"Duell auf Augenhöhe" Löw redet Österreicher stark
10.09.2012, 14:51 Uhr
Unsere junge Mannschaft muss noch lernen, aber das wird sie auch: Joachim Löw.
(Foto: dpa)
Der Auftakt gegen die Faröer ist abgehakt, der Blick nach Süden gerichtet. Am Dienstag will die DFB-Elf den nächsten Schritt zur WM 2014 machen. In Wien erwartet sie ein heißes Duell. Der Bundestrainer hält Österreich für stark wie lange nicht - und wird wahrscheinlich eine etwas defensivere Ausrichtung wählen.
Der erste Schritt auf dem Weg zur WM 2014 ist mit dem Heimsieg gegen die Färöer Inseln gemacht. Es war der kleinste Schritt auf dem Weg nach Brasilien. Jetzt richtet sich der Blick nach Süden. Am Dienstag (20.30 Uhr/ARD) will die deutsche Nationalmannschaft im Wiener Prater gegen Österreich den nächsten Sieg einfahren und die Tabellenführung in Gruppe C ausbauen.
Der deutsche Bundestrainer geht mit viel Respekt ins zweite WM-Qualifikationsspiel. "Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe", erklärte Löw auf der abschließenden Pressekonferenz in Wien. "Die Österreicher gehen zu Recht selbstbewusst ins Spiel. Sie haben gezeigt, dass sie konkurrenzfähig sind", sagte Löw über den kommenden Gegner.
Von Philipp Lahm, Miroslav Klose und Co. erwartet Löw einen kräftigen Leistungsschub. Nach dem Pflichtsieg gegen die Färöer, heiße es für sein Team nun nachzulegen. "Die Spiele in Wien waren immer geprägt von heißer, teilweise hitziger Atmosphäre. Ganz Österreich fiebert dem Spiel entgegen. Sie versuchen schon lange, Deutschland in die Knie zu zwingen", erklärte Löw, der einst auch in Österreich gearbeitet hatte. 26 Jahre hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen den Nachbarn nicht mehr verloren.
"Österreich wird mit Sicherheit kein einfaches Pflaster", hatte auch Miroslav Klose gewarnt. Beim 3:0 am Dienstag, als die DFB-Auswahl reihenweise gute Torchancen ausließ, habe etwas die Konzentration gefehlt, die Mannschaft habe quasi mit angezogener Handbremse gespielt, gab Miroslav Klose zu. "Da ist ein Schalter im Kopf, der ist dann nur sehr schwer einzudrücken", gestand der Stürmer, der selbst mehrere gute Torgelegenheiten nicht genutzt hatte.
Konzentration im Strafraum
Im Gegensatz zum Team der Färöer werden die Österreicher vor heimischem Publikum Löws Mannschaft alles abverlangen. Am Dienstagabend ist vor allem konzentriertere Arbeit im gegnerischen Strafraum vonnöten, will man gegen die Nummer 69 der Weltrangliste keine böse Überraschung erleben.
"Was ich gesehen habe von Österreich, ist, dass sie viel strukturierter und klarer spielen als vor zwei Jahren", berichtete Löw von seinen Beobachtungen. "Sie haben Spieler mit Selbstbewusstsein, die in der Bundesliga und anderen Ligen regelmäßig spielen und dort zu den Leistungsträgern gehören, die auch viele Tore erzielen wie Harnik und Arnautovic", bemerkte Löw zum Kontrahenten.
Aus diesem Grund wird Löw wohl zum bewährten System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern zurückkehren. Neben Sami Khedira kommt der von seiner Beckenprellung genesene Toni Kroos zum Einsatz. In der Offensive wäre dann kein Platz für den in Hannover überzeugenden Jungstar Götze. Hinter Sturmspitze Miroslav Klose bleiben Marco Reus, Mesut Özil und Thomas Müller in der Mannschaft. Lukas Podolski dagegen sitzt zunächst erneut nur auf der Bank.
Bei Schmelzer wollte Löw noch die Eindrücke vom Abschlusstraining am Montagaband abwarten. Der Profi von Meister Borussia Dortmund hat die erste Einheit nach seiner Prellung im linken Fuß am Sonntag laut Löw "ohne weitere Probleme" überstanden. Allerdings bleibe Holger Badstuber auf der linken Seite eine Option. Falls Schmelzer spielt, rückt Badstuber ins Zentrum, Per Mertesacker verlöre seinen Platz. Die Viererabwehrkette vor Torhüter Manuel Neuer komplettierten Mats Hummels und Kapitän Philipp Lahm auf der rechten Seite.
Österreich mit reiner Legionärs-Elf
Österreichs Trainer Marcel Koller wird in Wien wahrscheinlich Geschichte schreiben: Erstmals sollen in Österreich elf Fußball-Legionäre beim Anpfiff auf dem Platz stehen. "Ich schaue nicht darauf, ob jemand Legionär ist oder nicht. Ich stelle diese Spieler auf, mit denen wir die besten Chancen haben", sagte Koller nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Dass diese Spieler allesamt außerhalb Österreichs ihr Geld verdienten, sei kein Zufall. "Wenn sich ein Spieler im Ausland durchsetzt, ist das eine Erfahrung, die uns weiterhilft", sagte der 51-Jährige.
Mutig wie selten hofft Österreich darauf, am Dienstag die Sensation zu schaffen. Der letzte Feinschliff sei erledigt, erklärte Koller: "Jetzt geht es nur noch darum, die letzte Spannung aufzubauen, die Konzentration abzurufen und keine Nervosität aufkommen zu lassen. Wir brauchen vor dem Spiel eine Lockerheit."
Die Deutschen seien auch nur Menschen mit zwei Beinen, stellte Österreichs Stürmer-Star Marko Arnautovic fest: "Wir können ihnen wehtun." Einen Tick mehr laufen, einen Tick aggressiver sein, dann sei der Sieg möglich.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/sid