Sebastian Rode hört auf Mit Blut, Schweiß und Tränen zum Fußballgott
17.05.2024, 20:57 Uhr
Sebastian Rode hat sich nie geschont, nun endet seine Zeit als Profifußballer.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Bundesliga-Saison endet. Eintracht Frankfurt kämpft um Platz sechs und die Europa-League-Qualifikation. Auf dem Rasen dabei: Sebastian Rode. Es wird das letzte Spiel seiner Profikarriere sein. Tränen werden fließen.
Bundesliga-Fußball ist Emotion. Auf der großen Bühne haben das die Spiele vor leeren Rängen in der Corona-Zeit eindrucksvoll gezeigt. Ohne Fans auf den Rängen läuft nichts. Sie sind der 12. Mann. Sie peitschen die Spieler voran mit ihren Gesängen, Trommeln, Choreografien. Das wird auch an diesem Samstagnachmittag der Fall sein, im ehemaligen Waldstadion zu Frankfurt. Es wird laut sein, Tränen werden fließen. Denn Sebastian "Seppl" Rode beendet seine Karriere als Profifußballer.
"Ich bekomme jetzt schon Gänsehaut, wenn ich daran denke", sagte er diese Woche dem "Kicker". Im Stadion werden viele Freunde und Bekannte sein. "Viele Fans haben mir schon gesagt, dass sie mich abfeiern wollen, selbst wenn ich nur drei Minuten auf dem Feld stehen sollte." Nach seiner Knie-Operation sei gegen Leipzig am Samstag (15.30 Uhr/Sky) maximal ein Einsatz von zehn Minuten möglich. Er spüre "sehr viele Emotionen. So richtig kann ich noch gar nicht glauben, dass jetzt ein Schlussstrich gezogen wird. Ich denke an all die Emotionen in der Kabine, auf dem Feld und mit den Fans. Das wird mir fehlen und geht mir schon ab und zu durch den Kopf, wenn ich abends im Bett liege."
Rode ist nicht irgendwer. Er ist der langjährige "Capitano" der Eintracht. Er ist ein Urgestein. Er ist Hesse. Er ist Identifikations- und Galionsfigur in einer Person. Er ist eine Type. Er macht den Mund auf. Er kämpft um jeden Zentimeter Rasen. Das konnte er allerdings in dieser Saison nur noch sehr selten. Rode, der einst von den Offenbacher Kickers in die Mainmetropole gewechselt war, dann zum FC Bayern ging, anschließend zum BVB, von wo er 2019 wieder zur Eintracht zurückkehrte, hatte in seiner Karriere immer wieder mit kleineren Blessuren und größeren Verletzungen zu kämpfen. Er fiel aus, kämpfte sich wieder heran und ins Team, fiel wieder aus. Das kostete den einstigen deutschen U21-Nationalspieler eine womöglich große Karriere in der DFB-Elf.
Fan-Liebling Rode
Der Verletzungsanfälligkeit Rodes hat es die Eintracht aber auch zu verdanken, dass er überhaupt wieder für sie spielte, denn sowohl bei den Bayern als auch beim BVB konnte er sich dadurch nicht vollends durchsetzen. Das habe ihn "stark geprägt", betonte der gebürtige Hesse: "Ich hätte gerne auf die eine oder andere Verletzung verzichtet, aber man lernt auch sehr viel daraus und weiß die Zeit auf dem Rasen noch mehr zu schätzen."
Die Trainer waren von seinen spielerischen Fähigkeiten indes immer überzeugt. Unter Bayerns damaligen Coach Pep Guardiola war er im defensiven Mittelfeld gesetzt. Er lobte seine Mentalität, sein Auge. Rode sei einer, der ein Spiel lesen könne. Auch Oliver Glasner, mit dem die Eintracht im Jahr 2022 die Europa League gewann, ist voll des Lobes für Rode, "seinen Capitano". Bei den Fans auf den Rängen, denjenigen, die den Adler ein Leben lang im Herzen tragen, hatte und hat Rode immer einen Stein im Brett. Wenn Rode auf dem Rasen stand, wenn er für die SGE spielte, gab er immer 100 Prozent, holte immer alles aus sich heraus, aus seinem Körper. Er kämpfte und spielte. Ab und an traf er sogar die Bude. 275 Mal ist er in Pflichtspielen für die Adler aufgelaufen, 15 Tore hat er erzielt, 21 weitere vorbereitet.
Rode ging immer voran: Im Europa-League-Finale in Sevilla gegen die Glasgow Rangers spielte er nach einer Kopfverletzung mit Turban weiter. Die Eintracht holte sich den Pokal im Elfmeterschießen. Die Mannschaft wurde in Frankfurt von Hunderttausenden gefeiert, allen voran "Capitano" Rode, der sich aber nicht in den Vordergrund drängte. Rode ist ein bescheidener Mensch. Auch dafür lieben ihn die Fans. Ein "goldenes Steak" essen? Das ist nicht Rodes Sache. Große Abschiedsworte sind es auch nicht.
Eintracht hält die Tür offen
Rode geht nun in den "Ruhestand". Er hat in sich mehr als verdient. Er will mit seiner Familie erst einmal reisen. Ob er dann irgendwann einen Job bei der Eintracht annimmt, als Nachwuchstrainer vielleicht, ließ er zuletzt offen: "Ich mache mir keinen Druck", sagte der 33-Jährige dem "Kicker". "Ich freue mich, dass der Klub mir diese Tür öffnen möchte. Und ich kann mir natürlich gut vorstellen, in Zukunft bei der Eintracht zu arbeiten."
Arbeiten wird Rode heute noch einmal auf dem Rasen im Deutsche-Bank-Park. Am letzten Bundesliga-Spieltag dieser Saison geht es für "seine" Eintracht darum, mindestens den Europa-League-Platz zu sichern. Der Gegner spielt dabei keine Rolle. Rode wird wie immer alles geben. Noch ein letztes Mal. Er ist gerade rechtzeitig noch fit geworden, es wird wie ein Geschenk für ihn sein. Seine Augen werden leuchten, ein Dauergrinsen sein Gesicht zieren, wenn er grätscht, passt, vorangeht. Emotionaler Leader. Nach dem Spielende ist er dann endgültig ein "Fußballgott". Auf dem Frankfurter Olymp.
Quelle: ntv.de