Klopp verzweifelt an "Eigentoren" Reals Stiere spießen BVB-Greenhorns auf
03.04.2014, 12:00 Uhr
Real Madrids Superstar Cristiano Ronaldo stellte ganz nebenbei den Torrekord von Messi ein - das 3:0 war sein 14. Treffer in der laufenden Champions-League-Saison.
(Foto: REUTERS)
Ein unangenehmer Gegner wollten die Dortmunder im Champions-League-Viertelfinale für Real Madrid sein. Sie sind das Gegenteil. Taktische Schwäche, Nervosität und Anfängerfehler prägen ihr Spiel. Im Rückspiel müssen sie sich selbst übertreffen.
Eine einzige Zahl reicht aus, um den Unterschied zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals deutlich zu machen: 100 Millionen. So viel hat die gesamte Startelf des BVB gekostet - und so viel hat Real allein für Gareth Bale ausgegeben. Der schoss nach 2 Minuten und 54 Sekunden die Führung für die "Königlichen", in einer für diese 90 Minuten typischen Szene. Der bewegliche wie wuchtige Karim Benzema weicht auf die Seite aus, schüttelt Erik Durm locker ab, Großkreutz kommt nicht in den Zweikampf gegen Daniel Carvajal, der den Ball zum einlaufenden Bale weiterleitet, Tor.
Die Dortmunder ließen Madrid weite Räume offen, die Entfernung zwischen der Abwehrkette und dem Mittelfeld war so groß, dass Real immer den Ball zentral behaupten und kontrollieren konnte. Trainer Jürgen Klopp wollte genau das nach dem Spiel im ZDF thematisieren, die Grafik hatte in der Wiederholung des 1:0 den Raum sogar gelb markiert, den der BVB so sträflich ungedeckt ließ - aber dann fragte Moderator Jochen Breyer lieber, ob den Dortmundern einfach die "Cojones" gefehlt hätten. Es dauerte nicht mehr lange, dann hatte Klopp genug von der seichten Unterhaltung. Als wäre es schon nicht frustrierend genug gewesen, was seine Elf da im Bernabeu anbot. Als wäre es nicht frustrierend genug, dass der BVB plötzlich wieder spielte wie in der Champions-League-Saison vor Wembley. Hastig, unpräzise, grün. "Dieser BVB war nur ein entfernter Verwandter der großen Borussia der vorigen Saison", urteilte "El Pais" präzise.
Von wegen unangenehm
"Wir waren einfach nicht mutig genug", sagte Torhüter Roman Weidenfeller nach dem Spiel. Die Begründung lieferte er gleich mit: "Viele unserer jungen Spieler sind es einfach noch nicht gewohnt, alle drei Tage auf einem solch hohen Level zu spielen." Vergleicht man die Aufstellung der Dortmunder mit der des Champions-League-Finals in Wembley 2013, finden sich nur fünf Namen wieder: Roman Weidenfeller, Lukas Pisczcek, Marco Reus, Kevin Großkreutz, Mats Hummels. Die Verletzungsgeschichte des BVB in dieser Saison hat sich als Tragödie entpuppt, außerdem fehlte Toptorjäger Robert Lewandowski gesperrt. Trotzdem verlangte Trainer Jürgen Klopp vor dem Spiel, die Dortmund sollten "unangenehm" spielen.
An der Vorgabe scheiterte der BVB in der ersten Halbzeit auf ganzer Linie. Nach dem 0:1 geriet der BVB immer wieder unter Druck, das 0:2 durch Isco in der 27. Minute legte Henrikh Mkhitaryan mit einem Ballverlust gleich selbst auf. Die Zweikämpfe gingen in dieser Phase reihenweise verloren, am Ende gewann der BVB nur 37 Prozent der Duelle. Cristiano Ronaldos 0:3 in der 57. Minute schließlich ging ein dilettantischer Querpass von Lukas Pisczcek voraus. Trainer Klopp klagte verzweifelt über die beiden "Eigentore": "Wir haben Madrid zweimal den Ball in den Fuß gespielt und waren selbst im Strafraum nicht cool genug."
Selbst ein 4:1 reicht nicht
Zu Beginn der zweiten Halbzeit stabilisierte sich der BVB und zeigte gute Ansätze in der Offensive. "Wir hatten zehn Konterchancen und machen kein Tor", sagte Nuri Sahin nach dem Spiel über die verpassten Möglichkeiten, bei denen stets die Präzision fehlte. Wirklich konkrete Gefahr brachte aber nur ein Schuss von Mkhitaryan aus kurzer Distanz, den der starke Pepe noch abblocken konnte. Die Wechsel von Jürgen Klopp verpufften, auch das kein Wunder: Es kamen der unerfahrene Jonas Hofmann, der bestenfalls bemühte Julian Schieber und Wintertransfer Milos Jojic. Josep Guardiola brachte beim Spiel seiner Bayern in Manchester übrigens Mario Mandzukic und Mario Götze.
Als Jürgen Klopp noch nicht zu wütend war, um zu rechnen, musste er nüchtern konstatieren: "Nach allem, was man über Wahrscheinlichkeit sagen kann, ist Real im Halbfinale." Das könnte nur ein Wunder im Rückspiel verhindern, und die sind im Fußball seltener als man denkt, zumindest in einem K.o.-Spiel gegen ein starkes Real Madrid in der Champions League. Immerhin kommt Robert Lewandowski zurück, der im vergangenen Jahr vier Tore im Heimspiel gegen Real erzielte. 4:1 ging das Spiel damals aus für die Borussia - dieses Mal würde selbst das nicht reichen.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid