Fußball

"Könnte drei Feinde ausschalten" Russen wollen Sperre für Nationaltrainer der Ukraine

Oleksandr Petrakov ist seit 2021 Nationaltrainer der Ukraine.

Oleksandr Petrakov ist seit 2021 Nationaltrainer der Ukraine.

(Foto: picture alliance / DeFodi Images)

Der ukrainische Nationaltrainer Oleksandr Petrakov soll von der Uefa gesperrt werden. Das fordert der russische Verband und will Aussagen bestraft sehen, in denen Petrakov gegen die Leitlinien der großen Verbände verstoßen habe. Der kampfwillige Petrakov hatte gesagt, dass er "drei Feinde ausschalten" könne.

Russland drängt die Uefa, den Trainer der ukrainischen Nationalmannschaft Oleksandr Petrakov weltweit für alle Ämter im Fußball sperren zu lassen. Petrakov hatte den Wunsch geäußert, gerne für die ukrainischen Streitkräfte gegen die russischen Invasionstruppen zu kämpfen, berichtet der britische "Guardian". "Ich dachte, wenn sie nach Kiew kommen, werde ich eine Waffe in die Hand nehmen und meine Stadt verteidigen", hatte Petrakov im April gegenüber dem "Guardian" gesagt. "Ich bin 64, aber ich hielt es für normal, dies zu tun. Ich denke, ich könnte zwei oder drei Feinde ausschalten."

In dem Interview, das auf dem Höhepunkt der Kämpfe in der ukrainischen Hauptstadt Kiew stattfand, sagte der inzwischen 65-jährige Trainer, dass er kurz nach dem Einmarsch Russlands mit einem Mitglied der ukrainischen Regierung über eine Beteiligung an der Verteidigung des Landes gesprochen habe. Ihm wurde geraten, dass sein Alter und seine mangelnde militärische Erfahrung dies nicht ratsam erscheinen ließen. Außerdem forderte Petrakov einen Bann russischer Sportlerinnen und Sportler und Teams von allen internationalen Wettbewerben. Petrakov ist seit November 2021 Nationaltrainer der Ukraine.

Krieg als "politischer Konflikt"

Der russische Fußballverband (FUR) habe sich unter Hinweis auf diese Aussagen an die Uefa-Gremien gewandt, um eine Bestrafung für Petrakov zu erreichen. "Die Äußerungen des Cheftrainers der ukrainischen Fußballnationalmannschaft, Oleksandr Petrakov, erfolgen vor dem Hintergrund des politischen Konflikts zwischen den beiden Ländern - Russland und der Ukraine - und stellen eine politische Botschaft dar, die eindeutig gegen das Grundprinzip der politischen Neutralität verstößt", zitiert der "Guardian" aus einem Brief Denis Rogachevs, dem stellvertretende Generalsekretär der FUR, an die UEFA. Die Äußerungen Petrakovs verstießen gegen die Leitlinien der UEFA und des Weltverbandes FIFA, die "jede Art von Diskriminierung eines Landes" verbieten und den Fußball "im Geiste des Friedens" fördern wollen. Der Brief der Russen an die UEFA enthält keinen Hinweis auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine und den Krieg, in dem Tausende von Zivilisten und Militärangehörigen ums Leben gekommen sind.

"Die Äußerungen des Cheftrainers der ukrainischen Fußballnationalmannschaft, Oleksandr Petrakov, erfolgen vor dem Hintergrund des politischen Konflikts zwischen den beiden Ländern - Russland und der Ukraine - und stellen eine politische Botschaft dar, die eindeutig gegen das Grundprinzip der politischen Neutralität verstößt", schrieb Rogachev gemäß dem "Guardian". "Darüber hinaus kann das Verhalten des Cheftrainers als Beteiligung an der Förderung von öffentlichem Hass auf nationaler Basis und der Nutzung des Fußballs zur Durchsetzung politischer Ansichten angesehen werden." Russische Fußballvereine und Nationalmannschaften wurden als Konsequenz aus dem Angriff Russlands auf die Ukraine von der FIFA und der UEFA von allen Wettbewerben suspendiert, aber das Verbot gilt nicht für einzelne Spieler.

Präzedenzfall aus Aserbaidschan

Die FUR verweist auf den Präzedenzfall einer lebenslangen Sperre, die die UEFA 2020 gegen einen ehemaligen Funktionär des damaligen aserbaidschanischen Champions-League-Teilnehmers Qarabag Agdam verhängt hatte, nachdem er auf Facebook eine Nachricht gepostet hatte, in der er dazu aufrief, Armenier, darunter "Kinder, Frauen und alte Menschen", zu töten. Die Äußerungen fielen in die Zeit des Konflikts zwischen den aserbaidschanischen Streitkräften und den armenischen Streitkräften um die Gebirgsenklave Berg-Karabach. Der Verein hatte zuvor erklärt, Ibrahimov sei traumatisiert gewesen, als er Aufnahmen des Konflikts gesehen habe, darunter auch den Tod von Frauen und Kindern in aserbaidschanischen Städten, und dass er seine Äußerungen bedauere. Die UEFA hatte die FIFA gebeten, die Sperre auch weltweit zu verhängen.

Ein Sprecher des ukrainischen Fußballverbands kommentierte die russischen Forderungen scharf: "Als sein Land von eindringenden Unmenschen angegriffen wurde, war Petrakov bereit, sein Land, seine Frauen und Kinder zu verteidigen. Von welcher Art von Diskriminierung kann man bei einer Nation sprechen, die vorsätzlich einen Völkermord an einer anderen Nation begeht?" Die UEFA wollte zu dem Vorgang noch keine näheren Angaben machen: "Wir können uns nicht zu einzelnen Fällen äußern. Wenn Beschwerden eingehen, werden sie gemäß den Bestimmungen der Disziplinarordnung behandelt", sagte ein Sprecher dem "Guardian".

Quelle: ntv.de, ter

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