Erst Rotlicht-Affäre, jetzt Rot Ribery erlebt schwarze Woche
21.04.2010, 23:15 Uhr
Fataler Tritt: Franck Ribery traf seinen mit einer Knöchelblessur ins Spiel gegangenen Gegenspieler Lisandro Lopez direkt am Gelenk.
(Foto: REUTERS)
Diese Woche wird Franck Ribery möglichst schnell aus seinem Gedächtnis streichen: Erst gewinnen die Bayern 7:0 und Ribery bleibt ohne Scorerpunkt, dann sorgt die Verquickung des Mittelfeldspielers in die Sex-Affäre um Frankreichs Nationalmannschaft für Wirbel und schließlich sieht Ribery im Champions-League-Halbfinale gegen Lyon schon in der 37. Minute die Rot. Merde!
Um 21.22 Uhr war der Arbeitstag von Monsieur Franck Ribery bereits beendet. Ohne Regung stapfte der Dribbelkönig vom Rasen der Münchner Arena. Sekunden zuvor hatte Ribery nach einem rüden Foul gegen Lisandro Lopez im Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon die Rote Karte gesehen, womit die wohl schwärzeste Woche seiner Karriere endgültig besiegelt war. Nach den pikanten Enthüllungen aus der Pariser Rotlichtaffäre lieferte der Franzose mit seinem Platzverweis die nächsten Negativ-Schlagzeilen.
Ein Foul der härteren Sorte, für das man Rot geben kann, aber nicht muss. Doch der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti war in der 37. Minute streng, und so waren ein letztes Mal an diesem Abend alle Augen auf Ribery gerichtet. Die Fotografen, die Kameramänner, die Zuschauer - alles schaute auf den Abgang des Franzosen, sehr wahrscheinlich der letzte in der diesjährigen Champions-League-Saison.
"Zwischen dunkelgelb und hellrot"
"Ich weiß nicht, ob es Rot hätte geben müssen. Ich will nicht sagen, es war ein brutales Foul, aber es war auf jeden Fall ein härteres. Mit ein bisschen Pech hätte sich Lopez verletzen können. Die Aktion war am Rande zwischen dunkelgelb und hellrot", sagte TV-Experte Franz Beckenbauer und sprach von einem "dummen Foul". Bayerns Sportdirektor und anerkannter Foulexperte Christian Nerlinger fand den Platzverweis deutlich zu hart.
Ausgerechnet Ribery. Ein normaler Arbeitstag war es für den 27-Jährigen ohnehin nicht. Nicht nur, dass es im Hinspiel gegen seine Landsleute von Olympique Lyon ging. Vielmehr hatte sich der Sex-Skandal - Ribery soll einen etwas zu engen Kontakt zu einer minderjährigen Prostituierten eingestanden haben - in Frankreich zu einer Staatsaffäre ausgeweitet.
Gute Leistung, fataler Tritt
Dabei sollte für 90 Minuten das Dauerthema in den Hintergrund rücken, es wurden nur 37. Ribery kam die fußballerische Abwechselung zunächst gelegen. Die Negativ-Schlagzeilen schienen den quirligen Franzosen nicht zu beeinträchtigen. In der 13. Minute trat der Nationalspieler erstmals in Erscheinung, als er eine Ecke direkt auf das Tor zog. Fünf Minuten später hatte er seine erste Torchance, als sein 18-Meter-Schuss knapp neben dem Tor landete.
Und die Bayerns-Fans? Sie hätschelten ihren Problem-Star, dessen Zukunft nach der Saison weiter offen ist, wie eh und je. Sein Nachname wurde vom Münchner Anhang beim Vorlesen der ersten Elf in gewohnter Lautstärke gebrüllt. Keine Pfiffe, keine Plakate - alles wie gehabt. Wie es in Ribery aussah, konnte keiner wissen, auch nicht Bayern-Coach Louis van Gaal. Der sagte nur: "Ich kann nicht in seinen Kopf schauen, aber für ihn ist das Spiel eine große Herausforderung, weil es auch gegen eine französische Mannschaft geht."
Wohl wahr, ging es für Ribery doch im Spiel gegen Lyon um einen lange gehegten Traum. Das Finale von Madrid am 22. Mai will er erreichen, dort möglichst den "Pokal mit den großen Ohren" in den Händen halten und sich so für einen Wechsel zu Real Madrid zu empfehlen. Ob er überhaupt nochmal für die Bayern in der Königsklasse aufläuft, ist nun die große Frage. Ob die "Königlichen" den lange umworbenen Ribery jetzt überhaupt noch wollen, auch: Reals Präsident Florentino Perez soll menschliche Schwächen nicht dulden, heißt es aus Spanien.
Quelle: ntv.de, sid/dpa