Fußball

Nur verkauft, noch nicht gerettet Liverpool droht Milliardenklage

In der Übernahmeschlacht um den FC Liverpool scheitern die bisherigen Besitzer mit ihrem Widerstand gegen den Verkauf an das US-Unternehmen New England Sports Ventures (NESV). Ausgestanden ist die Sache für den Verein damit noch nicht, schließlich fordern die Ex-Eigner nun Schadenersatz in Milliardenhöhe.

Der FC Liverpool gehört nun anderen US-Amerikanern.

Der FC Liverpool gehört nun anderen US-Amerikanern.

(Foto: dpa)

Nach einem tagelangen Wirtschaftskrimi mit juristischem Gezerre und einem Insolvenzverfahren vor Augen scheint der FC Liverpool quasi in letzter Sekunde gerettet. Die bisherigen Eigner Tom Hicks und George Gillett zogen auf Druck einer Gerichtsentscheidung in England ihre einstweilige Verfügung gegen den Verkauf des Klubs an die New England Sports Venture (NESV) vor einem US-Gericht zurück. Der Verkaufspreis soll umgerechnet rund 350 Millionen Euro betragen. Damit konnte der fünfmalige Champions-League-Sieger zur Deadline einen Kredit von 270 Millionen Euro an die Royal Bank of Scotland (RBS) zurückzahlen und einen Abzug von neun Punkten vermeiden.

"Wir sind stolz und demütig zugleich", sagte NESV-Chef John Henry in einer ersten Stellungnahme vor der Presse. "Wir werden in nächster Zeit viel zuhören, wir haben viel zu lernen." Konkrete Aussagen über seine Pläne mit dem angeschlagenen Traditionsclub machte Henry nicht, betonte aber: "Wir sind hier, um zu gewinnen. Wir werden tun, was immer dafür notwendig ist."

Ausgestanden ist der ganze Ärger um den Verkauf für Henry und den Verein aber noch lange nicht, auch wenn sich der unabhängige dreiköpfige Vorstand der "Reds" in einer ersten Stellungnahme "überglücklich" zeigte. Die beiden US-Amerikaner fordern nun nämlich einen Schadenersatz in Höhe von umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro und kündigten an, "jeden Rechtsweg auszureizen", um das Geld zu erhalten. Sie argumentieren, dass der Verkaufspreis weit unter dem wahren Marktwert des Klubs liege und sprechen von einem "epischen Schwindel". Ihr Anwalt Steve Stodghill erklärte dazu gegenüber der BBC: "Dieses Ergebnis mindert den Wert des Klubs und wird in langwieriger Unsicherheit für Spieler, Fans und alle Anhänger enden.

"Egoistisch und illegal"

Nach Angaben des Anwalts seien Hicks und Gillett bereit gewesen, die Schulden bei der RBS zu begleichen um ein Insolvenzverfahren zu vermeiden. "Das ist eine tragische Entwicklung, die andere als Sieg feiern werden", so Stodghill, "meine Klienten haben unermüdlich daran gearbeitet, eine vernünftige Lösung zu finden, aber der Vorstand hat egoistisch und illegal gehandelt." Wie seine Klienten das Geld auftreiben wollten, sagte Stodghill nicht.

Unter dem Vorstands-Vorsitzenden Martin Broughton, der von der RBS eigens für den Verkauf des Vereins eingesetzt worden war, hatte sich das dreiköpfige Gremium am 6. Oktober entschieden, das Angebot von NESV anzunehmen. Unmittelbar vor der entscheidenden Sitzung versuchten die Amerikaner deshalb, zwei englische Vorstände abzuberufen und eigene Vertraute im "Board" installieren - Hicks' Sohn und dessen Assistentin. Damit unterlagen sie aber vor Gericht ebenso wie mit ihrem Antrag auf Einstweilige Verfügung.

"Haut endlich ab"

Die beiden US-Geschäftsleute hatten 2007 umgerechnet rund 270 Millionen Euro für den Erwerb des FC Liverpool ausgegeben, seitdem aber in dramatischem Ausmaß Schulden von zur Zeit etwa 400 Millionen Euro angehäuft. Auch der versprochene Bau des neuen Stadions kam nicht zustande. Am Ende waren Hicks und Gillett bei den Fans völlig verhasst. Im Internet kursiert sogar ein Youtube-Video, dass sie auffordert: "Haut endlich ab".

Verhasst und vertrieben: George Gillett und Tom Hicks. Der Schrecken ohne Ende könnte für den FC Liverpool nun allerdings in ein Ende mit Schrecken übergehen - ein milliardenteures Ende.

Verhasst und vertrieben: George Gillett und Tom Hicks. Der Schrecken ohne Ende könnte für den FC Liverpool nun allerdings in ein Ende mit Schrecken übergehen - ein milliardenteures Ende.

(Foto: dpa)

Dem neuen Eigentümer NESV gehören eine ganze Reihe von Sport-Unternehmen in den USA. Am bekanntesten ist der traditionsreiche Baseball-Klub Boston Red Sox, den sie 2002 übernahmen und der 2004 tatsächlich den ersten Titel seit 86 Jahren gewann. Mehrheitseigner von NESV ist der Amerikaner John W. Henry, dessen Privatvermögen auf rund 650 Millionen Euro geschätzt wird.

Dass Spieler trotz der weiterhin prekären Lage nun wieder an eine Zukunft an der Anfield Road glauben, bewies Abwehrspieler und Vizekapitän Jamie Carragher. Der 38-malige Nationalspieler unterschrieb am Freitag einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2013.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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