Fußball

Eine Prise mehr vom meisterlichen BVB Löw predigt neue Angriffslust

Bundestrainer Joachim Löw möchte, dass sein Team noch beherzter angreift - mit und ohne Ball. Das kommt einem bekannt vor aus der Bundesliga.

Bundestrainer Joachim Löw möchte, dass sein Team noch beherzter angreift - mit und ohne Ball. Das kommt einem bekannt vor aus der Bundesliga.

(Foto: dpa)

Während Manager Oliver Bierhoff mehr Kaltschnäuzigkeit fordert, hat Joachim Löw einen Plan. Die deutsche Fußball-Nationalelf soll noch beherzter angreifen, am besten schon heute Abend gegen die Färöer. Als Vorbild dient dabei Borussia Dortmund, auch wenn der Bundestrainer das so direkt nicht sagt.

Wer Löw in diesen Tagen ärgern möchte, muss ihn nur als Herr Klopp ansprechen.

Wer Löw in diesen Tagen ärgern möchte, muss ihn nur als Herr Klopp ansprechen.

(Foto: dapd)

Eigentlich ist das ganz lustig. Kaum hat Bundestrainer Joachim Löw angekündigt, das Spielsystem seiner Mannschaft bereichern zu wollen, ist überall zu lesen und zu hören: Die Dortmundisierung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist in vollem Gange. Will heißen: Die DFB-Elf will in Zukunft mehr so spielen wie der deutsche Meister aus Dortmund. Das hat der Bundestrainer so explizit nicht gesagt, wohl aber nicht zum ersten Mal den FC Barcelona und die spanischen Welt- und Europameister als Vorbilder genannt. Betonung auf will. Denn noch ist gar kein Spiel vergangen, seitdem Joachim Löw angekündigt hat, seine Spieler sollten sich von nun an noch schneller und aggressiver darum bemühen, falls sie den Ball mal an den Gegner verlieren, ihn aber so was von fix zurückzuerobern. Und vor einer Partie gegen die Färöer, ihres Zeichens die Nummer 154 der Weltrangliste, ist das kein allzu kühner Plan.

Aber es geht natürlich gar nicht um dieses eine Spiel, mit dem die deutsche Nationalmannschaft heute um 20.45 Uhr in Hannover in die Qualifikationsrunde zur Weltmeisterschaft 2014 startet. Es geht darum, es besser zu machen als jüngst bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, die für die DFB-Elf recht abrupt und ernüchternd mit der Niederlage im Halbfinale gegen Italien endete. Deshalb soll sich auf dem Weg nach Brasilien etwas ändern. Joachim Löw betont zwar, er wolle keine Spielweise einer Bundesligamannschaft kopieren. Aber wenn er von mehr "aktivem Spiel gegen den Ball" spricht, davon, dass seine Spieler bei Ballverlust den Gegner früher als bisher attackieren sollen - dann beschreibt er ziemlich genau das, was Dortmunds Trainer Jürgen Klopp stets predigt. Ein Stil, mit dem er den BVB zuletzt zweimal hintereinander zur Meisterschaft geführt hat. National zumindest klappt das also.

Nicht nur eine Frage der Vereinszugehörigkeit

Dass das nicht einfach ist, weiß auch Joachim Löw. Er sagt sogar, dass die perfekte Beherrschung des Gegenpressings "mit das Schwierigste im Fußball" sei. Was wie eine Nuance klingt, ist von fundamentaler Bedeutung. Und eine Umkehr einer althergebrachten Maxime. Früher hieß es: "Wir haben den Ball, dann sind wir aktiv. Wir haben nicht den Ball, dann können wir uns ein bisschen erholen." Nun aber gilt: "Ich muss gerade dann, wenn ich den Ball nicht habe, die größte Aktivität zeigen, um schnell in Ballbesitz zu kommen." Allerdings dürfte diese Fähigkeit keine Frage der Vereinszugehörigkeit sein. Thomas Müller hat vor dieser Partie nicht zu Unrecht darauf hingewiesen, dass der FC Bayern das mittlerweile auch ganz gut kann. Beim 6:1 gegen den VfB Stuttgart am jüngsten Bundesligaspieltag "haben wir vier Tore aus der Umschaltung geschossen". Will heißen: "Ball erobert und dann schnell und erfolgreich den Abschluss gesucht."

Ob nun Dortmund oder Bayern - eine Personalie zeigt aber, dass es in Zukunft schon ein wenig mehr in Richtung BVB gehen darf. Der Bundestrainer hat in dem Ansinnen, das leidige Dauerproblem mit den Außenverteidigern zu lösen, seinen Kapitän Philipp Lahm zurück auf die rechte Abwehrseite beordert. Dorthin, wo er seit geraumer Zeit auch wieder beim FC Bayern reüssiert. Die so frei gewordene linke Seite vertraut er nun dem Dortmunder Marcel Schmelzer an, nicht nur gegen die Färöer, sondern auch am kommenden Dienstag in Wien gegen Österreich sowie bei den weiteren Qualifikationsspielen im Oktober gegen Schweden und in Irland. Marcel Schmelzer, bisher in der Nationalelf eher ergänzend tätig, ist einer, der bereits verinnerlicht hat, was Joachim Löw nun fordert. Nun muss er sich nicht mehr, wenn die Ankündigungen wahr werden sollten, vom aggressiven BVB-Stil auf den eher abwartenden DFB-Stil umstellen. Was ihm und der Mannschaft gleichermaßen helfen könnte.

"Das tut auch der Nationalmannschaft gut"

Erfolgreicher Gegenpresser: Ilkay Gündogan weiß aus dem Vereinsleben mit Double-Sieger Borussia Dortmund, wie man den Ball schnell zurückerobert.

Erfolgreicher Gegenpresser: Ilkay Gündogan weiß aus dem Vereinsleben mit Double-Sieger Borussia Dortmund, wie man den Ball schnell zurückerobert.

(Foto: dpa)

Auch sonst holen die Dortmunder auf. Im Kader für die Partien gegen die Färöer und die Österreicher stehen sechs Spieler des FC Bayern, fünf kommen aus Dortmund. Bei der EM lautete das Verhältnis noch acht zu vier. Neben Schmelzer sind das nun Innenverteidiger Mats Hummels, der defensive Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan sowie die Offensivkräfte Marco Reus und Mario Götze. Und Gündogan gibt sich da durchaus selbstbewusst: "Wer uns beobachtet im Verein, weiß, dass unser Spiel ähnlich ist, dass wir in der gegnerischen Hälfte den Ball erobern wollen, um möglichst kurze Wege zum gegnerischen Tor zu haben. Das tut auch der Nationalmannschaft gut."

Jetzt müssen sie nur noch spielen. Dann zeigt sich, was dieser Plan wert ist, wobei die Färöer kein Maßstab sind. Oliver Bierhoff hat für alle Fälle noch eine zweite Idee parat. Wie er dem "Kölner Express" anvertraute, seien Technik und Taktik allein im internationalen Vergleich häufig nicht genug. "Es fehlt die Kaltschnäuzigkeit", sagte der Manager der Nationalmannschaft. "Nach der enttäuschenden EM 2004 haben wir großen Wert auf die technische Ausbildung der Spieler gelegt. Aber zum Fußball gehören auch totale Disziplin, Rennen, Kämpfen und Nervenstärke. Vielleicht müssen wir in der Ausbildung wieder mehr Wert auf diese Dinge legen." Er dürfte sich mit Joachim Löw aber einig sein, dass das eine das andere nicht ausschließen muss.

Quelle: ntv.de

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