Fußball

Keine Sozialarbeit mit Unmotivierten Löw lässt Podolski wieder grinsen

Lukas Podolski - entspannt beim Training nach dem Spiel gegen Österreich.

Lukas Podolski - entspannt beim Training nach dem Spiel gegen Österreich.

(Foto: dpa)

Ein gutes Länderspiel, ein Tor, Lob vom Trainer und SMS aus der Heimat - für den Fußballer Lukas Podolski wäre alles prima, wäre da nicht die mit den Füßen scharrende Konkurrenz. Doch offenbar kann er sich darauf verlassen, dass Joachim Löw ihn so schnell nicht aus seinem Förderprogramm entlässt. Schließlich wandelt der Kölner auf den Spuren der Legenden.

Es war ein guter Abend für Lukas Podolski. Er hatte ein Tor geschossen und mit der besten Leistung seit langem auf der linken, offensiven Seite im Mittelfeld seinen Teil dazu beigetragen, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Österreich mit 6:2 (3:1) gewonnen und sich so endgültig für die Europameisterschaft 2012 qualifiziert hatte. Das Publikum hatte ihn gefeiert, der Bundestrainer ihn ausdrücklich gelobt. Vergessen die Kritik der vergangenen Wochen.

Und da Lukas Podolski keiner ist, dem man nicht ansieht, wie es geht, sahen alle, dass es ihm gut geht. Das Grinsen hatte einen dauerhaften Platz in seinem Gesicht eingenommen und wäre, so der Eindruck, auch mit einem Meißel nur schwer zu entfernen gewesen. Hinterher, das ist so üblich, sprechen die Spieler mit den Journalisten, und auch Lukas Podolski war sofort mitten im Thema. "Wichtig war, dass wir in Hamburg gewonnen haben, jetzt ist wieder mehr Ruhe." Und auch dem Trainer sei alles in Ordnung. Stale Solbakken schicke ihm regelmäßig Kurznachrichten aufs Handy. Alles prima beim 1. FC Köln, Lukas Podolski grinst. Ist halt eine Herzensangelegenheit.

Willst Du tanzen, Mesut? Podolski trifft und lacht.

Willst Du tanzen, Mesut? Podolski trifft und lacht.

(Foto: REUTERS)

Im Nationalteam ist nach einem ordentlichen Spiel jedoch nicht gleich wieder alles gut für Lukas Podolski. Die Konkurrenz bleibt, wird stark und stärker. Leverkusens André Schürrle zum Beispiel schießt neuerdings immer ein Tor, wenn er eingewechselt wird. Aber naturgemäß eben erst dann. Von Anfang an spielt - immer noch - Lukas Podolski, und er wandelt auf den Spuren der Legenden längst vergangener Zeiten. Gegen Österreich hat er, 26 Jahre alt, sein 91. Länderspiel absolviert, eins mehr als Rudi Völler, und dabei sein 43. Tor erzielt, genauso viele wie Uwe Seeler. Aber nicht das war es, was dem Bundestrainer ausnehmend gefallen hat.

Löws Dreisatz: Fordern, fördern, loben

Joachim Löw war vor allem zufrieden, weil der zweifellos außerordentlich begabte Lukas Podolski das gemacht hat, was er von ihm sehen will. Der Bundestrainer bedient sich dabei bei den Methoden der Jugendpflege: Fördern und fordern. Auch wenn es sich hier nicht um die klassische aktivierende Sozialarbeit mit unmotivierten Klienten handelt und das Nationalteam auch kein Wohlfahrtsstaat ist, scheint der Kölner einen Trainer gefunden zu haben, der ihn versteht. Und den braucht er mehr als andere. Joachim Löw forderte vor dem Spiel gegen Österreich in Gelsenkirchen: "Mir gefällt es nicht so sehr, dass er in seinen Leistungen schwankt." Er lobte explizit den Konkurrenten André Schürrle: "Sein Spiel ohne Ball ist hervorragend, bemerkenswert, in welchem Tempo er agiert."

Doch er förderte Lukas Podolski, indem er ihn nicht etwa auf die Bank verbannte, sondern ihm weiter vermittelt, dass er zur Stammformation gehört. Um nach der Partie zu sagen, dass er absolut zufrieden sei. "Er war viel ohne Ball unterwegs und hat das gemacht, was ihn stark macht." Nämlich mit Wucht und Dynamik aus dem Mittelfeld nach vorne zu stoßen. "Es gab unglaublich viele Situationen, wo der Lukas links durch ist - nicht nur beim Tor. Er ist dann klasse, wenn er aus der Bewegung spielt. Das war auch meine Forderung an ihn." Und Lukas Podolski sagt: "Ich habe immer wieder betont, dass man mir vertrauen kann." Ansonsten gelte, was er am Freitag sagte: "Man steht auf dem Platz und will einfach das Beste rausholen. Und heute war es wieder ein kleiner Schritt nach vorne."

Programm läuft weiter

Gespür für sein Personal: Joachim Löw.

Gespür für sein Personal: Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Da die Entwicklung der Nationalmannschaft ein ständiger Prozess ist, wie Joachim Löw stets betont, läuft das Förderprogramm weiter. Wenn seine Mannschaft am Dienstag ab 20.45 Uhr in Danzig gegen Polen spielt, werden Torwart Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil nicht mitmachen. Die drei haben am Samstag das DFB-Quartier verlassen, sie sollen sich schonen. "Das ist ein Teil unseres sportlichen Konzepts."

Lukas Podolski aber ist dabei. Köln ist seine große Liebe, aber das gilt ebenso für Polen. "Wenn man in dem Land geboren ist, zu Hause immer polnisch spricht, eine Großfamilie da noch lebt, das ist ein besonderes Spiel." Und weil auch er weiß, dass die Europameisterschaft im kommenden Jahr genau dort und in der Ukraine stattfindet, spricht viel dafür, dass Lukas Podolski sich weiterhin brav an die Vorgaben seines Förderers hält. Dann wird alles prima. Und Stale Solbakken schickt wieder eine SMS.

Quelle: ntv.de

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