"Es ist ein großer Tag" Marco Reus hat endlich sein erlösendes "Hollywood-Finale"
08.12.2024, 07:00 Uhr
Marco Reus ist endlich Meister.
(Foto: IMAGO/Imagn Images)
Endlich Meister: Marco Reus macht sich in Deutschland zum Unvollendeten, in zwölf Jahren bei Borussia Dortmund reicht es nie zum Meistertitel. Bei LA Galaxy, wo der ehemalige Nationalspieler inzwischen spielt, reichen vier Monate zum Triumph.
Marco Reus hat emotional über die erste Meisterschaft seiner Karriere als Profi-Fußballer gesprochen. "Ich weiß nicht, ob das ein Hollywood-Finale ist, aber es ist ein großer Tag", sagte der 35-Jährige, als er in einer großen Lache aus Bier, Champagner und anderen Getränken stand und die Medaille um den Hals baumelte. Mit den Los Angeles Galaxy gewann Reus im Finale um den MLS Cup 2:1 (2:1) gegen die New York Red Bulls, bei denen der Ex-Bundesliga-Coach Sandro Schwarz als Trainer arbeitet.
In zwölf Jahren mit Borussia Dortmund gelang dem Publikumsliebling Reus nie der ersehnte Griff nach der Schale, auch sonst musste der in guten Momenten faszinierende und bei so vielen großen Gelegenheiten deprimierend glücklose Profi immer wieder Enttäuschungen hinnehmen: Reus hatte die Weltmeisterschaften 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 verletzt verpasst. Allzu oft machte ihm sein Körper vor dem großen Triumph einen Strich durch die Rechnung, nun lag er sich glückselig nach Abpfiff mit LAs Local Hero Riqui Puig in den Armen.
Auch diesmal drohte Reus, den großen Moment zu verpassen: Die Adduktoren machten Probleme. "Es wird ein Wettlauf mit der Zeit, aber man soll ja immer positiv bleiben und das bin ich", hatte Reus im Gespräch mit RTL/ntv in der Woche vor dem großen Finale erklärt.
Reus spielte nun immerhin die letzten etwa 20 Minuten, er wurde in der 76. Minute eingewechselt und hatte - nach einer guten Chance direkt im Anschluss - nur noch die Aufgabe, die Gäste vom eigenen Tor fernzuhalten. Dass er überhaupt auflief, war bemerkenswert. "Ich habe, glaube ich, in den letzten zwei Wochen zweimal trainiert", sagte er nach dem Spiel. Vergangene Woche beim 1:0 gegen die Seattle Sounders war zur Halbzeit Feierabend. "In einem normalen Spiel hätte ich nicht gespielt, keine Chance. Am Ende ist mir das egal", berichtete er. Galaxy-Trainer Greg Vanney adelte Reus und seine Kollegen, die der Galaxy den sechsten Meistertitel sicherten, mit großen Worten: "Sie sind jetzt Legenden in diesem Klub, das ist eine große Nummer. Ich bin so stolz auf diese Jungs!"
"Hat nicht so viel geklappt"
In Dortmund hatte sich Reus am Ende der vergangenen Saison unter den Tränen Zehntausender von "seinem" BVB verabschiedet. Als Legende des Klubs, aber unvollendet. Nicht ganz als tragische Gestalt, aber als notorischer Pechvogel. Am dramatischen und traumatischen 27. Mai 2023, als der BVB am letzten Spieltag die so lange ersehnte und sicher geglaubte Meisterschaft gegen Mainz 05 die Meisterschaft noch wegschmiss, stand Reus in einem großen Spiel auf dem Platz. Es hätte der Höhepunkt einer Ära beim BVB werden sollen, doch stattdessen krachte der gesamte Klub ins Tal der Tränen.
Reus war 2012 zum BVB gewechselt, der damals unter Jürgen Klopp gerade zum zweiten Mal in Folge deutscher Meister geworden war. Doch danach brach die große Ära des FC Bayern an, der durch die empfundene Majestätsbeleidigung durch den aufmüpfigen Ruhrgebietsklub arg gereizt und in Sorge um die eigene Vormachtstellung angestachelt war - und in der Folge elfmal in Serie die Meisterschaft holten. Immer wieder vor dem BVB - mal deprimierend deutlich, mal dramatisch knapp.
Nach dem Wechsel in die USA reichten nun vier Monate für den Titel. "Man arbeitet immer seine ganze Karriere darauf hin, erfolgreich zu sein, zu versuchen, so viele Finals wie möglich zu erreichen und dann auch zu gewinnen", sagte Reus vor seinem Spind mit der Nummer 18. "Bei mir hat das in Deutschland nicht so viel geklappt. Aber wie ich schon gesagt habe, als ich angekommen bin, es war immer das Ziel, weiter erfolgreich zu sein."
Nun soll Reus in LA eine Ära mitgestalten. "Mit einem ausgeruhten Reus und einem fitten Puig im nächsten Jahr wird das junge Team im Jahr 2025 zweifelsohne ein aufregender Anwärter auf den Titel sein", schreibt der US-Sender CBS. "Es waren wohl nicht die herausragenden Leistungen der vergangenen Jahre oder sogar der letzten Saison, aber die Galaxy ist offiziell zurück und schreibt eine neue Version ihrer Geschichte."
Quelle: ntv.de, ter/sid