"Entspricht nicht der Wahrheit" Oliver Kahn hat wieder Ärger mit dem FC Bayern
21.12.2023, 15:42 Uhr
Oliver Kahn und Uli Hoeneß haben nicht mehr viel miteinander zu besprechen.
(Foto: IMAGO/Sammy Minkoff)
Mit mächtig Krawall geht im Mai die Beziehung zwischen Oliver Kahn und dem FC Bayern München in die Brüche. Die Scherben kehrt man mühsam wieder auf, da scheppert es schon wieder.
Mit viel Lärm endete im Sommer vorläufig die Ära von Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzender beim deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern. Doch das war wohl nicht der Abschluss. Wie die "Sport Bild" berichtet, drohten zwischenzeitlich auch noch juristische Auseinandersetzungen. So soll Bayern-Patriarch Uli Hoeneß nach einem Auftritt im "Stammtisch" beim Bayerischen Rundfunk von der Kahn-Seite Anwaltspost im Briefkasten gehabt haben.
Im Oktober sagte Hoeneß dort: "Die Berufung von Kahn war ein großer Fehler." Der Vorwurf sei: Kahn habe nicht hart genug gearbeitet. "Oliver Kahn hat kürzlich in einem Interview gesagt: 'Ein CEO muss nicht 24 Stunden am Tag arbeiten.' Darauf habe ich geantwortet: 'Aber zwölf sollten es schon sein.'", so Hoeneß. Wie das Blatt weiter erfahren haben will, hätten darauf hin Kahns Anwälte angemahnt, dass man über die Trennung eigentlich Stillschweigen vereinbart habe. "Bei einem weiteren Verstoß kündigt Kahn juristische Schritte an. Die Bayern-Führung beschwört Hoeneß, sich in Zukunft zu mäßigen", schreibt die "Sport Bild" weiter.
"Ungeachtet der erneuten Indiskretion ..."
Nun geht der Streit zwischen dem FC Bayern und seinem ehemaligen Weltklassespieler und späteren CEO in die nächste Runde - denn Kahn lässt es sich nicht nehmen, auf die Berichte zu reagieren. "Zur aktuellen Berichterstattung möchte ich mich abschließend äußern: Der FC Bayern und ich hatten im Sommer diesen Jahres vereinbart, dass wir unsere Zusammenarbeit beenden und wir auch in Zukunft respektvoll miteinander umgehen", schreibt Kahn auf X. "Ungeachtet der erneuten Indiskretion und der nicht der Wahrheit entsprechenden Darstellung der Ereignisse werde ich mich weiterhin fair gegenüber dem FC Bayern verhalten."
Nach einer turbulenten Saison mit nur einem Titel hatten sich die Münchner im Mai zum Saisonende von ihrem Führungsduo Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić getrennt. Während die Freistellung von Sportvorstand Salihamidžić in beiderseitigem Einvernehmen verlief, war die Trennung von Kahn von einigen Störgeräuschen begleitet. "Ich würde gerne mit euch mitfeiern, aber leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir untersagt wurde", twitterte der geschasste Vorstandsboss nach dem Abpfiff des letzten Bundesligaspiels in Köln.
Und um eventuelle Missverständnisse schnell auszuräumen, bearbeitete er seinen Eintrag eilends nochmal: "Weil es mir vom Klub untersagt wurde." Später kritisierte Kahn den Verein nochmals dafür, ihn von der Meisterfeier ausgeschlossen zu haben. "Das war der schlimmste Tag meines Lebens, es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern", sagte er Sky 90.
Hainer hatte berichtet, Kahn sei in dem Gespräch, in dem er von seinem vorzeitigen Aus erfuhr, ausgerastet. "Es war sehr emotional", sagte Hainer. Kahn wiederum erinnert sich an ein "ruhiges und sachliches" Gespräch. Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der das schwierige Gespräch mit Kahn gemeinsam mit Hainer geführt hatte, stützte später die Darstellung des Präsidenten. "Kein angenehmes Gespräch" sei es mit Kahn gewesen. Kahn habe sich in dem Gespräch verbal auf seinen Nachfolger Jan-Christian Dreesen eingeschossen. Um eine mögliche Eskalation zu vermeiden, habe man Kahn nahegelegt, anders als Salihamidžić in Köln nicht mehr Teil des Trosses des Rekordmeisters zu sein.
"Irritationen der letzten Tage"
Später hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer über den Beginn des Friedensprozesses mit Kahn berichtet: "Ich habe letzte Woche mit Oliver Kahn telefoniert. Der FC Bayern München ist immer bereit, die Hand auszustrecken. Ich bin auch relativ sicher, dass sich das Verhältnis wieder normalisieren wird und Oliver in die FC-Bayern-Familie zurückkehren wird", sagte der 68-Jährige der "Bild".
Kahn wiederum hatte zuvor schon deeskaliert: "Wir werden uns - wenn alles abgekühlt ist - zusammensetzen und in Ruhe über alles sprechen", sagte der 53-Jährige dem Blatt. "Auch wenn die aktuelle Situation gerade nicht einfach ist, überwiegen für mich die vielen großartigen Erlebnisse mit dem FC Bayern bei Weitem die negativen. Das wird sich auch durch die Irritationen der letzten Tage nicht ändern."
Nach einer Phase relativer Ruhe zwischen dem FC Bayern und dem Klubidol gibt es also nun wieder Irritationen. "Es sollte auch im Sinne des Klubs sein, dass wir dieses Kapitel zum Jahresende endgültig friedlich schließen", schrieb Kahn. "Ich bleibe gerne Teil der FC Bayern Familie, mein Herz wird immer für diesen Verein schlagen." Der mehrfache Welttorhüter gewann mit dem FC Bayern 2001 die Champions League und achtmal die deutsche Meisterschaft.
Quelle: ntv.de, ter/ses