Fußball

Überraschende Erkenntnisse in CL Robuster BVB bremst die Superoffensive aus

Felix Nmecha und seine BVB-Kollegen wehrt sich robust gegen Newcastles Superoffensive.

Felix Nmecha und seine BVB-Kollegen wehrt sich robust gegen Newcastles Superoffensive.

(Foto: IMAGO/News Images)

Mit dem verdienten Sieg und ein bisschen Glück bei Newcastle United kommt Borussia Dortmund endlich in der Champions League an. Der BVB stellt im englischen Regen seine Widerstandskraft und die Kadertiefe unter Beweis.

Das Heimpublikum machte sich schnell auf den Weg in die verregnete Nacht, und so blieb im St. James' Park von Newcastle nur Dortmunder Freude. Die Profis der Borussia hüpften auf dem Rasen herum, als hätten sie Federn unter den Fußballschuhen. Aus dem Gästeblock im Obergeschoss des Stadions klangen ihnen aus Tausenden Kehlen Liebesbekundungen entgegen. Später, als die Mannschaft des BVB in den Katakomben verschwunden war, besangen die Fans den Wettbewerb, der sie in den Nordosten Englands geführt hatte an diesem Abend: "Europapokal! Eu-Ro-Pa-Pokal!"

Die Partie bei Newcastle United war der dritte Aufritt der Dortmunder in der Champions League in dieser Saison, doch nach zwei enttäuschenden Versuchen (0:2 bei Paris Saint-Germain, 0:0 gegen den AC Mailand) ist die Mannschaft erst mit dem 1:0-Erfolg durch den Treffer von Felix Nmecha kurz vor der Pause nach Vorlage des überragenden Nico Schlotterbeck in dem Wettbewerb angekommen. Plötzlich sind die Aussichten des BVB in der anspruchsvollen Gruppe F wieder blendend. Bei einer Niederlage in Newcastle hätten sich die Dortmunder wohl auf das Vorrunden-Aus einstellen müssen. Dank des ersten Erfolgs in der Champions League auf englischem Boden seit zehn Jahren, damals noch unter Trainer Jürgen Klopp, steht der BVB mit vier Punkten auf dem zweiten Platz und hat wieder alle Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale.

Widerstandskraft und Glück

Der Sieg lässt sich als Ausrufezeichen einstufen. Newcastle ist seit der Übernahme durch den Staatsfonds Saudi-Arabiens vor zwei Jahren dabei, sich als Spitzenmannschaft zu etablieren. Die Mannschaft von Trainer Eddie Howe hat die beste Offensive der Premier League in dieser Saison mit 24 Toren in neun Spielen, unter anderem gab es kürzlich ein 8:0 gegen Sheffield United. Beim ersten Champions-League-Heimspiel seit 20 Jahren hatte Newcastle vor drei Wochen Paris Saint-Germain 4:1 aus dem St. James' Park geschossen. Die Herausforderung für den BVB war beachtlich, doch er meisterte sie mit spielerischer Klasse, Widerstandskraft und ein bisschen Glück.

Vor allem in der ersten Halbzeit gelang es den Dortmundern, das vorab als furchteinflößend eingestufte Publikum in Newcastle ruhig zu stellen. Die Mannschaft kam zu einer Vielzahl von Chancen und hätte zur Pause höher führen können als 1:0, wahrscheinlich sogar müssen. Trainer Edin Terzić sprach nach der Veranstaltung davon, dass seine Mannschaft in den ersten 45 Minuten die "spielerisch beste Leistung" der Saison geboten hätte: "Wir haben es geschafft, die Dinge, die wir uns vorgenommen haben, sehr gut umzusetzen. Wir haben den Gegner immer wieder aus den Positionen gezogen und die richtigen Entscheidungen getroffen."

"A bit of luck"

Je länger die Partie allerdings dauerte, desto intensiver drückte Newcastle auf den Ausgleich. Der starke Dortmunder Torwart Gregor Kobel mit mehreren Paraden und in der Schlussphase zweimal die Latte verhinderten, dass die "Geordies", wie sich die Bewohner der Stadt im englischen Nordosten nennen, den Ausgleich bejubeln konnten. "Es ist nicht leicht, hier die Null zu verteidigen, aber wir haben es geschafft. Das hat uns sehr gefallen", sagte Terzić, und er gestand gerne, dass dabei auch "a bit of luck" geholfen habe.

Den Dortmundern gelang ein Erfolg, der über den Abend hinaus wies. Dem BVB wird gerne ein Mangel an Wettkampfhärte vorgeworfen, die Tendenz zum Einknicken unter schwierigen Bedingungen, bestes Beispiel ist die verspielte Meisterschaft am letzten Spieltag der vergangenen Saison gegen Mainz 05. In Newcastle stellte sich die Mannschaft solchen Vorwürfen entgegen, indem sie im Dauerregen - ein Dortmunder Journalist zu einem Newcastle-Mitarbeiter: "We say usselig" - das gewünschte Ergebnis trotz Personalproblemen einfuhr. Julian Brandt, zuletzt Torschütze beim 1:0 gegen Werder Bremen, konnte wegen einer Wadenverletzung nicht mitwirken, Außenverteidiger Julian Ryerson fehlte erkrankt. Kurz vor der Pause musste auch noch Kapitän Emre Can nach einem Schlag auf den rechten Oberschenkel ausgewechselt werden.

Bensebaini, Sabitzer und Özcan glänzen

Die Ersatzleute machten ihre Aufgabe blendend. Anstelle von Ryerson spielte Ramy Bensebaini und frustrierte Newcastles quirligen Außenstürmer Miguel Almirón. Für Brandt kam Marcel Sabitzer zu seinem ersten Startelf-Einsatz seit sechs Wochen und machte ein gutes Spiel als Dirigent der Offensive. Can wurde durch Salih Özcan ersetzt, der mit einer Energieleistung im defensiven Mittelfeld glänzte.

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Sportchef Sebastian Kehl führte Özcans Auftritt als Beweis für die Tiefe des Dortmunder Kaders an: "Der Trainer hat immer die Möglichkeit, zu reagieren. Jeder will spielen und seine Chance nutzen." Dass der vom VfL Wolfsburg gekommene Nmecha die Partie mit seinem ersten Treffer für den neuen Arbeitgeber entschied, war ebenfalls ein Zeichen für die Vielfalt der Optionen im Dortmunder Aufgebot. "Er ist in aufsteigender Form und hat sich heute mit einem Tor belohnt", sagte Kehl über den Mittelfeldmann mit Vergangenheit in der Akademie von Manchester City, für den sich im Sommer auch Newcastle interessiert hatte.

Die Dortmunder waren zuletzt ein Rätsel gewesen, weil sie in der Bundesliga zwar gute Ergebnisse eingefahren hatten und nach acht Spielen noch ungeschlagen sind, dabei aber nur wenig Glanz versprühten. Trainer Terzić versucht, die jüngsten Leistungen als neuen Pragmatismus zu verkaufen ("weniger sexy, mehr Erfolg"). Die Reise in den St. James' Park hat gezeigt, dass sich der BVB in der Tat auf einem guten Weg befindet und möglicherweise im Stande ist, sich noch zu verbessern im Vergleich zur tragisch geendeten Vorsaison. Und, ganz nebenbei: er ist im dritten Champions-League-Spiel endlich angekommen in dem Wettbewerb.

Quelle: ntv.de

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