"Dinge, die inakzeptabel sind"Profi-Klub verklagt Schiedsrichter - und will fünf Millionen Euro

Ein spanischer Drittligaverein verpasst den Aufstieg haarscharf - und ist sich sicher, dass das Scheitern in Wahrheit ein abgekartetes Spiel ist. Nàstic de Tarragona schafft ein Novum und will den Schiedsrichter für den Schaden haftbar machen.
Weil er einen Drittligaverein um den Aufstieg in die zweite Liga gebracht haben soll, ist ein Schiedsrichter in Spanien auf fünf Millionen Euro Schadenersatz verklagt worden. Der Klub Nàstic de Tarragona reichte Medienberichten zufolge die Klage gegen den Unparteiischen ein. Hintergrund ist dessen Auftritt beim Rückspiel des katalanischen Teams gegen Málaga am 22. Juni, das 2:2 endete. Durch das Remis stieg Málaga statt Tarragona auf.
Der Sportzeitung "Marca" und anderen Medien zufolge fordert der Verein eine Entschädigung von fünf Millionen Euro für den entstandenen wirtschaftlichen und auch moralischen Schaden. Antoine Jordà, Anwalt und Vorstandsmitglied von Nàstic, sprach von einem "Fall von Korruption im Sport und Fälschung eines offiziellen Dokuments" in Bezug auf den Spielbericht. Es gebe Belege, "die ein vorherbestimmtes Verhalten beweisen, um das Ergebnis eines Spiels von großer wirtschaftlicher Bedeutung zu verändern".
"Unrechtmäßig verlängert"
Verschiedene spanische Medien haben die Unterlagen bei Gericht einsehen können. Demnach beschuldigt Tarragona den Schiedsrichter Eder Mallo Fernández, das Ergebnis des Spiels absichtlich verfälscht und dabei die Regeln "inkonsequent" und "zugunsten von Málaga" angewandt zu haben. Das Spiel sei "unrechtmäßig verlängert" worden, "bis diese Mannschaft ein Tor erzielen konnte", zitierte etwa die Zeitung "El País". "Die Klage richtet sich gegen diesen Herrn, nicht gegen das Kollektiv, vor dem wir großen Respekt haben, denn viele Schiedsrichter aus dem Fußball und anderen Sportarten haben uns angerufen, um uns zu unterstützen, denn in jedem Kollektiv gibt es einen faulen Apfel", so Jordá.
Die Klage ist laut "El País" noch nicht zur Bearbeitung zugelassen. Es sei aber schon jetzt ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des spanischen Fußballs, dass ein Verein eine Klage gegen einen Schiedsrichter eingereicht habe.
"Dinge, die inakzeptabel sind"
Tarragona legte demnach dem Gericht auch den Bericht einer Detektei vor, wonach es bei einem Abendessen vor dem Spiel entsprechende Absprachen gegeben habe. Außerdem soll der Schiedsrichter bereits im Vorfeld den Platzverweis für einen Spieler von Tarragona angekündigt haben. In dem Spiel hatten die Katalanen dann ab der 63. Minute tatsächlich in Unterzahl spielen müssen. In der Verlängerung erzielte Málaga in der 122. Minute das 2:2 und sicherte sich nach dem 2:1 aus dem Hinspiel den Aufstieg in die Zweite Liga.
In einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Detektei habe der Schiedsrichter nicht viel Sympathie für die katalanische Polizei gehegt, berichtete der Klubpräsident Tarragonas: "Er sagt, dass Tarragona eine Scheißstadt ist und dass die Mossos (umgangssprachlich für die Polizei Kataloniens, Anm.d.Red.) Hurensöhne und die korrupteste Polizei sind. Er hat ein sehr starkes anti-katalanisches Profil."
Der Hinweis im Spielbericht, wonach Mallo Fernández von mehreren Spielern bedroht und beschimpft worden sei, sei falsch. Der Einzeldisziplinarrichter des Verbandes hatte auf dieser Basis die Schließung des Nou Estadi für vier Spiele "wegen sehr schwerwiegender Verstöße gegen die Pflicht, den ordnungsgemäßen Ablauf von Sportveranstaltungen zu gewährleisten" beschlossen - und verhängte zusätzlich mehrere lange Sperren gegen einzelne Spieler.
"Es gibt Dinge, die inakzeptabel sind: Dieser Mann kann nicht ungestraft bleiben, obwohl wir wissen, dass wir den Aufstieg nicht zurückbekommen werden und dass er sich höchstwahrscheinlich für zahlungsunfähig erklären wird", sagte Anwalt Jordà auf einer Pressekonferenz zum Vorgehen seines Klubs.
Hoyzer musste einst zahlen
In Deutschland war einst Robert Hoyzer zur Zahlung eines Schadensersatzes verurteilt worden. Der Schiedsrichter, der von der Wettmafia knapp 70.000 Euro für Spielmanipulationen kassiert und mit hanebüchenen Entscheidungen dafür gesorgt hatte, dass der Drittligist SC Paderborn den damaligen Topklub Hamburger SV aus dem DFB-Pokal werfen konnte, musste dem DFB 126.000 bezahlen und wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Der geschädigte HSV bekam vom Verband seinerseits insgesamt zwei Millionen Euro an Kompensation für den erlittenen Schaden. Hoyzer persönlich hatte der Klub nicht belangt.