offenbar auf Druck von oben.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Dem öffentlichen Druck standzuhalten ist für Lehmann aber "nicht ein Problem des VfB Stuttgart, sondern ein allgemeines. Die Qualität an der Spitze ist nicht so vorhanden wie sie vorhanden sein sollte. Insofern ist das schwierig, sich da so zu verhalten, dass man diese ganzen Beeinflussungen nicht unbedingt akzeptieren muss".

Die Streichung seines freien Tages, den er zuvor nach Spielen genossen hatte, kritisierte der ehemalige Nationaltorhüter ebenfalls scharf. "Anscheinend hat es Leute im Vorstand gestört, dass ich nach den Spielen nicht immer zum Regenerationstraining gekommen bin ­und auch in der Mannschaft", erklärte Lehmann. "Aus meiner Erfahrung im Fußball sollte man immer sehen, dass man den Schwachen im Verein zuhört, aber nie das macht, was die Schwachen verlangen, weil man dann keinen Erfolg haben wird."

Quelle: ntv.de, dpa

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