"Meister der Märkte" war einmal Mourinho tendiert zu Khedira
16.07.2010, 18:26 UhrDie Zeiten, in denen Spaniens Rekordmeister Real Madrid aberwitzige Millionenbeträge für jeden bezahlt hat, der nicht bei drei auf dem Baum war, sollen unter Neu-Trainer Jose Mourinho vorbei sein. Der Portugiese will künftiger vorsichtiger, billiger und nicht mehr nur die weltbesten Spieler einkaufen. Und deshalb ist auch Stuttgarts Sami Khedira ein Kandidat.

Vor dem Abschied aus Stuttgart? Sami Khedira, Siegtorschütze im kleinen Finale, steht auf jeden Fall auf Reals Wunschzettel.
(Foto: REUTERS)
Real Madrid will den deutschen Fußball-Nationalspieler Sami Khedira vom VfB Stuttgart verpflichten. Das bestätigte der neue Club-Trainer José Mourinho der portugiesischen Nachrichtenagentur "Lusa". "Wir wollen wohl in Richtung Khedira gehen", sagte der Portugiese in einem Interview.
Der spanische Traditionsverein wolle nicht mehr "Meister der Märkte sein und nicht mehr die teuersten und besten Spieler der Welt" kaufen. Auch Real könne nicht zwei oder drei Jahre hintereinander so viel investieren wie im vergangenen Sommer, als die Weltstars Kaká und Cristiano Ronaldo nach Madrid geholt wurden.
Alter und Lernpotenzial entscheiden
"Wir müssen nun vorsichtig zu Werke gehen und uns auf dem Transfermarkt mit einer völligen anderen Philosophie präsentieren", meinte der Mann, der in der abgelaufenen Saison mit Inter Mailand die Champions League sowie die Meisterschaft und den Pokal in Italien gewann. Real benötige noch einen Mittelfeldmann und einen Abwehrspieler. Man wolle in diesem Sommer aber jüngere Profis mit "mehr Zukunftsprojektion und mehr Lernpotenzial" anheuern. Auf dem Transfermarkt wolle man "ruhig, ohne Drama und ohne Druck" agieren. "Diese Vorgehensweise gefällt mir", sagte Mourinho.
Obwohl Real nun nicht mehr so großzügig mit dem Scheckheft wedeln möchte, hegt Mourinho große Ambitionen. Er wolle in der spanischen Hauptstadt Großes erreichen und als erster Trainer in die Geschichte eingehen, der die Champions League mit Vereinen von drei verschiedenen Ländern gewinnt. Der Portugiese führte vor Inter in der europäischen Königsklasse auch den FC Porto (2004) zum Titel. Außerdem will Mourinho als erster Trainer "die drei wichtigsten Meisterschaften der Welt" gewinnen (die englische Premier League sowie die Ligen in Italien und Spanien). Das habe bislang weder ein Trainer noch ein Spieler erreicht, so Mourinho.
"Negative Überraschungen" möglich
Die Erwartungen der Real-Fans dämpft Mourinho aber doch ein bisschen. Seine Teams hätten immer in seinem zweiten Trainerjahr den Leistungshöhepunkt erreicht. "Es war in meinem zweiten Jahr mit dem FC Porto, dass wir die Champions gewonnen haben. Bei Chelsea haben wir in meiner zweiten Saison die Meisterschaft gewonnen, standen aber auch im Halbfinale der Champions", erklärte er. Im ersten Jahr erlebe der Trainer im neuen Verein oft "negative Überraschungen", warnt er. Der oft als arrogant angeprangerte Mourinho will es mit dem Erfolg auch nicht übertreiben. Schließlich glaubt er zu wissen: "Die Menschen haben es langsam satt, dass ich so viele Titel gewinne".
Den Kritikern, die ihm eine zu defensive Strategie und "hässlichen Fußball" vorwerfen, entgegnet der 47-Jährige: "Es ist erstens nicht wahr, dass meine Mannschaften defensiv sind. Zweitens kümmert mich die Kritik nicht. Und drittens: ich glaube, dass ein defensiver Coach vielleicht ein Mal gewinnt, aber nicht zwei, drei, vier, fünf, 10, 15, 16 oder 17 Mal. Meine Titel sprechen für mich".
Quelle: ntv.de, dpa