
Basler im Kreis mit der Mannschaft des SC Türkgücü Osnabrück.
(Foto: dpa)
54 Jahre ist Mario Basler mittlerweile alt, die Lust auf den Fußball aber hat er nicht verloren. Aufgrund einer verlorenen Wette coacht der ehemalige Bayern-Profi einen Kreisligisten in Osnabrück. Weil dem die Spieler ausgehen, läuft Basler selbst auf - und trifft so wie einst im Champions-League-Finale.
Das Aufstiegsrennen in der Staffel B der Kreisliga Osnabrück gewinnt am viertletzten Spieltag noch einmal an Spannung, die Verfolger Blau-Weiß Schinkel und der SV Hellern dürfen sich doch noch (leise) Hoffnungen auf die Bezirksliga machen. Denn: Der seit Monaten kaum aufzuhaltende Tabellenführer SC Türkgücü hat nach neun Siegen in Serie erstmals wieder Punkte liegenlassen und beim 2:2 (1:2) gegen die zweite Mannschaft des SSC Dodesheide.
Zugegeben, das klingt erstmal nicht nach einer Nachricht von überregionaler Relevanz. Allerdings ist der Kreisliga-Spitzenreiter aus der niedersächsischen 170.000-Einwohner-Stadt derzeit nicht einfach irgendein unterklassiger Fußballverein. Das zeigt sich beim Blick auf die Startaufstellung. Dort findet sich nämlich - mit der Rückennummer 11 und in der Innenverteidigung - der wohl erste Champions-League-Finalist, der jemals in der Kreisliga Osnabrück aufgelaufen ist: Mario Basler debütiert mit 54 Jahren für den SC Türkgücü.
Und Basler zeigt, dass er auch ein knappes Vierteljahrhundert nach dem legendären Finale von Barcelona noch immer ein feines Füßchen besitzt. Damals, am 26. Mai 1999, hatte er den FC Bayern mit einem direkt verwandelten Freistoß in Führung gebracht, ehe sich in der Nachspielzeit das Drama abgespielt hatte, das in der Nachspielzeit aus einem 1:0 ein 1:2 gemacht und die Münchner ins Tal der Tränen gestürzt hatte. Und auch jetzt, fast auf den Tag genau 24 Jahre später, reicht ein Freistoßtreffer von Basler nicht zum Sieg. Von der linken Strafraumseite zieht er kurz vor der Halbzeit einen Ball aufs lange Eck, der Schuss rutscht durch, Tor für Türkgücü. Der Spitzenreiter verkürzt damit 1:2 verkürzt und kann letztlich in der 90. Minute gerade noch die Niederlage abwenden.
Nach 70 Minuten ist Schluss
Warum aber steht Basler überhaupt auf dem Platz? Nun, eigentlich ist der Ex-Profi infolge einer Wette "nur" Trainer beim ambitionierten Kreisligisten. Die Bezirksliga-Rückkehr könnte das Ende der auf anderthalb Jahre angelegten Zusammenarbeit markieren, die im Februar 2022 begonnen hatte, nachdem Basler eine Partie Squash verloren hatte. Das Comeback als Spieler erwächst offenbar aus Personalnot: In seinem Podcast "Basler ballert" sagt der einstige Standard-Spezialist im Vorfeld, er habe die Spielberechtigung beantragt, "weil wir den ein oder anderen verletzten Spieler haben".
Der Antrag wird kurzfristig und vor allem rechtzeitig bewilligt und die "Neue Osnabrücker Zeitung" lässt es sich nicht nehmen, das Basler-Comeback in Text, Bild und Video live zu begleiten. In der 14. Minute schießt der 54-Jährige einen Freistoß über das Tor, dann fallen die beiden Gegentore, in der 38. Minute schimpft Basler in Richtung der gegnerischen Bank, dann verkürzt der Europameister von 1996 per Freistoß. Nach knapp 70 Minuten geht Basler vom Feld, nachdem er Dodesheide-Keeper Timothy Arigbodi mit einem weiteren Freistoß aus gut 25 Metern zu einer Parade gezwungen hatte.
Danach zieht er sich am Spielfeldrand die Schuhe aus, einen Pullover an und coacht von der Seitenlinie seine Mannschaft. Die Bilder der "NOZ" zeigen ihn auf Socken und mit Zigarette in der Hand. Nach dem Spiel sagt Basler, der seine Profikarriere 2004 beendet hatte, im Video-Interview über seinen Einsatz: "Klar, mit 54 tut's weh, ich habe jetzt glaube ich fünf Jahre kein Spiel mehr gemacht" - und trotzdem war es ihm zufolge "schön, mal dabei zu sein", auch wenn es bei diesem einen Einsatz wohl bleiben dürfte. Wobei er auf Nachfrage bedeutet, dass er beim nächsten Spiel des SC Türkgücü zumindest "die Schuhe einpacken" werde. Um möglicherweise auf dem Platz stehen, wenn der Aufstieg feststeht.
Quelle: ntv.de