Fußball

Wenig Wertschätzung vor der WM-Auslosung Löw-Team ist ein WM-Favorit - oder nicht?

Bei der Pressekonferenz wird Lothar Matthäus kaum etwas zum deutschen Team gefragt.

Bei der Pressekonferenz wird Lothar Matthäus kaum etwas zum deutschen Team gefragt.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die deutschen Fußballfans sind schon ganz heiß auf die kommende Weltmeisterschaft in Brasilien. Für sie ist das DFB-Team ein Top-Favorit. Von internationalen Legenden wird das vor der WM-Auslosung etwas anders gesehen. Ihnen ist der deutsche Fußball keine Erwähnung wert.

Lothar Matthäus fühlte sich wie im falschen Film. Deutschlands Fußball-Rekordnationalspieler und fünfmaliger WM-Teilnehmer war vom Weltverband zu einem von acht Hauptakteuren bei der WM-Gruppen-Auslosung (ab 17 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im Badeort Costa do Sauípe bestimmt worden.

Bei der Pressekonferenz war der 52-Jährige, Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 1990, im Vergleich zu anderen Ikonen wie Cafú (Brasilien), Zinedine Zidane (Frankreich), Alcides Ghiggia (Uruguay), Fabio Cannavaro (Italien), Geoff Hurst (England), Mario Kempes (Argentinien) und Fernando Hierro (Spanien) einer mit den geringsten Gesprächsanteilen - und das will beim redseligen Franken etwas heißen.

Irgendwie war dies symptomatisch für die internationale Wahrnehmung des deutschen Fußballs im mondänen "Resort Costa do Sauípe" - er war alles andere als in aller Munde. Während die deutsche Öffentlichkeit den dreimaligen Welt- und Europameister aufgrund der letzten WM-Ergebnisse und der attraktiven Spielweise zu den Mitfavoriten auf den WM-Triumph 2014 in Brasilien zählt, sieht das international offenbar anders aus.

Deutschland wird nicht erwähnt

Auch Brasiliens Ex-Stars wie Ronaldo, Bebeto, Carlos Alberto, Mario Zagallo und Amarildo sowie die fünfmalige Weltfußballerin Marta schwärmten hauptsächlich von ihrer Selecao, hoben diese auf den Favoritenschild. Auch Fragen nach südamerikanischen Außenseitern wie Kolumbien, Chile oder Ecuador sowie nach Mexiko wurden gestellt.

Deutschland, bei den letzten drei WM-Turnieren (WM-Zweiter 2002, WM-Dritter 2006 und 2010) immer im Halbfinale, fand keine Erwähnung. Da die Bundesliga in der letzten Saison mit Bayern München und Borussia Dortmund auch die Champions League dominiert hat, war das offensichtliche Desinteresse am deutschen Team schon auffällig.

Außer bei einer Frage an Matthäus selbst fiel kein einziges Mal der Name der deutschen Nationalmannschaft. Auch bei der Diskussion über die vermeintlichen WM-Top-Stars wurden Lionel Messi (Argentinien), Cristiano Ronaldo (Portugal) und Neymar (Brasilien) genannt. Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder andere deutsche Asse fanden keine Erwähnung - genauso wenig wie Europas Fußballer des Jahres Franck Ribéry (Bayern München/Frankreich).

Matthäus allein hält die Fahne hoch

So musste Matthäus höchstselbst - verbal zumindest - die deutsche Fahne hochhalten. "Ich würde mich sehr freuen, wenn wir nach 24 Jahren wieder einen WM-Titel holen könnten", sagte er über die Chancen des DFB-Teams, "die Mannschaft hat die Qualität, bei der WM eine gute Rolle zu spielen. So wie sie zuletzt gespielt hat, gehört sie zum engeren Favoritenkreis."

Da ist es doch tröstlich, dass auch "CR7" im fernen Spanien große Stücke auf die Schützlinge von Bundestrainer Joachim Löw hält. Cristiano Ronaldo zählte Deutschland neben Brasilien und Titelverteidiger Spanien zu seinen WM-Favoriten. Vielleicht lag diese Einschätzung auch daran, dass Deutschland dreimal in Folge den Portugiesen mit Real-Torjäger Ronaldo bei großen Turnieren das Nachsehen gegeben hat. Solche Erfahrungen hinterlassen Spuren.

Quelle: ntv.de, Ralph Durry, Jens Diestelkamp, dpa

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