Fußball

Überfälle, Hetze, Maulkörbe Nahost-Krise zieht in die Stadien ein

Laut österreichischen Medien soll einer der Angreifer sogar ein Messer gezogen haben.

Laut österreichischen Medien soll einer der Angreifer sogar ein Messer gezogen haben.

(Foto: imago/PanoramiC)

Der Konflikt um Gaza findet auch im Sport seinen Widerhall - in allen Bandbreiten. Antisemiten attackieren Spieler von Maccabi, Nazis pöbeln in einem Dortmunder Stadion - und ein Bundesligastar kassiert einen Rüffel für einen Kommentar auf Instagram.

Politik und Sport haben nichts miteinander zu tun - das hört man oft von Sportlern, Trainern und Offiziellen, die einfach in Ruhe gelassen wollen. Die bei den Winterspielen in Sotschi nichts über Menschenrechtsverletzungen hören wollen. Oder bei Olympia 2008 in Peking. Oder bei der Fußball-WM 1978 im Argentinien der Militärjunta. Oder, oder, oder. Aber manchmal kommt die Politik einfach ins Stadion. So wie gestern in Bischofshofen, als plötzlich zwanzig Männer, einige gehüllt in palästinensische Fahnen, Spieler von Maccabi Haifa angriffen. Der Krieg im Nahen Osten, er wirkt sich auch auf den Sport aus.

Maccabi will einfach weitermachen, das Trainingslager in Österreich nicht abbrechen. Als nächster Gegner steht Bundesligist SC Paderborn bereit, die Sicherheitsvorkehrungen werden enorm verschärft. Gegenüber der "Jerusalem Post" erklärte Maccabi, der Verein stehe für "Koexistenz und Toleranz". Das ist tatsächlich kein leeres Bekenntnis, als erster Verein Israels trat Haifa in den 80er Jahren auch mit arabischen Spielern an. Den Angreifern war das offensichtlich egal oder nicht bewusst - für sie zählte nur, dass Maccabi ein israelischer Verein ist. "Fuck Israel" stand auf einem Banner der - laut Polizei - türkischstämmigen Männer. Der Vorfall ist das krasseste Beispiel, wie die Wut und der Hass auf Israel in diesen Tagen nicht nur auf den Straßen artikuliert wird, sondern auch ins Stadion drängt.

Aggressionen an der Fanmeile

Ortswechsel: Dortmund, am Dienstag. Eine Stadtteilauswahl von Lütgendortmund spielt gegen eine U19 aus der Partnerstadt Netanya. Bekannte Neonazis zeigen am Spielfeldrand palästinensische und Reichsflaggen, brüllen "Nie wieder Israel". Die Rechtsradikalen werden vom Ordnungsdienst und der Polizei des Platzes verwiesen. Das Team aus Netanya sei "erstaunt und erschüttert" gewesen, zitiert die "WAZ" den Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde in Dortmund, Zwi Rappoport.

Am Tag des WM-Finals zwischen Deutschland und Argentinien sammelte sich in Berlin eine unangemeldete Demonstration mit rund 1000 Teilnehmern, die palästinensische Fahnen schwenkte. Die Berliner Polizei berichtete später, die Menge sei außergewöhnlich aggressiv gewesen. Die Demonstranten durchbrachen plötzen eine Polizeikette und wollten Richtung Fanmeile stürmen, erst eine zweite Kette konnte die Menschen aufhalten.

Hertha BSC ermahnt und schweigt

Nicht nur auf den Straßen und im Stadion, vor allem auch in den Sozialen Netzwerken findet der Krieg im Nahen Osten Widerhall - auch hier mischen natürlich Sportler mit. Stürmer Änis Ben-Hatira von Hertha BSC Berlin tat seine Meinung über Instagram kund: "Als Mensch beschäftigt mich die Entwicklung von Palästina sehr", schreibt er. "Warum greift die Welt hier nicht ein? Hier werden unzählige Zivilisten getötet, darunter Frauen und Kinder."

Er sei kein Antisemit, schreibt er weiter. "Ich habe aber was gegen das Regime von Israel, dass seit 66 Jahren ganz offen die Palästinenser unterdrückt, ermordet und deren Land besetzt." Die Folge: eine deutliche Ermahnung von seinem Verein. "Wir haben ihn über mögliche Konsequenzen aufgeklärt", antwortete Hertha BSC auf eine Anfrage der "Morgenpost". Einen eigenen Kommentar zu Ben-Hatiras Aussagen konnte sich der Verein nicht abringen: "Hertha BSC äußert sich in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht zu politischen Angelegenheiten."

Quelle: ntv.de, cba/dpa/sid

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