Auf Schalke brennt der Baum Neururer fordert Heldt zum Rücktritt auf
19.05.2015, 16:30 Uhr
"Platz fünf oder sechs ist für Schalke mit diesen Ansprüchen und Gehältern überhaupt nicht vertretbar": Peter Neururer.
(Foto: imago/Revierfoto)
Beim FC Schalke 04 läuft's nicht rund. Und zumindest einer weiß, warum. Ex-Trainer Peter Neururer diagnostiziert: Angst statt Leidenschaft. Und stellt das Rezept aus: Manager Horst Heldt muss gehen. Die Fans wenden sich derweil entsetzt ab.
Das Motto steht in der Hymne: "Tausend Freunde, die zusammenstehen", heißt es dort: "Dann wird der FC Schalke niemals untergehen." Die Realität beim Fußball-Bundesligisten aus dem Revier aber sieht anders aus. Kein Zusammenhalt, kein Vertrauen, keine Einheit: Das Verhältnis zwischen den Fans, der Mannschaft und den Verantwortlichen ist schwer beschädigt - und Besserung ist nicht in Sicht. "Auf Schalke lebt man Fußball, aber was man da im Augenblick im Stadion sieht ist nicht Leidenschaft, sondern Verängstigung", sagte der ehemalige Schalker Trainer Peter Neururer bei Sport1.
Spätestens nach dem schmeichelhaften 1:0 gegen den Abstiegskandidaten SC Paderborn kippte die Stimmung. Die Wut der Fans richtet sich nicht nur gegen die Mannschaft, auch die Führungsetage um Sportvorstand Horst Heldt und Klubchef Clemens Tönnies steht in der Kritik. Das zeigen auch die Schmähplakate der eigentlich treuen Anhänger: "Der Fisch stinkt vom Kopf". In Fan-Foren und den sozialen Medien gibt es erste Forderungen, die Partie beim Tabellenvorletzten Hamburger SV am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) zu boykottieren. Zu tief sitzt die Enttäuschung, zu groß ist der Ärger - der Tenor der Fans ist eindeutig: Heldt gilt als schuldig, dessen Wunschtrainer Roberto Di Matteo als gescheitert. Die Mannschaft ist in etliche Grüppchen zersplittert - Zusammenhalt Fehlanzeige!
"Nichts als blinder Aktionismus"
Neururer legt den Finger in die Wunde. "Platz fünf oder sechs ist für Schalke mit diesen Ansprüchen und Gehältern überhaupt nicht vertretbar. Von daher müssen diejenigen die immer die falschen Entscheidungen treffen - und das ist in diesem Fall Horst Heldt, der einen Trainer nach dem anderen entlässt und Spieler verpflichtet, die plötzlich nicht das bringen, was man erwartet hat - Konsequenzen ziehen." Dies bedeutet: Heldt soll seinen Hut nehmen.
Auch die Entscheidung des Sportvorstandes, die lustlos wirkenden Großverdiener Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam vor die Tür zu setzen, zeigte keine Wirkung. Neururer: "Nichts als blinder Aktionismus." Die Trotzreaktion blieb aus, dass die Mannschaft mit viel Glück zumindest das Minimalziel Europaliga erreichte, war ein schwacher Trost. Die Fans, die Boateng und Sam als Bauernopfer sehen, fühlen sich bestätigt.
Und auch der freigestellte Boateng wirft den Verantwortlichen schlechten Stil vor. "Das Niveau dieser Leute, die etwas über mich erzählen und Gerüchte streuen, bediene ich nicht", sagte der ehemalige Italien- und England-Legionär der "Sport Bild": "Dass ich im Nachhinein nun schlecht gemacht werde, spricht doch weiterhin für sich. Doch alles, was jetzt medial transportiert wurde, ist gelogen." Neururer brachte derweil den seinerzeit vom Hof gejagten Ex-Trainer Jens Keller ins Spiel. Unter dessen Leitung sei zwar auch nicht alles schön gewesen, aber "unter Keller hatte Schalke Erfolg und hat die vorgegebenen Ziele erreicht". Beim FC Schalke 04 wird man sich wohl derzeit mit Wehmut an diese Tage erinnern.
Quelle: ntv.de, Andreas Asen, sid