WM in Russland und Katar Putin attackiert Verlierer England
03.12.2010, 10:41 UhrZwei Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees durften wegen feilgebotener Stimmen bei den Entscheidungen zur WM 2018 und 2022 nicht votieren. Trotzdem sind nach Meinung von Russlands Ministerpräsident Putin die Korruptionsvorwürfe gegen den Fußball-Weltverband "ohne Fundament". Russlands unterlegenem Konkurrenten England wirft er "unlauteren Wettbewerb" im Rennen um das Turnier 2018 vor.
Gleich nach dem Zuschlag für die Fußball-WM 2018 eilte Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin an den Ort des Geschehens. Der ehemalige Kremlchef ließ es sich zu später Stunde nicht nehmen, seine Freude über die Entscheidung des Fifa-Exekutivkomitees vor der in Zürich versammelten Weltpresse zur Schau zu stellen. "Es ist uns eine Ehre, in diesem harten und fairen Wettbewerb erfolgreich gewesen zu sein", erklärte Putin am späten auf einer einstündigen Solo-Pressekonferenz.
Der russische Ministerpräsident verteidigte den Weltverband Fifa gegen Korruptionsvorwürfe. "Leute wurden der Korruption bezichtigt, ohne jeden Grund, ohne Fundament. Das war nur ein Druckmittel gegen die Fifa. Es war inakzeptabel, dass dies in England in die Medien transportiert wurde. Das ist ein Beispiel für unlauteren Wettbewerb", sagte Putin nach der Vergabe der WM-Endrunden 2018 und 2022 an Russland und Katar in Zürich.
Wahl womöglich ungültig
Wenige Stunden zuvor hatte der Weltverband bei der Premiere der doppelten WM-Vergabe neben Russland überraschend Katar für 2022 zum Sieger gekürt. Damit setzt die Fifa auf neue Märkte und das große Geld. "Wir betreten Neuland, denn die WM war noch nie in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Deswegen bin ich ein glücklicher Präsident", verkündete Fifa-Boss Joseph Blatter nach der von Korruptionsvorwürfen gegen mehrere Exekutivmitglieder überschatteten Wahl.
Genau dies könnte bei einer möglichen Klage gegen die Wahl der WM-Endrunden durch die Fifa verwendet werden. Denn statt 24 abgegebenen Stimmen des verantwortlichen Exekutivkomitees gab es nur 22 – zwei Mitglieder waren zuvor suspendiert worden. Der Internationale Sportgerichtshof Cas könnte die Wahl für ungültig erklären, da die Satzung des Weltverbandes genau 24 Stimmen vorsieht.
Reynald Temarii aus Tahiti und Amas Adamu aus Nigeria wird vorgeworfen, dass sie ihre Stimmen für die Vergabe der WM 2018 und 2022 feilgeboten hätten. Am 18. November hatte die Fifa Adamu wegen der Verwicklung in mögliche Manipulationen für drei Jahre, Temarii für ein Jahr gesperrt. Auslöser war ein veröffentlichtes Video der englischen Zeitung Sunday Times. Bei einer Undercover-Recherche hatte das Blatt belastendes Material gegen die beiden Funktionäre gesammelt.
DFB-Präsident "überrascht"
Und so gab es vor allem bei der Delegation von Mitbewerber England lange Gesichter, als Fifa-Chef Blatter das mit Russlands Namen beschriftete Blatt aus einem versiegelten Umschlag zog. Bei dem Versuch, das Milliarden-Event zum zweiten Mal nach 1966 austragen zu dürfen, scheiterte das Mutterland des Fußballs ebenso wie die favorisierte Weltmacht USA, Gastgeber von 1994, mit der Bewerbung für 2022. US-Präsident Barack Obama sprach in Washington offen von einer "falschen Entscheidung", Katar den Vorzug zu geben.
DFB-Präsident Theo Zwanziger zeigte sich zumindest "überrascht" vom Votum für das kleine Land am Persischen Golf. Gleichwohl sieht der Boss des Deutschen Fußball-Bundes in der Entscheidung auch eine Chance. "Ich bin der Meinung, dass ein friedliches Fußballfest einen Beitrag zur politischen Stabilisierung in dieser Region leisten kann", sagte Zwanziger.
Russland setzte sich gegen England, dass mit nur zwei Stimmen schon im ersten Wahlgang kläglich scheiterte, sowie die gemeinsamen Bewerbungen von Spanien/Portugal und der Niederlande und Belgiens durch. Katar schlug neben den USA auch Australien, Japan und Südkorea aus dem Feld.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/sid