"Der größte Verein der Welt" Özil bis 2016 bei Real
18.08.2010, 17:36 UhrEs ist 34 Jahre her, dass zwei Deutsche bei Real Madrid spielten: Günter Netzer und Paul Breitner. Nun haben die Spanier erneut ein deutsches Duo unter Vertrag. Nach Sami Khedira wechselte auch Mesut Özil zu Real. Beide treten in Madrid ein schweres Erbe an.

"Ich habe überall Konkurrenten gehabt, auch in der Nationalelf": Mesut Özil.
(Foto: REUTERS)
Für die einen ist er ein "fußballerischer Rohdiamant", für die anderen "die WM-Entdeckung" oder gar "der deutsche Zidane". Mesut Özil wurde nach seinem Wechsel zu Real Madrid von der spanischen Presse mit Vorschusslorbeeren geradezu überschüttet. Der Ex-Profi von Werder Bremen unterzeichnete beim spanischen Rekordmeister einen Sechsjahresvertrag und revanchierte sich für die Komplimente. "Für mich ist Real der größte Verein der Welt", sagte der deutsche Nationalspieler bei seiner Vorstellung in Madrid.
Trainer José Mourinho habe bei seinem Wechsel den Ausschlag gegeben. "Er hat mich überzeugt. Deshalb bin ich nun hier." Nach Ansicht des Portugiesen hat Real mit der Verpflichtung des deutschen Nationalspielers ein gutes Geschäft gemacht: "Wir konnten ihn zu einem Preis unter Vertrag nehmen, der weit unter seinem wirklichen Wert liegt", betonte der Trainer. "Diese Chance durften wir uns nicht entgehen lassen."
Wie einst Netzer und Breitner
Mit Özil und dem Ex-Stuttgarter Sami Khedira stehen bei den Königlichen erstmals seit 34 Jahren wieder zwei Deutsche im Kader. Von 1974 bis 1976 hatten Günter Netzer und Paul Breitner das Mittelfeld beim spanischen Rekordmeister beherrscht. Die Jungstars Özil (21) und Khedira (23) treten ein schweres Erbe an. Wie schwer dies sein wird, dürfte der Ex-Bremer schon in den nächsten Tagen zu spüren bekommen. Auf seiner Position im offensiven Mittelfeld haben die Madrilenen mit Kaká, Sergio Canales, Rafael van der Vaart und nun auch Özil vier Spieler unter Vertrag.
Das erste Opfer dieses "Overbookings" könnte der Niederländer Van der Vaart sein. Die Madrider Sportpresse geht davon aus, dass der Ex- HSV-Kapitän am Dienstagabend bei Standard Lüttich sein letztes Spiel für Real bestritt und sich nun einen neuen Club suchen muss. Van der Vaart scheint bereits zu spüren, was auf ihn zukommt: Beim 1:1 in Lüttich erzielte er den einzigen Treffer für die Weißen, aber er konnte sich über das Tor nicht so recht freuen. Dennoch meinte er trotzig: "Ich will bei Real bleiben." Der Niederländer war von den Madrilenen schon vor einem Jahr praktisch abgeschrieben worden, aber als Vertreter des verletzten Kaká lieferte er dann glänzende Partien.
"Da brauche ich keine Angst zu haben"
Özil will sich von der Konkurrenz nicht einschüchtern lassen. "Ich habe überall Konkurrenten gehabt, auch in der Nationalelf", sagte er in Madrid. "Da brauche ich keine Angst zu haben." Özil dementierte Berichte in der spanischen Presse, wonach er am Dienstag in Bremen seine Teilnahme am Training verweigert habe, um Werder zum Einlenken zu zwingen. "Ich wollte trainieren, aber der Verein rief mich an und sagte mir, dass ich zu Hause bleiben könnte, weil man sich mit Real über meinen Wechsel geeinigt habe."
Der Ex-Bremer, dessen Ablösesumme auf 15 Millionen Euro geschätzt wird, ist bei Real der sechste Neuzugang. Zuvor hatten die "Königlichen" Angel di María (Benfica Lissabon/25), Khedira (VfB Stuttgart/14), Pedro León (FC Getafe/10), Ricardo Carvalho (FC Chelsea/8), und Canales (Racing Santander/6) unter Vertrag genommen. "Damit ist für uns das Kapitel der Neuverpflichtungen abgeschlossen", teilte Reals Generaldirektor Jorge Valdano mit.
Die Madrilenen gaben in diesem Sommer 78 Millionen Euro für neue Spieler aus, nachdem sie vor einem Jahr schon die Rekordsumme von 250 Millionen auf dem Transfermarkt investiert hatten. Entsprechend hoch sind die Ansprüche. Dies bekam bereits Khedira zu spüren, der in Lüttich sein zweites Spiel im Real-Trikot absolvierte und in der Presse deutliche Kritik zu lesen bekam. "Er wirkte sehr langsam, und es erscheint zweifelhaft, ob er bei Real das Mittelfeld kontrollieren kann", meinte "Marca". Das Konkurrenzblatt "As" befand: "Khedira ist weit von seiner WM-Form entfernt."
Quelle: ntv.de, Hubert Kahl, dpa