Fußball

"Der heutige Tag ist eine Zäsur" "Miserables" Schalke verzwergt sich knallhart

c7f134b1fae644534b8c07372dfb8188.jpg

Die Verantwortlichen von Schalke 04 arbeiten die Saison auf - es ist eine schonungslose Analyse, die mit einer großen Entschuldigung beginnt. Es ist eine Analyse, die andeutet, wie schwierig der Kampf um neues Vertrauen und sportlichen Erfolg für den angeschlagenen Fußball-Bundesligisten wird.

Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 haben sich am Tag nach dem Rücktritt von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies demütig gezeigt und "massive Einsparungen" angekündigt. "Der heutige Tag ist eine Zäsur für den FC Schalke 04. Ein 'Weiter so' wird es und kann es nicht geben", sagte Marketing-Vorstand Alexander Jobst bei der Saison-Analyse des Fußball-Bundesligisten. "In den vergangenen Monaten hat Schalke 04 in der Öffentlichkeit ein miserables Bild abgegeben. Wir haben Fehler gemacht, für die wir uns entschuldigen müssen."

Damit meinte Jobst zum einen die enorm schwache Rückrunde, die das Team von Trainer David Wagner auf Platz zwölf beendet hatte, und zum anderen die Fehltritte in der Öffentlichkeitsarbeit unter anderem bei zwischenzeitlich geforderten Härtefallanträgen bei Ticketrückerstattungen. "Die Verantwortung tragen wir, der Vorstand, und wir müssen tunlichst dafür Sorge tragen, dass diese Dinge nicht mehr passieren. Wir wissen, dass wir sehr viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit verspielt haben."

Miranda und Kenny gegen, Hoffnung bei Stambouli

Schalke hat keine Chance mehr auf eine Weiterverpflichtung von Jonjoe Kenny, hofft aber noch auf einen Verbleib von Benjamin Stambouli. Kenny (23) muss nach dem Ende des Leihgeschäfts zu seinem Stammclub FC Everton zurück. "Jonjoe hat zu Schalke gepasst wie die Faust aufs Auge. Wir haben unser Interesse hinterlegt, dass er noch mal für ein Jahr auf Leihbasis zu uns kommt. Everton hat das anders gesehen, das müssen wir respektieren", sagte Sportvorstand Jochen Schneider. Auch der Vertrag vom 29 Jahre alten Abwehrspieler Stambouli ist ausgelaufen. "Wir sprechen miteinander und würden ihn gerne hier behalten", sagte Schneider. Zudem hat der Klub das Leihgeschäft mit Juan Miranda vorzeitig beendet. Der Spieler des FC Barcelona hatte selbst darum gebeten.

Der finanziell angeschlagene Verein habe durch die Corona-Krise weitere hohe Verluste hinnehmen müssen. Um Schalke "mit wirtschaftlicher Vernunft in die Zukunft" führen zu können, werde beim Personaletat und bei nicht notwendigen Investitionen "die Stopptaste" gedrückt. Deshalb sei es auch notwendig, die sportlichen Ziele für die kommenden "ein, zwei, vielleicht auch drei" Spielzeiten anzupassen, sagte Jobst. Das Erreichen des Europapokals sei kein Thema mehr. Eine Gehaltsobergrenze bei 2,5 Millionen Euro bestätigten Jobst und Sportchef Jochen Schneider zunächst nicht direkt. Beide sprachen aber von deutlichen Budgetkürzungen auch im Profi-Bereich.

Das Vertrauen in Wagner ist groß

Schneider sprach Coach David Wagner und seinem Team derweil trotz der katastrophalen Rückrunde das "totale Vertrauen" aus. "Solange der Trainer das Gros des Kaders zur Verfügung hatte, haben wir attraktiven und erfolgreichen Fußball gespielt", analysierte der Sportchef und nannte andere Gründe für den beispiellosen Absturz in der Rückrunde. "Es waren für unseren Kader für die Breite, die Tiefe und die Balance leider zu viele Verletzte", sagte Schneider. Man habe ein stabiles Fundament. Natürlich habe man sich aber auch "Gedanken gemacht, was uns in diese Situation gebracht hat. Wir müssen drüber sprechen, was nicht gut lief und wo wir den Hebel ansetzen müssen".

Schneider, der den Schalker Uefa-Cup-Sieger von 1997 als seinen Wunschtrainer verpflichtet hatte, gab Wagner bereits Ende Mai eine Jobgarantie. Der Vertrag des 48-Jährigen läuft bis 2022. "Wir haben die Saison mit zwei verschiedenen Mannschaften gespielt", sagte Wagner. "Ich bin der sportlich Verantwortliche, und zwar für beide Phasen." Als Konsequenz aus der Verletztenmisere in der abgelaufenen Saison wird das Athletik- und Reha-Team fast komplett ausgetauscht. Dafür kehrt Werner Leuthard zurück, der bereits unter Ex-Trainer Felix Magath auf Schalke tätig gewesen war. Leuthard wird Leiter der Abteilung Reha und Athletik. "Er wird uns mit seiner Persönlichkeit guttun", sagte Schneider.

Für Wagner heißt die aktuelle Situation auf Schalke aber auch: Kostspielige Neuverpflichtungen kann sich sein Klub nicht leisten, auch wenn es nach Meinung des Trainers "keine gute Balance" im Kader und "große Schwierigkeiten" bei den Torhütern und im Sturm gibt. Zwingend notwendig ist daher wohl ein noch stärkerer Austausch mit der Knappenschmiede um seinen Top-Talente-Trainer Norbert Elgert.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen