Über Todes- und Luschengruppen Warum die WM-Auslosung so umstritten ist
03.12.2013, 12:48 Uhr
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien beginnt am 12. Juni 2014.
(Foto: dpa)
Am Abend wird es spannend: Die Fifa legt die Lostöpfe für die WM 2014 fest. Die Einteilung der Töpfe ist dabei ebenso intransparent wie umstritten. Und dürfte zur Folge haben, dass die Stärke der WM-Gruppen extrem unausgewogen ausfällt.
In Costa do Sauípe, einem paradiesischen Urlaubsort rund 75 Kilometer vom brasilianischen Salvador da Bahia entfernt, werden heute die Lostöpfe für die WM 2014 festgelegt. Sie bilden die Grundlage für die Zusammenstellung der WM-Gruppen, die am Freitag erfolgt. Insgesamt wird es vier Lostöpfe mit jeweils acht Mannschaften geben. Aus diesen werden dann die acht WM-Gruppen ermittelt.
Der heutige Termin, bei dem zunächst nur definiert wird, welches Team in welchen der vier Lostöpfe fällt, wird mit ungewohnter Spannung betrachtet. Das liegt vor allem daran, dass es nur spärliche Informationen darüber gibt, wie die Lostöpfe bestimmt werden. Spekulationen schießen ins Kraut. "Fifa bastelt sich Wunsch-WM", schreibt die "Bild"-Zeitung, US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann spricht von "einer Menge Fragezeichen" und prophezeit ausufernde Debatten, wenn die Gruppen feststehen. Sein Fazit: Die Einteilung der Lostöpfe ist unausgewogen.
Worum geht es?
Es gibt vier Lostöpfe. In jeden Lostopf kommen acht Mannschaften. Die WM-Gruppen mit jeweils vier Mitgliedern, die am Freitag ermittelt werden, setzen sich dann zusammen aus einer Mannschaft aus Lostopf 1, Lostopf 2, Lostopf 3 und Lostopf 4.
Lostopf eins steht bereits fest. Brasilien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Uruguay, Spanien, Belgien und die Schweiz sind als Top-Teams der FIFA-Weltrangliste in Topf 1 gesetzt. Maßgeblich war hierfür die Fifa-Weltrangliste vom 17. Oktober. Das Abschneiden bei früheren Weltmeisterschaften blieb unberücksichtigt. Daher sind die Schweiz, Belgien und Kolumbien, bei der WM 2010 früh gescheitert oder gar nicht dabei, gesetzt, Vize-Weltmeister Niederlande oder 2006-Champion Italien dagegen nicht. Die acht Teams aus dem ersten Topf bilden die Gruppenköpfe der WM 2014. Doch wie geht es jetzt weiter?
Die drei weiteren Lostöpfe werden nicht etwa nach der Stärke der jeweiligen Mannschaften laut Weltrangliste ermittelt; die Fifa möchte vielmehr "sportliche und regionale Kriterien" bei der Lostopfeinteilung berücksichtigen. Dabei geht es wohl vor allem um regionale Aspekte: Die Fifa will verhindern, dass es beispielsweise am Ende zu einer reinen Europa-Gruppe bei der WM kommt. Das wäre im Zweifel zwar sportlich fairer, weil es die Kräfteverhältnisse besser abbildet. Es wäre aus vermarktungstechnischer Sicht aber suboptimal.
Deshalb hat sich der Weltfußballverband bereits vor längerer Zeit darauf verständigt, dass nur maximal zwei Teams aus Europa und nur je ein Team pro Fußball-Kontinent in jeder Gruppe sein dürfen. Letztlich werden also vor allem die Teams gleicher Konföderationen - unabhängig vom Weltranglistenplatz - in den gleichen Töpfen sein, um am Freitag verschiedenen Gruppen zugelost zu werden.
Also wird es wohl einen Lostopf 2 als reinen Europatopf geben. Lostopf 3 umfasst dann alle Mannschaften aus Asien, Nord-und Mittelamerika. Und Lostopf 4 würde sich zusammensetzen aus den fünf Vertretern Afrikas, den zwei südamerikanischen Teilnehmern und dem noch übrigen Team aus Europa. Hier wiederum könnte nun die Weltrangliste wieder ins Spiel kommen. Denn der am schlechtesten platzierte europäische WM-Teilnehmer war am Stichtag 17. Oktober Frankreich.
So könnten die Lostöpfe aussehen:
Gesetzte Teams: Brasilien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Uruguay, Spanien, Schweiz, Belgien
Lostopf 2, Europa: England, Italien, Niederlande, Portugal, Russland, Griechenland, Kroatien, Bosnien-Herzegowina
Lostopf 3, Asien, Nord- und Mittelamerika: USA, Mexiko, Honduras, Costa Rica, Australien, Japan, Iran, Südkorea
Lostopf 4, Afrika, Südamerika und 1 Europäer: Algerien, Nigeria, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Chile, Ecuador, Frankreich
Demnach könnte es sein, dass Deutschland (aktueller Weltranglistenplatz 2) in einer Hammer-Gruppe landet mit Italien (7), USA (14) und Chile (15). Auf der anderen Seite könnte sich Belgien (11) in einer Gruppe wieder finden mit Bosnien-Herzegowina (21), Kamerun (51) und Australien (59).
Das ist es wohl, was Klinsmann mit unausgewogen beschreibt. Was dem Ex-Bundestrainer Schweißperlen auf die Stirn treibt, lässt seinen Nachfolger kalt. Als Weltranglistenzweiter muss sich die DFB-Elf von Joachim Löw vor keinem Team fürchten, zudem ist man durch die EM 2012 Todesgruppen-gestählt. Deshalb sagt Löw auch: "Wir nehmen es, wie es kommt."
Quelle: ntv.de, tar