Fußball

Angerer auf Abschiedstour Oma "Natze" hat noch eine letzte Mission

Nadine Angerer ist die vielleicht schillerndste Persönlichkeit im Frauen-Fußball.

Nadine Angerer ist die vielleicht schillerndste Persönlichkeit im Frauen-Fußball.

(Foto: dpa)

Die Weltmeisterschaft in Kanada ist Nadine Angerers letztes Hurra: Nach der Endrunde ist für die schillerndste Figur des deutschen Frauenfußballs Schluss im Nationalteam. Aber bevor ihre Karriere zu Ende geht, will die Torhüterin noch einmal so richtig jubeln.

Nadine Angerer konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Ach echt?", fragte die Fußball-Nationaltorhüterin, als sie hörte, dass Norwegen im ersten WM-Spiel gegen Thailand einen Elfmeter verschossen hatte. Angerer, Elfmeter und Norwegen - da war doch was? In der Tat. Seit dem 28. Juli 2013 ist Deutschlands Nummer eins der Norwegen-Schreck. Beim 1:0-Sieg der deutschen Mannschaft im Finale der EM in Schweden parierte die Kapitänin nicht einen, sondern gleich zwei Foulelfmeter und führte die DFB-Auswahl zum achten kontinentalen Titel. Es folgten die Auszeichnungen als Europas Fußballerin des Jahres und Weltfußballerin.

Nadine Angerer will sich am liebsten mit dem Titel aus der Nationalmannschaft verabschieden.

Nadine Angerer will sich am liebsten mit dem Titel aus der Nationalmannschaft verabschieden.

(Foto: dpa)

Für das Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs hat in Kanada das letzte Kapitel im DFB-Trikot begonnen. Nach der WM hört die 36-Jährige auf, nach fast 20 Jahren im Nationalteam. "Ich habe keine Wehmut, der Hunger auf Erfolg ist einfach größer", sagte Angerer, die für die Zeit danach viele Ideen hat: "Ich kann dann endlich mal frei sein, ohne Druck, ohne funktionieren zu müssen. Es gibt so viele Pläne, aber ich will auch endlich mal nichts planen." Planen muss die Nationalmannschaft in Zukunft ohne ihre schillerndste Figur.

Operation in der Wellblechhütte

Die Abenteuer der offen homosexuellen Weltenbummlerin, die zuletzt abwechselnd in den USA und Australien spielte, zwischenzeitlich immer mal wieder in Frankfurt in einer WG mit einem ehemaligen Punkrocker, dessen Frau und Tochter sowie zwei Schlangen oder in ihrem kleinen Haus auf Fuerteventura lebt, reichten bereits für eine unterhaltsame Autobiographie. Darin erzählt die Frau mit dem Faible für Mützen und Hüte, wie sie einst mit ihrem alten Feuerwehrauto in Berlin durch keine Unterführung fahren konnte. Wie sie beim Umzug von München in die Hauptstadt bemerkte, dass sie vergessen hatte, sich um eine neue Wohnung zu kümmern. Oder wie sich sie beim Urlaub in Südafrika trotz frisch operierter Ellenbogenverletzung auf einen Ausritt einließ, vom Pferd fiel und mitten im Nirgendwo in einer Wellblechhütte operiert werden musste.

Heute, in der im Schnitt 25 Jahre jungen deutschen Mannschaft, ist die zweimalige Welt- und fünfmalige Europameisterin die mit Abstand erfahrenste Spielerin. "Unsere Großmutter", nennt Simone Laudehr Angerer scherzhaft. Die Rolle im Team ist aber eher die einer großen Schwester, die auch mal auf den Tisch haut, aber sonst für jeden Unsinn zu haben ist.

Daher fällt es der Mannschaft auch schwer, sich die Zeit ohne die Anführerin vorzustellen. "Die wird hier immer noch 'rumschwirren, die kann doch gar nicht ohne uns", scherzte Celia Sasic. Angerer drohte bei der Verkündung ihres Abschieds: "Ich werde mir einen VW-Bus kaufen, der Mannschaft hinterher reisen und dann auf der Tribüne meine Bewertungen schreiben." Bevor aber das neue Leben beginnt und sie die Trainerlizenz in Angriff nimmt, hat "Natze" noch eine Mission: Ihr 146. und letztes Länderspiel am 5. Juli in Vancouver bestreiten und nach dem Abpfiff ihrer Nationalelfkarriere nicht mit leeren Händen dastehen.

Quelle: ntv.de, Jana Lange & Nikolas Schmitz

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