Fußball

DFB-Elf testet gegen Polen Löw lässt vorspielen, Boateng lästert

Joachim Löw: "Das Ergebnis wird nicht die alles entscheidende Rolle spielen."

Joachim Löw: "Das Ergebnis wird nicht die alles entscheidende Rolle spielen."

(Foto: imago/Revierfoto)

Bevor die deutschen Fußballer ins Trainingslager fahren, castet Bundestrainer Joachim Löw seine Kandidaten für den WM-Kader. Sechs Debütanten sollen heute im Testspiel gegen Polen auflaufen. Könnte interessant werden. Nur Kevin-Prince Boateng stichelt.

Worum geht's?

Deutschland - Polen 0:0

Deutschland: Zieler (46. ter Stegen) - Rüdiger (46. Höwedes), Mustafi, Ginter, Sorg (82. Günter) - Rudy, Kramer - Goretzka (46. Hahn), Meyer (77. Arnold), Draxler - Volland (71. Jung)
Polen: Boruc - Olkowski, Cionek (77. Wilusz), Szukala, Wawrzyniak - Krychowiak, Klich - Peszko (53. Zyro), Obraniak (53. Linetty), Rybus - Robak (53. Milik)
Schiedsrichter: Borbalan (Spanien) - Zuschauer: 37.569

Nun ja, es ist ein Spiel ganz im Zeichen der Freundschaft. Oder anders ausgedrückt: Um wirklich viel geht es nicht. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Bundestrainer Joachim Löw bis 24 Uhr an diesem Abend dem Weltverband Fifa die Namen der 30 Spie ler nennen muss, die zu seinem vorläufigen Aufgebot für die Fußball-Weltmeisterschaft gehören. Am Mittwoch verrät Löw dann, welche 25 oder 26 Spieler am 21. Mai für zehn Tage mit ins Trainingslager nach Südtirol dürfen. Und welche vier oder fünf Spieler zu Hause bleiben müssen - auf Abruf bereit, wie es so schön heißt. Bis zum 23. Juni muss er sich entschieden habe, wer die auserwählten 23 sind, die tatsächlich mit nach Brasilien fliegen.

Wie dem auch sei: Ein echter Testlauf für die WM ist das heute in Hamburg ab 20.45 Uhr gegen Polen nicht. Noch nicht einmal ein unechter. Weil keiner dabei ist, der sich ernsthaft zum Stammpersonal zählen darf. Die sieben Spieler des FC Bayern und die sechs der Dortmunder Borussia fehlen, weil sie sich am Samstag im Berliner Olympiastadion treffen und das Pokalfinale ausspielen. Per Mertesacker, Lukas Podolski und Mesut Özil sind nicht dabei, weil sie mit dem FC Arsenal ebenfalls am Samstag gegen Hull City im Endspiel des FA-Cups stehen. Der genesene Sami Khedira absolviert mit Real Madrid den letzten Spieltag in der spanischen Meisterschaft, Miroslav Klose ist für Lazio Rom in Italien im Einsatz. Der FC Chelsea hat André Schürrle nicht freigegeben. Und Marcell Jansen? Nun, der kämpft am Donnerstag mit dem Hamburger SV gegen Greuther Fürth in der Relegation darum, nicht aus der Bundesliga abzusteigen.

Wie stehen die Vorzeichen?

Kevin Volland wird eine Berufsbezeichnung zugeschrieben, die im WM-Kader sonst nur Miro Klose für sich beanspruchen kann - er gilt als Stürmer.

Kevin Volland wird eine Berufsbezeichnung zugeschrieben, die im WM-Kader sonst nur Miro Klose für sich beanspruchen kann - er gilt als Stürmer.

(Foto: imago/Revierfoto)

Um doch ein wenig Spannung ins Spiel zu bringen: Für immerhin neun Spieler geht es heute darum, sich fürs Trainingslager zu empfehlen. Löw heizt ganz geschickt die Stimmung an: "Sie können die Chance ergreifen, möglicherweise noch auf den WM-Zug aufzuspringen. " Gemeint sind die Schalker Benedikt Höwedes und Julian Draxler sowie der Leverkusener Lars Bender und der Freiburger Matthias Ginter. Und die fünf Kandidaten, die vor ihrem allerersten Länderspiel für Deutschlands wichtigste Fußballmannschaft stehen: Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua, Leon Goretzka und Max Meyer vom FC Schalke 04, André Hahn vom FC Augsburg und Kevin Volland von der TSG Hoffenheim. Die Fußballfreunde in Hamburg scheint das allerdings nicht sonderlich zu interessieren. Für das Hinspiel des HSV in der Relegation gegen Fürth waren flugs 51.000 der 57.000 Karten verkauft. Für das Länderspiel waren es gestern Nachmittag erst 36.000. Doch den deutschen Ko-Trainer Hansi Flick ficht das nicht an: "Es wird mit Sicherheit eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die einen tollen Fußball spielt." Das wäre etwas Neues in Hamburg.

Wie ist die DFB-Elf drauf?

Wer soll das einschätzen? Die 18 Spieler, die im Kader für das Spiel gegen Polen stehen, kommen zusammen gerade einmal auf 51 Länderspiele. Und das auch nur, weil Höwedes (18) und Benders Lars (17) den Schnitt versauen. Elf Akteure haben noch nie für die A-Nationalmannschaft gespielt. Noch Fragen? Löw baut schon mal vor und bittet prophylaktisch um Verständnis: "Das Ergebnis wird nicht die alles entscheidende Rolle spielen. Die meisten Spieler sind jung, stehen teilweise noch vor dem Abitur oder sind erst ein Jahr in der Bundesliga. Aber sie haben alle Perspektive, ihnen gehört die Zukunft." Das gilt auch für Kevin Volland, dem wohl interessantesten Debütanten in spe. Wird dem Hoffenheimer doch eine Berufsbezeichnung zugeschrieben, die im Kader für die Weltmeisterschaft sonst nur Klose für sich beanspruchen kann - er gilt als Stürmer. Und da Mario Gomez in Brasilien definitiv keine Tore schießen wird, darf Volland mit seinen 22 Jahren auf die Rolle als WM-Joker im Angriff spekulieren, auch wenn Trainer Markus Gisdol in der Bundesliga meist als Rechtsaußen oder auf der Position hinter den Spitzen einsetzt. Volland aber meint, dass er das kann, ganz vorne zu agieren. "Das liegt mir, da ich robust bin. Und das Tor treffe ich auch", sagte er dem "Münchner Merkur". Elfmal ist ihm das in der just abgelaufenen Saison gelungen. Er weiß auch, was es in Brasilien für ihn zu tun gäbe: "Ein guter Joker muss da sein, wenn er gebraucht wird. Er muss präsent sein."

Wie läuft's bei Polen?

Wer hofft, heute Abend in Stellingen wenigstens Robert Lewandowski spielen zu sehen, der hat nicht genau nachgedacht. Der Torschützenkönig der Bundesliga hat doch mit dem BVB das Pokalfinale vor der Brust. Das gilt auch für seinen Kollegen Lukasz Piszczek. Vollands Vereinskollegen Eugen Polanski hatte der polnische Nationaltrainer Adam Nawalka zwar nominiert, doch der Spieler muss mit den Hoffenheimern auf eine Testspielreise nach Indien. Und da das heute kein offizieller Termin der Fifa ist, kann die TSG so entscheiden. Nawalka findet das schade, er fliegt mit seinem Team zwar nicht zur WM, hätte gerne aber schon einmal für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich geübt, die für die Polen am 11. Oktober in Warschau beginnt - mit der Partie gegen Deutschland. Immerhin sind trotz allem zwei Akteure aus der Bundesliga dabei: Ludovic Obraniak vom SV Werder Bremen und Arkadiusz Milik vom FC Augsburg. Hinzu kommen Slawomir Peszko von Bald-wieder-Erstligisten 1. FC Köln und Grzegorz Wojtkowiak vom TSV 1860 München.

War sonst noch was?

Schalkes Kevin-Prince Boateng hat sich gemeldet. Er spielt mit Ghana bei der WM am 21. Juni in Fortaleza gegen die DFB-Elf mit seinem Halbbruder Jeróme. Und lästert schon mal ein wenig über die Deutschen ab. Sie müssen Weltmeister werden oder mindestens ins Finale. Aber sie haben nicht die Typen in der Mannschaft, die alle mitreißen können." Löws Eleven brächten zwar fußballerisch eine "überragende" Qualität mit, aber "immer, wenn es drauf ankam, haben sie es nicht geschafft".

Quelle: ntv.de

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