Sportlich im Aufwind, finanziell gesund Mainz plant nachhaltigen Erfolg
26.11.2010, 14:54 UhrDer FSV Mainz 05 will seinen momentanen Erfolg nutzen, um sich langfristig in der Fußball-Bundesliga zu etablieren. Geschickte Transfers und der Stadion-Neubau sollen dazu beitragen. Zudem ist die Leichtigkeit zurück beim FSV Mainz 05, der nach dem Ende der Niederlagen-Serie nun gegen den 1. FC Nürnberg eine neue Erfolgsserie starten will.
Von der Europa League wollen die Verantwortlichen des FSV Mainz 05 (noch) nichts wissen. "Das ist wirklich kein Thema für uns. Das ist uns vollkommen egal", kommentierte Manager Christian Heidel die Hochrechnungen, die dem Überraschungsteam der Fußball-Bundesliga am Ende der laufenden Saison einen Platz im europäischen Wettbewerb voraussagen. Alles andere als egal ist Heidel dagegen die langfristige Zukunft des Klubs. Der momentane Erfolg soll genutzt werden, um den selbsternannten Karnevalsverein endgültig in der Eliteklasse zu etablieren. Daran wird in Mainz mit Nachdruck gearbeitet.
Mögliche Einnahmen aus der Europa League spielen bei diesen Planungen keine Rolle - weil es sie laut Heidel gar nicht gibt. "Die Leute, die glauben, in der Europa League würde man reich, sollen sich mal erkundigen, was es da für Geld gibt", erklärte der 47-Jährige. Reich werden will der FSV vielmehr mit seinem neuen Stadion, das im Sommer bezugsfertig sein wird. Die 60 Millionen Euro teure Arena direkt an der Autobahn, die 33.500 Zuschauern Platz bieten wird, soll den Klub konkurrenzfähig machen.
Das Bruchwegstadion (20.300 Plätze) hat dann ausgedient. Für den seit 1992 im Amt befindlichen Heidel, den dienstältesten Manager der Bundesliga, ist der Schritt ins neue Stadion eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens. "Bald kommt von unten mit RB Leipzig noch ein Verein, der mit viel Geld einen Platz oben in der Bundesliga beanspruchen wird. Auch Hertha BSC Berlin wird dauerhaft wieder seinen Platz einnehmen", sagte Heidel.
Aufstieg aus eigener Kraft

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, doch Manager Christian Heidel ist ganz sicher einer von ihnen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Vergleich zwischen der finanzkräftigen Konkurrenz und dem FSV erfüllt den Manager aber auch mit Stolz. "Ich nehme für uns in Anspruch, dass kein Klub in Deutschland eine solche Entwicklung genommen hat wie wir. Mainz 05 hat sich selbst entwickelt. Da war niemand, der uns Geld geschenkt hat. Wir waren vor 15 Jahren eigentlich gar kein Profiklub und sind jetzt ein Bundesligaverein geworden", erklärte der gelernte Bankkaufmann und Autohändler, der bis 2006 den Managerjob ehrenamtlich ausübte.
Um auch in Zukunft ein Erstligaklub zu bleiben, müssen die Mainzer schneller sein als die Konkurrenz. Deshalb schaut sich Heidel bereits zum Jahresende nach Spielern für die kommende Saison um. Schließlich werden die Jungstars Andre Schürrle (für 8,5 Millionen Euro Ablöse zu Bayer Leverkusen) Lewis Holtby (von Schalke 04 nur ausgeliehen) den Verein verlassen. Der als sicher geltende Klassenerhalt spielt dem FSV bei der Suche nach neuen Kräften in die Karten.
Planung läuft auf Hochtouren
"Wenn man sich jetzt mit einem potenziellen Neuzugang unterhält, dann nimmt er sofort an, dass wir auch in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen. Da ist alles natürlich etwas einfacher. Vor allem, wenn man schon so früh damit hausieren gehen kann. Das sind wir nicht gewohnt", sagte Heidel der "Mainzer Allgemeinen Zeitung": "Es gibt eine Reihe von Vereinen, die diese Sicherheit zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben können. Das ist schon ein großer Pluspunkt für uns."
Doch nicht nur mögliche Neuzugänge wie Stephan Hain vom Zweitligisten FC Augsburg hat Heidel bereits im Visier. Auch Abgänge werden bereits geplant, um den Etat für die Vision vom nachhaltigen Erfolg in Rheinhessen zu entlasten. So steht Jan Simak, der sich auch in Mainz als Fehleinkauf herausstellte, laut Heidel auf der Verkaufsliste: "Wenn er gehen wollte, würden wir nichts dagegen haben."
Der Schwung ist zurück am Bruchweg
Nach der jüngsten Misserfolgsserie mit vier Niederlagen in fünf Spielen und dem Pokalaus, die auf den brillanten Saisonstart mit sieben Siegen in Serie folgte, hat die Mainzer inzwischen wieder der Schwung der ersten Saisonspiele beseelt. "Vieles von dem, was uns damals stark gemacht hat, ist wieder da", sagte Trainer Thomas Tuchel am Donnerstag. Das 3:2 in Mönchengladbach sei befreiend gewesen. "Ich habe ein gutes Gefühl. Die Spielfreude ist da", meinte der 37-Jährige vor dem Heimspiel des Tabellenzweiten an diesem Freitag (20.30 Uhr/n-tv.de Liveticker) gegen den Zehnten 1. FC Nürnberg.
"Wir wollen den Zuschauern ein Spektakel bieten", versprach Tuchel den zuletzt nicht verwöhnten Fans Wiedergutmachung. Aber Nürnberg reist nicht als "Schlachtopfer" ins Rheinhessische. "Wir wollen was mitnehmen. Wenn wir wieder zu unserer Kompaktheit zurückfinden, sind wir schwer zu schlagen", sagte FCN-Coach Dieter Hecking. Immerhin hat Mainz die letzten drei Heimspiele in der Liga verloren.
Voraussichtliche Aufstellungen:
FSV Mainz 05: Wetklo - Zabavnik, Bungert, Noveski, Fathi - Schürrle, Caligiuri, Polanski, Fuchs - Allagui, Szalai
1. FC Nürnberg: Schäfer - Chandler, Maroh, Wolf, Bieler - Simons, Cohen - Ekici, Gündogan, Frantz - Schieber
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Quelle: ntv.de, dpa/sid