Vorfreude beim WM-Aufgalopp Löw verteidigt Podolski
12.05.2010, 19:02 UhrMit einer klaren Fokussierung auf die WM und einem Plädoyer für Lukas Podolski hat Joachim Löw die Titelmission 2010 eröffnet. Die Vorwürfe, Podolski sei trainingsfaul, nennt der Bundestrainer haltlos. Allerdings gibt es auch noch einen Anfangsverdacht wegen Gefährdung des Straßenverkehrs gegen den Kölner. Und die Tatsache, dass zum Beginn des Trainingslagers noch viele WM-Fahrer fehlen.

Warme Worte: Bundestrainer Joachim Löw hält weiterhin unverdrossen zu Stürmer Lukas Podolski.
(Foto: dpa)
Bundestrainer Joachim Löw freut sich auf das Spiel gegen den Fußball-Zwerg Malta, über die Weltmeisterschaft hinaus denkt er noch nicht. Kurz nachdem der Bundestrainer um 11.13 Uhr im edlen Anzug das Düsseldorfer Hilton-Hotel betreten und einige Fans mit Autogrammen beglückt hatte, stellte er zu seiner Zeit nach der Fußball-Weltmeisterschaft klar: "Der Status quo ist, es ist alles möglich." Er werde sich jetzt aber nur mit der Nationalmannschaft und dem Turnier in Südafrika beschäftigen, alles andere werde er "ausblenden".
Für Löw zählt allein die WM. Für die 15 schon angereisten Spieler aus seinem vorläufigem WM-Aufgebot und die vier jungen Neulinge Tobias Sippel (22/Kaiserslautern), Mats Hummels (21/Dortmund), Stefan Reinartz (21/Leverkusen) und Kevin Großkreutz (21/Dortmund) gab es vom Bundestrainer bei der Begrüßung eine kurze Start-Ansprache. "Der Fokus liegt erst einmal auf dem Spiel gegen Malta, die WM-Vorbereitung beginnt erst einen Tag später, wenn wir in Sizilien angekommen sind", berichtete Löw.
Aufgalopp in kleiner Gruppe
Wie alle Mitglieder des deutschen WM-Trosses holte er sich zunächst im Rheinland-Saal des Düsseldorfer Teamhotels die neue offizielle WM-Bekleidung ab. "Die große WM-Einführung gibt es erst, wenn alle da sind", sagte Löw. Die gegen Malta noch fehlenden vier Bremer und Kapitän Michael Ballack, die am Samstag in den nationalen Cup-Endspielen stehen, erwartet Löw am kommenden Montag im ersten WM-Vorbereitungscamp in Sciacca. Die sieben Bayern-Spieler wird er erst eine Woche später nach dem Champions-League-Endspiel zur zweiten Trainingsphase in Südtirol dabei haben.
Für die übrigen 15 WM-Kandidaten steht schon im Benefizspiel gegen Malta die erste Sichtung an. "Es sind zwar noch nicht alle da. Aber es ist trotzdem wichtig, damit wir das Gefühl bekommen, wie wir zusammenspielen", erklärte Jérome Boateng, den Löw vielleicht auf der linken Abwehrseite testen will.
Warme Worte für Podolski
Für Podolski hat Löw trotz dessen schwachen Saison-Leistungen beim 1. FC Köln gegen den 154. der Weltrangliste einen Platz in der Offensiv-Abteilung reserviert. "Wir wollen den Zuschauern Freude bereiten und ein paar Tore erzielen", kündigte der DFB-Chefcoach an. Dennoch versprach er dem 24-Jahre alten Podolski für die kommenden Wochen nochmals eine schweißtreibende Aufbau-Arbeit, "um ihn wieder in die Form früherer Tage zu bringen".
Zugleich verteidigte Löw den Kölner entschieden gegen Vorwürfe des ehemaligen Nationaltorhüters Uli Stein: "Es ist völlig falsch zu sagen, Lukas Podolski wäre ein fauler Spieler. Ich erlebe ihn in der Nationalmannschaft immer hochmotiviert und hochkonzentriert." Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge pflichtete Löw bei. "Ich weiß nicht, woher diese Gerüchte kommen", sagte Rummenigge in München. Podolski habe sich in seiner Münchner Zeit, wo er von 2006 bis 2009 spielte, "absolut sauber verhalten". Er habe immer gut und hart trainiert. Auch Vereinstrainer wie Jupp Heynckes (Bayer Leverkusen), der Podolski Ende der Vorsaison beim FC Bayern trainiert hatte, distanzierten sich von Stein.
Stein hatte im Hessischen Rundfunk unter Berufung auf ehemalige Podolski-Trainer behauptet, dass der 70-malige Nationalstürmer der faulste Spieler sei, den diese Fußballlehrer je hatten. "Ich weiß nicht, mit welcher Berechtigung sich Uli Stein meldet und mit welchen Trainern er gesprochen hat. Ich erlebe ihn hier ganz anders", unterstrich Löw und verwies auf die konditionellen Testwerte Podolskis, die mit die besten im DFB-Team seien.
Die "Faulheits-Vorwürfe" sind aber nicht Podolskis einziges Problem. Die Kölner Staatsanwaltschaft bestätigte derweil Ermittlungen gegen "Prinz Poldi" wegen des Anfangsverdachts der Nötigung und Gefährdung des Straßenverkehrs. Der Stürmer des 1. FC Köln soll in der vergangenen Woche ein Rentner-Ehepaar beim Überqueren der Straße beinahe angefahren und danach beschimpft haben. Er wird in Kürze bei der Staatsanwaltschaft Stellung beziehen müssen.
Halb entspannt und hoch konzentriert
Löw bezeichnete seine Gefühlslage vor seiner ersten WM als Chefcoach selbst als gespalten. "Zuerst freut man sich, dass es jetzt losgeht, weil man da agieren kann. Völlig entspannt ist man vor so einem Turnier aber nicht, weil man hohe Konzentration mitbringen muss", sagte der Bundestrainer. Am ersten Tag der WM-Vorbereitung gab Löw zu, "dass es noch einige Fragen gibt". Auch deshalb kommt ihm der Test gegen den Fußballzwerg Malta recht, um zu sehen, "wie einige Spieler miteinander harmonieren".
Die Leverkusener Toni Kroos und Stefan Kießling, der Hoffenheimer Andreas Beck und auch das Stuttgarter Mittelfeld-Duo Christian Träsch und Sami Khedira dürfen wohl schon in der Anfangself vorspielen. Als Kapitän dürfte der Berliner Arne Friedrich das Team in seinem 70. Länderspiel anführen. Löw will alle verfügbaren 16 Feldspieler in Aachen einsetzen. Der Schalker Torhüter Manuel Neuer ist für die kompletten 90 Minuten vorgesehen. Der Hamburger Marcell Jansen (Aufbautraining) steht noch nicht zur Verfügung.
Quelle: ntv.de, dpa/sid