Spanien fiebert Bale-Debüt entgegen Özils Gespenst jagt Reals 100-Mio-Mann
14.09.2013, 12:17 Uhr
Passt 100-Millionen-Mann Gareth Bale (l.) ins Weiße Ballett von Real Madrid - und zu Vortänzer Cristiano Ronaldo (r.)?
(Foto: REUTERS)
Alle schauen auf Weltrekordtransfer Gareth Bale - und auch auf Cristiano Ronaldo. Der 194-Millionen-Euro-Sturm soll Real Madrid endlich den ersehnten zehnten Champions-League-Titel bescheren. Berti Vogts glaubt nicht daran - weil Bale nicht gut genug sei.
Cristiano Ronaldo hat Gareth Bale bei Real Madrid nicht mit offenen Armen empfangen, aber seinen Ärger über den Verlust von Mesut Özil inzwischen wohl zumindest verdrängt. Jedenfalls bemühte sich der spanische Fußball-Rekordmeister sehr darum, den öffentlichen Eindruck geradezurücken. Ein Foto mit einem herzlichen Handschlag des teuersten Fußball-Duos der Welt auf dem Parkplatz des Trainingsgeländes Valdebebas sollte verdeutlichen: Diese beiden königlichen Edelkicker werden sich verstehen - CR7 plus GB11 wird eine Erfolgsformel.
Möglich, dass es schon heute im Spiel beim FC Villarreal (22.00 Uhr) klappt. Real-Trainer Carlo Ancelotti hat jedenfalls am Freitag angekündigt: Bale wird spielen, entweder "von Beginn an oder in der zweiten Halbzeit". Das erstaunt, denn der Waliser hat in der laufenden Saison erst eine halbe Stunde unter Wettkampfbedingungen absolviert, im WM-Qualifikationsspiel gegen Serbien (0:3). Ancelotti aber erklärte: "Seine körperliche Verfassung ist nicht schlecht. Er freut sich und ist sehr motiviert."
Rekordeinkauf, aber nicht der Platzhirsch

Die große Frage lautet: Werden CR7 und GB11 zum Traumpaar? Oder gibt es einen Zickenkrieg.
(Foto: dpa)
Der Weltrekordeinkauf von Tottenham Hotspur dürfte die Ankündigung von Ancelotti freuen, bislang hat er sich bescheiden gegeben. "Ich hoffe, ich bekomme einen Platz in der Mannschaft." Bales Ablöse war zwar höher als die ebenfalls astronomischen 94 Millionen Euro, die Real einst an Manchester United für Ronaldo überwiesen hatte, doch der Waliser tritt nicht als Platzhirsch auf. Diesen Status überlässt er kampflos seinem portugiesischen Teamkollegen. Ronaldo sei der beste Spieler der Welt, von ihm wolle er lernen. "Er ist der Boss", sagte Bale.
Auch der Vermutung, ihre Interessen könnten auf dem Spielfeld kollidieren, begegnet Bale mit großer Zurückhaltung. Beide sind zwar auf der Position im linken Offensivbereich zu Hause, doch der Waliser wird auch hier einen Konflikt mit Ronaldo vermeiden, der trotz einer leichten Blessur, mit der er von Portugals Nationalelf wiederkehrte, gegen Villarreal mit Ausnahmetalent Isco wirbeln dürfte.
"Amazing" Ronaldo
"Ich werde dort spielen, wo der Trainer mich braucht, und 100 Prozent für die Mannschaft geben. Ich hoffe, dass ich mich schnell integrieren kann", sagte Bale, und darauf setzt auch der erfolgsverwöhnte Klub, denn nicht weniger als die Sehnsucht nach der "Décima", dem zehnten Titel in Champions League und Landesmeister-Cup, soll Bale zusammen mit Ronaldo stillen. Bale ist sichtlich bemüht, die Diva zu streicheln, denn auch er weiß, dass sich das weiße Ballett keinen dauerhaft schmollenden Vortänzer Ronaldo leisten kann. Seine individuelle Qualität ist nach wie vor ein zentraler Faktor für Reals Erfolg. Ronaldo sei ein prima Kerl, die erste Begegnung sei "amazing" gewesen, sagte Bale. "Er hat mich genauso herzlich behandelt wie jeden anderen auch. Ich bin sehr motiviert, hier gute Leistungen zu zeigen."
Bale hat sich auf den großen Druck, der nun auf ihm lastet, bereits eingestellt. "Hier will man alle Titel gewinnen, nicht nur die Champions League", sagte er bei der Präsentation der neuen Real-Trikots. Jagen werden ihn aber nicht nur die riesigen Erwartungen, sondern auch das "Gespenst" des Mesut Özil.
Der deutsche Nationalspieler musste für Bale Platz machen und ging im Unfrieden für 50 Millionen zu Arsenal. Daraufhin beschimpften viele Fans Clubpräsident Florentino Pérez - und auch einflussreiche Özil-Freunde im Team, wie Ronaldo und Sergio Ramos, machten aus ihrem Ärger keinen Hehl. "Ich glaube nicht, dass Bale dem Verein so viel wird geben können wie Özil", meinte nun auch der frühere Club-Spitzenfunktionär Santiago Gómez Pintado (77).
Vogts hat Zweifel
Ex-Bundestrainer Berti Vogts glaubt indes nicht, dass Bale bei Real Madrid einschlagen wird. "Bale ist kein absoluter Weltklassespieler. Ich kenne ihn und bin schon sehr überrascht über diese Ablösesumme. Jetzt muss er sich beweisen und ich glaube, dass er es bei Real Madrid nicht schafft", sagte der Nationaltrainer Aserbaidschans bei Sky Sport News HD.
Sicher ist: Falls Ronaldo und Bale am Samstag irgendwann gemeinsam auf dem Feld stehen sollten, werden die ersten Eindrücke mit Argusaugen verfolgt und interpretiert. Wobei zumindest in England anfangs noch keine außergewöhnlichen Auftritte von Bale erwartet werden. Experten prognostizieren einen länger andauernden Anpassungsprozess. Doch wenn Bale sich dann an Spanien und die Primera Division gewöhnt habe, werde er einschlagen. Dann dürften herzliche Gesten mit Ronaldo auch nicht mehr den Anschein einer Inszenierung haben.
Quelle: ntv.de, sid/dpa