Ende einer zerrütteten Fußballehe Real Madrid trennt sich von Mourinho
20.05.2013, 21:08 Uhr
Es ist in Madrid einsam geworden um Jose Mourinho.
(Foto: dpa)
Jose Mourinho ist bei Real Madrid gescheitert. Am Saisonende verlässt der Starcoach Spaniens Fußball-Rekordmeister mit der magersten Erfolgsbilanz der jüngeren Klubgeschichte. Obwohl es einen Wunsch-Nachfolger gibt, fürchtet die Presse schwere Zeiten für Real.
José Mourinho und Real Madrid trennen sich zum Saisonende. Das verkündete Real-Präsident Florentino Pérez bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Madrid. "Wir trennen uns im gegenseitigen Einvernehmen", beteuerte der Clubpräsident. Sichtlich unbehaglich fühlte sich der Clubboss, als er auf Drängen der Journalisten beteuerte, von einem Scheitern könne "keine Rede sein".
Einen Nachfolger nannte Perez nicht. Als Favorit gilt der Italiener Carlo Ancelotti vom französischen Meister Paris St. Germain, der sich mit Real schon einig sein soll. Allerdings will ihm Paris die Freigabe verweigern.
Mourinho hatte den spanischen Fußball-Rekordmeister 2010 nach dem Triple-Gewinn mit Inter Mailand übernommen, sein Vertrag lief eigentlich noch bis 2016. Doch nach einer enttäuschenden Saison ohne großen Titel war die Kritik an dem Portugiesen immer lauter geworden. "Das ist die schlechteste Saison meiner Karriere", hatte "The Special One" nach der Heimblamage im Pokalfinale gegen Atlético Madrid (1:2) gesagt.
Die Niederlage verbitterte Mourinho so sehr, dass er keine Anstalten machte, sich als fairer Verlierer zu geben. "Ich glaube, Atlético hat den Pokalgewinn nicht verdient", raunzte er. Der Trainer stieg nach dem Abpfiff auch nicht auf die Ehrentribüne empor, wo König Juan Carlos die Medaillen an die Endspielteilnehmer verteilte. Zuvor hatte Real bereits die Meisterschaft an den überlegenen Erzrivalen FC Barcelona verloren und im Champions-League-Halbfinale gegen Borussia Dortmund den Kürzeren gezogen.
Äußerst magere Bilanz
"Mehr Streitigkeiten als Titelgewinne", fasste das Sportblatt "Marca" die bewegte Mourinho-Ära bei den Königlichen zusammen. Der Trainer hatte sich mal mit der Clubführung, mal mit den Spielern, den Fans, den Schiedsrichtern oder der Europäischen Fußball-Union (Uefa) angelegt. Im Vergleich zu den Konflikten ist die Zahl der Titel überschaubar: In drei Jahren gewann Mourinho mit Real nur einmal den Pokal, einmal die Meisterschaft und einmal den Supercup. Das ist in der jüngeren Vereinsgeschichte die magerste Bilanz, die ein Real-Trainer in drei Jahren erzielte.
Alles andere als ein Wechsel zu Europa-League-Sieger Chelsea wäre nun eine Überraschung. Etwa 12 Millionen Euro pro Jahr kann Mourinho angeblich bei dem Klub verdienen, den er bereits zwischen 2004 und 2007 betreute. Eine Aufstockung des Kaders soll es als Geschenk obendrauf geben. Pikant: Mourinho würde bei Chelsea seinen Erzrivalen Rafael Benítez ablösen - jenen Coach, der ihn 2010 bei Inter Mailand beerbt hatte.
Ancelotti kriegt keine Freigabe
Ob Real seinen Wunsch-Nachfolger Carlo Ancelotti bekommt, steht in den Sternen. Paris pocht bislang auf den bis 2014 laufenden Vertrag des Italieners. "Er sagte, dass er zu Real gehen möchte. Ich sagte, dass das nicht möglich ist, da er noch ein Jahr Vertrag hat. So lautet unsere Entscheidung", sagte PSG-Boss Nasser al-Khelaifi dem französischen Internetportal beinsport.fr über das Gespräch mit Ancelotti: "Wenn man einen Kontrakt hat, sollte man sich verpflichtet fühlen, diesen auch einzuhalten."
Zum angekündigten Abschied von Mourinho gab es in Spanien in ersten Medien-Reaktionen unschöne Worte. Die Nachrichtenagentur efe schrieb vom "Ende einer frustrierenden und stürmischen Etappe", das Blatt "Sport" bezeichnete Mourinho als "die größte Pleite von Florentino Pérez" und die Onlinezeitung "ABC.com" sagt Real ohne Mourinho schwere Zeiten voraus: "Auf Mourinho folgt immer Chaos".
Quelle: ntv.de, dpa/sid