Bundestrainer: "Da ist irgendwie die Grenze" Löw sorgt sich um Schweinsteiger und Klose
13.11.2013, 16:23 Uhr
"Bereitet mir schon ein kleines bisschen Sorge": Bundestrainer Joachim Löw
(Foto: REUTERS)
Die erneute Verletzung von Torjäger Miroslav Klose bereitet Joachim Löw Magenschwerzen. Allerdings nicht so sehr für das Spiel gegen Italien, sondern mehr im Hinblick auf die WM. Von einer EM-Revanche in Mailand will der Fußball-Bundestrainer nichts wissen.
Keine Angst vor dem Angstgegner, aber Sorgen um die WM-Perspektiven der Routiniers Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger: Der 32. Fußball-Klassiker Deutschland kontra Italien steht für Jubilar Joachim Löw schon im Zeichen seiner WM-Mission 2014. "Es ist ein Spiel, in dem wir uns beweisen können und einiges mitnehmen für die Zukunft", erklärte der Bundestrainer vor dem Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in Mailand.
"Bei den Turnieren waren sie unser Angstgegner, jetzt sind sie unser Wunschgegner", betonte Löw, der seinen Profis eine positive Lehrstunde verschaffen will: Die Italiener seien "clever, abgebrüht, haken Dinge ab und Spielen immer weiter". Seit 18 Jahren hat Deutschland gegen den viermaligen Weltmeister nicht mehr gewonnen, seit fast 28 Jahren gab es keinen Erfolg in Italien mehr. Dennoch gelte: Respekt ja, Angst nein. Dass Löw bei seinem 100. Auftritt als Bundestrainer am Freitag (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) neben Schweinsteiger, Lukas Podolski, Mario Gomez und Ilkay Gündogan nun auch definitiv auf den verletzten Torjäger Klose und Abwehrchef Per Mertesacker verzichten muss, macht die Aufgabe noch kniffliger. Löw sieht die Italiener als einen der WM-Favoriten: "Sie waren beim Confed-Cup im Sommer die einzige Mannschaft, die dort den Brasilianern absolut Paroli bieten konnten."
Weit mehr als die aktuellen Personalprobleme beschäftigt Löw sieben Monate vor Beginn der Titelmission in Brasilien die Fitness einiger Leistungsträger. Dass Klose wegen einer "schmerzhaften Verletzung am Schulterband" wieder bis zu drei Wochen ausfällt und nicht in den Spielrhythmus kommen kann, "bereitet mir schon ein kleines bisschen Sorge". Auch Schweinsteiger, dem erneut eine Operation am rechten Problemfuß bevorsteht sowie die seit längerem pausierenden Mario Gomez und Ilkay Gündogan gehören zu seinen Sorgenkindern.
"Wir sehen das Spiel nicht als Revanche"
Noch sei eine positive Entwicklung bei allen Patienten möglich, wenn sie spätestens in der Rückrunde ins Training einsteigen und dann fünf Monate durchziehen könnten, sagte Löw. Aber: "Da ist irgendwie die Grenze. Sollten schwerere Verletzungen später passieren, bereitet es mir Magenschmerzen." Bei den vorangegangenen Turnieren hatte der Freiburger immer wieder auch Spieler nach langen Verletzungspausen mitgenommen - Topleistungen konnten diese wie Schweinsteiger bei der EM 2012 nicht anbieten.
Dass für den Bundestrainer und sein Team die Partie in Mailand das erste Aufeinandertreffen mit den Azzurri seit der bitteren Niederlage im EM-Halbfinale 2012 in Warschau ist, soll keine Rolle mehr spielen. "Die Niederlage ist bei uns aus den Köpfen raus. Wir sehen das Spiel nicht als Revanche." Zwar wäre der Kontrahent taktisch seinem Team noch um einiges voraus. "Auf der anderen Seite werden auch die Italiener Respekt haben und nicht mit der Selbstsicherheit ins Spiel gehen, uns zu schlagen."
"Natürlich freut man sich als Spieler auf solche Mannschaften. Spiele gegen Teams wie Italien und England helfen uns zu sehen, wo wir stehen", erklärte Marco Reus, der mit Sami Khedira, Toni Kroos und Thomas Müller aus dem Mittelfeld heraus dem deutschen Spiel den gewohnt offensiven Zuschnitt bringen soll. Auch Mesut Özil ist als Spielmacher vorgesehen, obwohl der Wahl-Engländer nach einem grippalen Infekt verspätet in München eintraf. Jérome Boateng und Mats Hummels bilden die Innenverteidigung, der grippegeschwächte Mertesacker soll erst beim Spiel in England dabei sein.
Wie das Stürmer-Vakuum ausgefüllt werden soll, ließ Löw offen. Entweder wird er dem Gladbacher Max Kruse eine Bewährungschance geben. Oder der Neu-Münchner Mario Götze soll wieder einmal die vorderste Position besetzen. "Das war immer schon eine wichtige Zielsetzung, dass wir Spieler nachziehen und aufbauen, die in die Lücke reinspringen können. Auch weil der Konkurrenzkampf vorhanden sein muss", unterstrich Löw: "Egal, wer aufläuft. Wir müssen die Wachsamkeit und Konzentration hochhalten."
Quelle: ntv.de, Jens Mende und Klaus Bergmann, dpa